Monitor Jugendarmut

Armutsbetroffene Jugendliche haben schlechtere Bedingungen für ihre Selbständigkeit

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) hat den „Monitor Jugendarmut in Deutschland 2020“ vorgestellt. Sein Tenor: Jugendarmut beschneidet die Entwicklungs- und Teilhabechancen junger Menschen erheblich und oft dauerhaft. Betroffene starten unter deutlich schlechteren Bedingungen in ihre Selbständigkeit als finanziell besser abgesicherte junge Menschen. Und Corona verschärft diese Ungleichheit.

09.10.2020

Kampf um Ausbildungsplätze wird härter 

Armut ist eine stete Begleiterin im Leben vieler Jugendlicher. Sie ist der Ferienkurs, der nicht besucht wird, der Schulausflug, der nicht mitgemacht wird, der Kontakt, den man nicht knüpft – weil finanzielle Mittel und soziale Teilhabe fehlen. Jugendliche, die solche Gelegenheiten verpassen, können ihre individuellen Fähigkeiten nur eingeschränkt entwickeln – und damit auch ihre Zukunftschancen. Eine Berufsausbildung gibt Hoffnung auf einen sicheren Job und ein regelmäßiges Einkommen. Doch nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit stieg bis Juli die Zahl unversorgter Bewerber/-innen coronabedingt im Vergleich zum Vorjahr bereits um rund 12.000. Und die Aussichten sind düster, da viele Betriebe wohl dauerhaft das Ausbilden aufgeben.

Mobilität für die (Aus-)Bildung: ein Privileg

Gerade von Jugendlichen mit fehlendem oder einfachem Schulabschluss wird erwartet, dass sie auch weit entfernte Ausbildungsplätze in Kauf nehmen. Doch die Wahrheit ist: Mobilität ist ein Privileg. Auszubildende können sich das Wohnen in einer deutschen Großstadt ohnehin kaum leisten. Und sind die Eltern selbst in Geldnot, sind finanzielle Zuschüsse oder eine Bürgschaft unmöglich. „Es ist absurd. Gerade eben hatten die Jugendlichen noch Probleme, Schulmaterial oder den Sportkurs zu bezahlen. Zwei Monate später erwartet man von ihnen, dass sie eine Wohnung mieten und einrichten können“, so Lisi Maier, Vorsitzende der BAG KJS e.V.

Die Pandemie hat digitalen Unterricht unumgänglich gemacht. Technische oder finanzielle Unterstützung für Jugendliche aus benachteiligten Familien sind aber die Ausnahme. „Wenn die digitale Versorgung nicht stimmt, steht es schlecht um die Teilhabechancen. Ein Handy mit Prepaid-Karte reicht einfach nicht. Der Benachteiligungskreislauf setzt sich immer weiter fort. Viele unserer Jugendlichen werden am Ende schlechtere Berufsabschlüsse haben“, sagt Leonie Jacobi von der Einrichtung Kolping Jugendwohnen Berlin-Prenzlauer Berg.

Aktuelle Zahlen zur Jugendarmut

Der Monitor Jugendarmut bietet einen grafisch aufbereiteten Überblick über aktuelle Statistiken und Studien, die sich mit den Lebensverhältnissen junger Menschen zwischen 14 und 27 Jahren befassen. Die BAG KJS möchte damit auf die ganz besondere Situation junger armer Menschen aufmerksam machen – und auf ihr Recht, ihr Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Der aktuelle Monitor beleuchtet die Verfügbarkeit von Ausbildungs-plätzen, den Wohnungsmarkt als zusätzliche Hürde, die mangelnde soziale Teilhabe sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Perspektiven benachteiligter Jugendlicher.

Der Monitor Jugendarmut 2020 steht zusammen mit einem Überblick zum Download auf den Internetseiten der BAG KJS zur Verfügung. 

Über die BAG KJS

Die BAG KJS vertritt die Interessen junger Menschen in Kirche, Staat, Politik, Wirtschaft und Verbänden. Zentrales Thema ist die gerechte Teilhabe für alle jungen Menschen und die Bekämpfung von Jugendarmut. Dies schließt emotionale, soziale und kulturelle Armut ausdrücklich mit ein. Daher fordert die BAG KJS nicht nur das Recht auf Ausbildung, sondern eine Sozial- und Jugendpolitik, die allen jungen Menschen „Jugend ermöglicht“ und ihnen einen guten Weg in das Erwachsenenleben ebnet.

Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit e.V. vom 08.10.2020

Redaktion: Kerstin Boller

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