Familienpolitik

Betreuungsgeld: LandFrauen gegen "Herdprämie"

"Wenn vor Ort Kitaplätze fehlen, gibt es nichts zum Auswählen. Es sei denn, gemeint ist die Entscheidung, ob Mutter oder Vater zu Hause bleibt. Wahlfreiheit sieht anders aus", kommentiert Brigitte Scherb, Präsidentin des Deutschen LandFrauenverbandes (dlv), das Vorhaben der Regierung, ein Betreuungsgeld für Kinder zu zahlen, die nicht in einer Kita betreut werden.

18.11.2011

Der Koalitionsvertrag von 2009 versprach Eltern, frei entscheiden zu können, wie ihre Kleinkinder betreut werden sollen. "Vielen Eltern wird das verwehrt", betont Scherb. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes fehlten noch über 230.000 Betreuungsplätze (von den angestrebten 750.000), in erster Linie in den alten Bundesländern.

Zukunftsorientierte Kommunen zeigten, so der dlv, dass es möglich sei, den Betreuungswünschen von Eltern in vollem Umfang gerecht zu werden. Ein Beispiel dafür sei die Gemeinde Hohe Börde in Sachsen-Anhalt, in der fast 20.000 Menschen lebten und 800 Kitaplätze verfügbar seien. LandFrau Steffi Trittel ist dort Bürgermeisterin. "Unsere Gemeinde hat dafür gesorgt, dass ausreichend Kita-Plätze zur Verfügung stehen, denn nur dann hat unsere Kommune eine Zukunft", sagt sie.

Das geplante Betreuungsgeld in Höhe von 150 Euro für Eltern, die keinen Krippenplatz oder Kindertagesstätte für ihr Kind in Anspruch nehmen, nütze den erwerbstätigen Frauen wenig, betont dlv-Präsidentin Brigitte Scherb. Viele, gerade gut qualifizierte Frauen, wollten schnell in ihren Beruf zurück, müssten sich aber stattdessen erst einmal in die Kita-Warteliste eintragen. "Was das für die Gesellschaft und den ländlichen Raum bedeutet, ist bekannt: Die jungen Familien ziehen weg, die ländlichen Räume bluten aus", sagt Scherb. Und sie fordert: "Anstatt das Betreuungsgeld im "Gießkannenprinzip" auszuzahlen, sollten die Mittel für Verbesserung der Kinderbetreuung und Bildung verwendet werden". Bund, Länder und Kommunen müssten endlich dafür sorgen, dass wenigstens die angestrebte Betreuungsquote von 35 Prozent flächendeckend erreicht werde.

Quelle: Deutscher LandFrauenverband e.V. (dlv)

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