Bildungspolitik

Vereinbarung „Rheinland-Pfalz für Ausbildung und Fachkräftesicherung 2010-2013“ unterzeichnet

„Nach sechs erfolgreichen Jahren der Zusammenarbeit wollen wir heute erneut die Voraussetzungen schaffen, dass alle jungen Menschen in Rheinland-Pfalz eine gute Ausbildungs- und Weiterbildungsperspektive haben“, sagte Ministerpräsident Kurt Beck in Mainz.

20.05.2010

Gemeinsam mit den Partnern der Wirtschaft und der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit unterzeichneten der Ministerpräsident, Arbeitsministerin Malu Dreyer, Wirtschaftsminister Hendrik Hering und Bildungsstaatssekretär Michael Ebling die Vereinbarung „Rheinland-Pfalz für Ausbildung und Fachkräftesicherung 2010-2013“.

„Der Ausbildungspakt in Rheinland-Pfalz war erfolgreich“, betonte der Ministerpräsident. Die Zahl der neuen Ausbildungsverträge habe sich in den vergangenen fünf Jahren sogar besser entwickelt als die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung insgesamt. Die Ausbildungsquote, also die Relation der Auszubildenden im Verhältnis zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, liege in Rheinland-Pfalz über dem Bundesdurchschnitt. Trotz der Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise habe es in den letzten beiden Jahren jeweils Ende September mehr unbesetzte Ausbildungsstellen als unversorgte Bewerberinnen und Bewerber gegeben. Die Zahl der jeweils am Ende des Jahres noch unversorgten Jugendlichen sei konstant gesunken.

„Mit der Verlängerung der Vereinbarung um drei weitere Jahre wollen wir die erfolgreiche Kooperation fortsetzen und zugleich auch neue Zielrichtungen stärker in den Blick nehmen“, so Beck. 

Schon im vergangenen Jahr haben sich das Bildungsministerium, das Arbeitsministerium, die Wirtschaft und die Regionaldirektion auf eine optimierte Zusammenarbeit mit verbindlichen Regelungen verständigt, um Jugendliche stärker bei der Berufsorientierung zu unterstützen. „Damit wurde in Rheinland-Pfalz die Bedeutung der Berufsorientierung früher als in anderen Ländern als Handlungsfeld aufgegriffen und mit konkreten Vereinbarungen verbunden“, erinnerte der Ministerpräsident.

Erstmals verständigen sich die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner auch zu gemeinsamen Vorhaben in der berufsbezogenen und betrieblichen Weiterbildung. „Wir wollen zunehmend das gesamte Spektrum von Erstausbildung und Weiterqualifizierung in den Blick nehmen mit dem Ziel, zur Sicherung des Fachkräftebedarfs im Land beizutragen“, so Ministerpräsident Beck. Auch mit diesem Ansatz sei das Land Vorreiter und eines der ersten Länder, in denen sich die Akteure auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt über den Ausbildungspakt hinaus auf gemeinsame Strategien zur Fachkräftesicherung verständigen. „Die Landesregierung setzt beim Thema Fachkräftesicherung einen Schwerpunkt“, kündigt Ministerpräsident Kurt Beck an. Dieser werde unter dem Motto „Gute Leute - Gute Aussichten“ kommuniziert. Jeder junge Mensch solle als Fachkraft der Zukunft gesehen werden und erfahrene Fachkräfte sollten sich weiter entwickeln können. 

Ein Schwerpunkt der Vereinbarung liege auf der guten Vorbereitung auf die Ausbildung in einem leistungsfähigen Schulsystem und auf der frühzeitigen engen Zusammenarbeit von Schule und Wirtschaft. „Der Rückgang der Schulabgängerzahlen bedeutet, dass das Angebot an Ausbildungsstellen absehbar die Nachfrage übersteigen werde. Deshalb sind die Stärkung der dualen Ausbildung und die bessere Information ein besonderes Anliegen und inhaltlicher Schwerpunkt dieser Vereinbarung“, bekräftigte Präsident Peter Adrian für die Arbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern Rheinland-Pfalz. Damit die duale Ausbildung eine starke Säule des Bildungssystems bleibe, müsse stärker für ihre hervorragenden Qualifizierungs- und Aufstiegsperspektiven geworben werden. Voraussetzungen und Rahmenbedingungen müssten verbessert werden. „Die Industrie- und Handelskammern Rheinland-Pfalz wollen sich weiterhin dafür engagieren, jedem ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Jugendlichen einen Ausbildungsplatz oder eine adäquate Qualifizierung anzubieten. Die notwendige Fachkräftesicherung der Betriebe erfordert unter anderem, dass Ausbildungsangebot und Ausbildungsnachfrage noch passgenauer zusammengebracht werden“, so Adrian.

„Die Sicherung des Fachkräftebedarfs durch ausreichende Ausbildung von Nachwuchskräften und die Förderung der Arbeitsfähigkeit von Beschäftigten ist eine der entscheidenden Zukunftsaufgaben, der sich die Landesregierung aktiv stellt“, betonte auch Arbeitsministerin Malu Dreyer. „Wir können es uns weder mit Blick auf die Menschen noch mit Blick auf den wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes erlauben, auf das Wissen und Können von Irgendjemandem zu verzichten.“ Umso erfreulicher sei es, dass mit der Vereinbarung unter anderem die Grundlage dafür gelegt werde, das Engagement der Landesregierung und der Partner für Jugendliche ohne, mit unzureichendem oder länger zurückliegendem Schulabschluss und für Jugendliche mit Migrationshintergrund gemeinsam umzusetzen. 

Jürgen Haßdenteufel, Geschäftsführer für den Bereich Grundsicherung bei der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, betonte, dass es trotz sinkender Schulabgängerzahlen auch in Zukunft notwendig sein werde, junge Menschen auf dem Weg in eine Ausbildung und während ihrer Ausbildung zu unterstützen. „Angefangen bei den Regelangeboten der Berufsberatung, bis hin zu den Leistungen der Berufsvorbereitung und im Besonderen der vertieften Berufsorientierung, für die wir im Jahr 2010 rund zwölf Millionen Euro veranschlagen, nehmen wir diesen Auftrag an. Wir werden daher auch in Zukunft gemeinsam mit unseren Partnern darauf hinwirken, dass jeder Jugendliche die Hilfe erhält, die er benötigt.“ Haßdenteufel wies darauf hin, dass die Arbeitsagenturen bei Problemen während der Ausbildung auch Nachhilfeunterricht finanzieren könnten. „Ausbildungsabbrüche können damit vielfach vermieden werden“, stellte Haßdenteufel fest.

„Eine qualifizierte Ausbildung ist nicht nur die Basis für einen erfolgreichen Start in die Arbeitswelt und gute berufliche Perspektiven der Jugendlichen, sondern auch für die Unternehmen der richtige Weg, den Fachkräftebedarf von morgen zu sichern“, unterstrich Wirtschaftsminister Hendrik Hering. Deshalb unterstütze die Landesregierung die Unternehmen mit unterschiedlichen Förderprogrammen bei der Finanzierung von Ausbildung. Neben zinsgünstigen Darlehen für Betriebe, die Ausbildungsplätze schaffen, werden die Übernahme von Auszubildenden aus Insolvenzbetrieben und die Ausbildung in Verbünden gefördert. 

Handwerkskammerpräsident Karl Josef Wirges stellte die Chancen der dualen Berufsausbildung für junge Menschen in den Vordergrund: „Jugendliche können entsprechend ihrer jeweiligen unterschiedlichen Begabungen und Interessen unter einer Vielfalt von Berufen und darauf aufbauenden Karrierewegen wählen. Das schließt auch den direkten Zugang zu einem Studium ein.“ Mit diesen Optionen könne sich die duale Berufsausbildung als das eigentliche Premium-Bildungsprodukt und als adäquate Alternative zum Abitur darstellen. Aus Sicht der Handwerkskammern sei die Berufsorientierung ein wesentliches Element des Paktes.

„Die duale Ausbildung ist eine starke Säule der Ausbildung in Rheinland-Pfalz, die auch künftig von ihrer zentralen Bedeutung bei der Fachkräftesicherung nichts verlieren wird“, unterstrich der Staatssekretär im Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur, Michael Ebling. „Durchlässigkeit und vielfältige Aufstiegsmöglichkeit durch ein Bildungssystem ohne Sackgassen sind die entscheidenden Rahmenbedingungen, die Fachkräfte mit einer beruflichen Ausbildung in Rheinland-Pfalz vorfinden“, unterstrich Ebling. Beispielhaft nannte er die Novellierung des Hochschulgesetzes, durch die künftig mit dem Meisterabschluss ein uneingeschränkter Zugang zum Hochschulstudium möglich ist. „Dies ist auch eine Bestätigung dafür, dass die duale Ausbildung ein gutes Fundament bietet für individuelle Wege der beruflichen Qualifizierung.“ 

Für den Präsidenten der Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz, Dr. Gerhard Braun, ist wichtig, dass mehr ausbildungsfähige und ausbildungswillige junge Menschen die Schulen mit einem ordentlichen Abschluss verlassen - gerade mit Blick auf den bereits spürbaren Fachkräftemangel. Die Unternehmerverbände bieten ihre Mithilfe an. „Alleine ist diese Herkulesaufgabe nicht zu stemmen. Nur wenn Eltern, Lehrer und Unternehmen gemeinsam für bessere Bedingungen sorgen, werden wir dieses Ziel erreichen“, so der LVU-Präsident. „Grundsätzlich gilt im weltweiten Standortwettbewerb, dass wir mindestens um das besser sein müssen, was wir teurer sind. Das geht nur mit exzellent ausgebildeten Fachkräften.“ 

„Die Freien Berufe sehen auch in schwierigen Zeiten gute berufliche Perspektiven, weil sie sich um die wahren Probleme der Menschen im Land kümmern“, bekräftigte Dr. Andreas Kiefer, Vizepräsident des Landesverbandes der Freien Berufe. „Daher bieten sie auch jetzt hervorragende Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten und sichere Arbeitsplätze. Diese Aussicht hat auch in Zukunft Bestand.“ 

„Für Rheinland-Pfalz, als ein stark von Land- und Forstwirtschaft, Garten- und Weinbau geprägtes Land, sind bestens qualifizierte Betriebsleiter und Mitarbeiter in diesen Berufen von besonderer Bedeutung“, so der Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Heribert Metternich. „Für die Agrarwirtschaft bedeuten gut ausgebildete Nachwuchskräfte Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftssicherung für die Betriebe.“ Die aktuelle Zahl von 2.080 Auszubildenden in den 14 grünen Berufen zeige das Vertrauen vieler junger Menschen auf eine sichere berufliche Zukunft in diesen Sektor. Die Landwirtschaftskammer biete mit den Ausbildungsbetrieben und den Dienstleistungszentren Ländlicher Raum als Partner im dualen Ausbildungsverbund Qualifikationen an, die zu interessanten, anspruchsvollen und erfüllenden Berufskarrieren führen. 

„Trotz sinkender Bewerberzahlen und ungeachtet der schwachen Binnenkonjunktur halten die Handelsunternehmen Kurs bei der Ausbildung", schätzte der Hauptgeschäftsführer des rheinland-pfälzischen Einzelhandelsverbands, Dr. Hanno Scherer, die Lage ein. Die Branche werde weiter erheblich zum Gelingen des Ausbildungspaktes beitragen. „Die Novellierung des Hochschulgesetzes bietet auch den Auszubildenden im Einzelhandel Perspektiven, sich weiter zu qualifizieren.“ 

Quelle: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz

ik

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