Familienpolitik
VAMV: Politik darf Alleinerziehende nicht länger allein lassen
Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter e. V. (VAMV) bezieht Stellung zur heute veröffentlichten Studie „Alleinerziehende unter Druck“ der Bertelsmann Stiftung.
10.03.2014
„Die Studie bringt auf den Punkt, wie die strukturelle Benachteiligung von Alleinerziehenden dazu führt, dass sie das höchste Armutsrisiko aller Familienformen haben. Im Steuerrecht, beim Unterhaltsvorschuss und beim Kinderzuschlag besteht kurzfristig dringender Reformbedarf, hier ist die Politik gefragt“, so Edith Schwab, Bundesvorsitzende des VAMV. „Kinder von Alleinerziehenden können nicht länger warten, denn Armut hat Folgen fürs ganze Leben. Eine Kindergrundsicherung schützt wirksam vor Kinderarmut.“
Deutlich macht die Studie die steuerliche Benachteiligung von Alleinerziehenden: Der Entlastungsbetrag für Alleinerziehende ist viel zu niedrig und muss deutlich angehoben werden, so ein Ergebnis der Studie. „Der Entlastungsbetrag für Alleinerziehende wurde Ende der 50er Jahre als Gegenstück zum Ehegattensplitting eingeführt. Er muss heute wieder entsprechend ausgestaltet sein, Alleinerziehende wollen nicht länger wie Singles besteuert werden. Mit der Kampagne „UmSTEUERn – keine Familie II. Klasse“ fordert der VAMV daher eine Koppelung des Entlastungsbetrags für Alleinerziehende an den Grundfreibetrag für Erwachsene“, unterstreicht Schwab.
Die Studie zeigt klar, dass viele familien- und sozialpolitische Maßnahmen Einelternfamilien oft nicht erreichen: Eine Kindergelderhöhung geht an jenen Kindern komplett vorbei, die Unterhaltsvorschuss beziehen oder in Hartz IV leben. Der Kinderzuschlag als Hartz IV-vermeidende Leistung kommt ausgerechnet bei Alleinerziehenden nicht an: Denn Unterhaltsvorschuss und Unterhalt werden angerechnet. Der Unterhaltsvorschuss selbst endet willkürlich mit dem 12. Geburtstag des Kindes und ist systematisch zu niedrig angesetzt, da er unter dem Mindestunterhalt liegt.
„Deutlich wird, wie wenig die Schnittstellen zwischen Sozial-, Steuer- und Unterhaltsrecht abgestimmt sind, Alleinerziehende werden dazwischen aufgerieben. Hier braucht es ein radikales Umdenken: Das Zusammenführen aller kindbezogenen Leistungen hin zu einer Kindergrundsicherung ist das wirksame Mittel gegen Kinderarmut. Alle Kinder müssen die gleichen Chancen haben, jenseits von Armut aufwachsen können – unabhängig davon, in welcher Familienform ihre Eltern leben oder welches Einkommen sie haben. Eine Kindergrundsicherung ist überfällig“, fordert Edith Schwab.
Quelle: Verband alleinerziehender Mütter und Väter e. V. (VAMV) vom 10.03.2013
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