Bildungspolitik

„Wohin geht die Reise?“ – Grundsatzrede der Bundesbildungsministerin zur Kulturellen Bildung

Prof. Dr. Johanna Wanka und Dr. Gerd Taube (Montage)

Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka hat beim 4. Dialogforum „Kultur bildet.“ am 10. Juni 2014 vier Maximen für die zukünftige kulturelle Bildungspolitik des Bundes formuliert. Kulturelle Bildung sei ein wichtiger Faktor für Lebensglück und Freude, betonte die Ministerin in ihrer Rede. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion plädierte der BKJ-Vorsitzende Dr. Gerd Taube dafür, die Ziele des Programms „Kultur macht stark“ als dauerhafte Aufgabe zu begreifen.

12.06.2014

Bundesbildungsministerin Wanka sagte, es könne nicht darum gehen, alle Menschen, ob sie wollen oder nicht, mit Kultureller Bildung zu beglücken. Viemehr sei das Ziel, allen die Chance zu geben, Kultur für sich zu entdecken.

1. Maxime: Alle Lebensabschnitte im Blick

„Kulturelle Bildung muss den ganzen Menschen stärken“, forderte Wanka als erste Maxime und warnte vor einem verkürzten Blick auf Schule oder bestimmte Altersgruppen. Es brauche passende Konzepte für alle Altersgruppen, insbesondere auch für ältere Menschen, für heterogene und breite Zielgruppen. Eine generationenübergreifende Praxis und mobile Angebote seien deshalb erforderlich.

2. Maxime: Mehr Bildungsgerechtigkeit

Die zweite Maxime lautet: „Kulturelle Bildung muss für die Verwirklichung von mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen.“ Fast 29 Prozent der Kinder und Jugendlichen lebten in mindestens einer Risikolage, sei es ein bildungsfernes Elternhaus, fehlende Erwerbstätigkeit der Eltern oder eine schlechte finanziellen Lage der Familie. Ganztagsbildung und Kindertagesstätten spielten eine entscheidende Rolle im Kampf für mehr Bildungserechtigkeit. Der Bund stellt nach Angaben der Ministerin eine halbe Milliarde für die Lehrerbildung zur Verfügung; dieses Geld könne von Hochschulen auch für Qualifizierung im Bereich der Kulturellen Bildung beantragt werden.

3. Maxime: Forschung fördern

Innovative Ideen zu fördern und Exzellenz zu ermöglichen, sei die dritte Maxime. Wanka versprach, die Forschung zur Kulturellen Bildung künftig stärker zu fördern. Denn es brauche handfeste Beweise, was uns ohne Kulturelle Bildung verloren ginge.

4. Maxime: Netzwerke ausbauen

Kommunikation und Netzwerke zu fördern, lautet der vierte und letzte Punkt auf der Agenda der Bundesbildungsministerin zur Kulturellen Bildung. Künftig müsse man noch intensiver miteinander reden – dies gelte auch für den Dialog zwischen jenen, die Programme konzipieren, und jenen, die sie umsetzen. Wichtig sei es darüber hinaus, Modelle guter Praxis bekannt zu machen und zu verbreiten.

Zur Teilhabe befähigen

Bei der Podiumsdiskussion mit Vertreter/innen der Kulturellen Bildung im Anschluss an Wankas Rede begrüßte der Vorsitzende der BKJ, Dr. Gerd Taube, den umfassenden Ansatz der Ministerin, der den ganzen Menschen und die Gesellschaft in ihrer Vielfalt und Diversität in den Blick nimmt. „Kulturelle Bildung sollte nicht segmentiert werden“, sagte Taube. Jedem die Chance eröffnen zu wollen, Kultur als Quelle von Lebensglück und Freude für sich zu entdecken, bedeutet nach Ansicht von Taube allerdings nicht nur, Teilhabe zu ermöglichen, sondern auch zur Teilhabe zu befähigen.

Exzellenzinitative für Kulturelle Bildung

Bezogen auf die Förderung von Forschung, Lehre, Innovation und Exzellenz lenkte Taube den Blick auf die Notwendigkeit von hoher Qualität in der akademischen Forschung und Lehre im Bereich der Kulturellen Bildung. „Eine Exzellenzinitiative, ein Hochschulpakt für Kulturelle Bildung“ sei das Gebot der Stunde. Auch schlug er vor, die Weiterbildung von Lehrkräften und Künstler/innen zu verknüpfen. Bei beiden Zielgruppen gehe es vor allem um die Vermittlung einer spezifischen professionellen Haltung.

Bildungsbündnisse dauerhaft schmieden

Taube bekräftigte, dass Schule und Kita die Orte seien, an denen die meisten Menschen erreicht werden könnten. Deshalb sei es weiterhin eine große Chance und Herausforderung für die außerschulischen Akteure, dort ihren Platz zu finden. Damit dies gelinge, müssten sich beide Seiten weiterentwickeln. „Schule kann als System etwas lernen, aber auch die Kulturakteure lernen in der Kooperation mit Schule. Die Zukunft liegt in der Bildungslandschaft der Akteure vor Ort“, sagte Taube. Hier liege auch das große Potenzial von „Kultur macht stark“: Das Programm bringt Akteure vor Ort dazu, Bündnisse zu schmieden. „Man schmiedet etwas, damit es zusammen bleibt. Das Ziel des Programms wird deshalb nicht in fünf Jahren erledigt sein“, so Taube weiter. Wenn Wirksamkeit in der Breite erreicht werden solle, gelte es außerdem schon im laufenden Programm darüber nachzudenken, wie Verfahren weiter vereinfacht werden können.

Das Dialogforum „Kultur bildet.“ wurde vom Deutschen Kulturrat veranstaltet und gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Kooperationspartner war die Kulturprojekte Berlin GmbH.

Sendehinweis

Die Diskussionsrunde des vierten Dialogforums wird von Deutschlandradio Kultur am Freitag, 13. Juni 2014, ab 19.07 Uhr und von WDR 3 am Sonntag, 13. Juli 2014, ab 19.05 Uhr ausgestrahlt.

Redaktion: BKJ Redaktion

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