Familienpolitik

Nullsummenspiel für viele Alleinerziehende: Höheres Kindergeld, gekürzter Unterhaltsvorschuss

Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V. (VAMV) kritisiert, dass Sozial- und Familienleistungen schlecht aufeinander abgestimmt seien. Der Unterhaltsvorschuss werde ab Juli 2019 gegenüber 2018 um einige Euro sinken, weshalb Alleinerziehende weiter benachteiligt würden. Die Kindergelderhöhung führe zu einem Nullsummenspiel.

11.07.2019

Alleinerziehende erleben derzeit eine böse Überraschung: Der Unterhaltsvorschuss sinkt ab Juli bei 714.000 Kindern von Alleinerziehenden um den gleichen Betrag, um den das Kindergeld ansteigt. „Mit der Kindergelderhöhung will Bundesfamilienministerin Giffey Familien entlasten. Spart der Staat jedoch die 10 Euro, die es ab Juli mehr gibt, beim Unterhaltsvorschuss direkt wieder ein, ist das keine Entlastung. Mit diesem Nullsummenspiel für Alleinerziehende muss Schluss sein!“, kritisiert Daniela Jaspers, Bundesvorsitzende des Verbandes alleinerziehender Mütter und Väter e.V. (VAMV).

Kindergelderhöhung bringt keine Entlastung

Kinder, die Unterhaltsvorschuss beziehen, haben weniger Geld zur Verfügung, als Kinder, die Mindestunterhalt vom anderen Elternteil bekommen: Ihnen fehle ein Betrag in Höhe des halben Kindergeldes – ab Juli sind das 102 Euro. „Es ist höchste Zeit, die Anrechnung des Kindergeldes zumindest an das Unterhaltsrecht anzugleichen und es nur zur Hälfte vom Mindestunterhalt abzuziehen“, fordert Jaspers.

Sozial- und Familienleistungen seien so schlecht aufeinander abgestimmt, dass der Unterhaltsvorschuss ab Juli 2019 gegenüber 2018 sogar um einige Euro sinken wird: Hier werde erschreckend klar, dass Alleinerziehende durchs Raster fallen. Immerhin, so äußert sich der Verband, gehe es um Kinder, die auch gerne einmal in den Sommerferien schwimmen gegangen wären oder einen Eisbecher gegessen hätten. Oder auch nur neue Turnschuhe brauchen. Sie baden stattdessen aus, dass der unterhaltspflichtige Elternteil nicht zahlt.

Ungerechtigkeit stoppen: Peition gestartet

„Wir bekommen viele empörte Reaktionen von Alleinerziehenden, die es als geradezu zynisch empfinden, dass ausgerechnet ihnen die Kindergelderhöhung nicht gegönnt wird“, berichtet Jaspers. „Dabei haben sie finanziell höhere Belastungen und strampeln sich redlich ab, um alle Herausforderungen des Alltags mit Kindern allein zu bewältigen.“

Alleinerziehenden, die ihren Unmut kämpferisch loswerden möchten, empfiehlt der Verband alleinerziehender Mütter und Väter, eine entsprechende Petition zu unterstützen und sich mit einer Email direkt an Ministerin Giffey zu wenden, um ihrer Unzufriedenheit Luft zu machen.

Informationen zum VAMV

Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V. (VAMV) vertritt seit 1967 die Interessen der heute 2,7 Millionen Alleinerziehenden. Der VAMV fordert die Anerkennung von Einelternfamilien als gleichberechtigte Lebensform und entsprechende gesellschaftliche Rahmenbedingungen. Er tritt für eine verantwortungsvolle gemeinsame Elternschaft auch nach Trennung und Scheidung ein.

Quelle: Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V. (VAMV) vom 27.06.2019

Redaktion: Kerstin Boller

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