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Der Paritätische und der Dachverband der Berliner Kinder- und Schülerläden (DaKS) haben eine Untersuchung über die Umsetzung des Ganztags an Grundschulen initiiert. Auf Grundlage der Ergebnisse fordern sie eine berlinweite Debatte über Ziele, Umsetzung und qualitative Weiterentwicklung des schulischen Ganztags.
Vergangenen Donnerstag (17.09.2015) haben der Paritätische Berlin und der DaKS eingeladen, um die Ergebnisse ihrer Befragung von Pädagoginnen und Pädagogen, Eltern, Schülerinnen und Schülern hinsichtlich der Umsetzung und der Zufriedenheit mit dem Ganztag an Berliner Grundschulen zu präsentieren und mit den unterschiedlichen Akteuren ins Gespräch zu gehen. Gekommen waren über hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen und politischen Institutionen, aus der Praxis und der Politik.
Basis der Befragung waren zentrale Entwicklungsziele aus dem "Berliner Bildungsprogramm für die Offene Ganztagsgrundschule", das vor fünf Jahren gemeinsam von den Verbänden und der Senatsbildungsverwaltung herausgegeben wurde. Zielstellung der Veranstalter war es, mit Unterstützung der Autorinnen und Autoren des Bildungsprogrammes, einen breit angelegten Einblick in die Umsetzung des Bildungsprogramms und die Zufriedenheit aller Akteure am Ganztagsort Schule zu erhalten. Aus Sicht des Paritätischen und des DaKS ist dieses Anliegen, bei stetig steigenden Kinderzahlen im Ganztag der Berliner Schulen, ein drängendes Erfordernis.
In Berlin besuchen bereits zwei Drittel aller Grundschulkinder den Ganztag. Eine weitere Steigerung dieser Zahl ist absehbar. Der Paritätische und der DaKS sehen deshalb sowohl die Schulen als auch die mit ihnen kooperierenden Jugendhilfeakteure in der Verantwortung, die Berliner Grundschulen zu einem "guten Ort für Kinder" zu machen. Umso mehr, da dieses Thema in den bildungspolitischen Diskussionen der vergangen Jahre kaum präsent gewesen ist. Diese "Black-Box Ganztag" gilt es zu erhellen.
Dem Aufruf vom Paritätischem und DaKS sind 980 Pädagoginnen und Pädagogen, Eltern und Kinder (für die es einen gesonderten Fragebogen gab) gefolgt. Damit haben nachweislich 101 von insgesamt ca. 440 Berliner Grundschulen an der Beantwortung der Fragen teilgenommen. Da die Hälfte der Fragebögen ohne Angabe des konkreten Schulnamens erfolgte, ist sogar von einer deutlich höheren Beteiligung auszugehen.
Die Auswertung der Fragebögen durch Dr. Christa Preissing und Milena Hiller vom Institut INA (Internationale Akademie für Innovative Pädagogik, Psychologie und Ökonomie gGmbH) ergibt unter anderem:
Mehr zu den Untersuchungsergebnissen inklusive Empfehlungen von INA sowie weitere Informationen siehe in Kürze: www.gute-orte-fuer-kinder.de.
Die anschließende Gesprächsrunde mit Berliner Abgeordneten, Trägern, Grundschulverband und dem Publikum wurde von Daniela von Treuenfels von der Stiftung Bildung moderiert. Einige Diskussionssplitter:
"Auf die Schulebene sind in den letzten Jahren neben dem Ganztag weitere bedeutende Themen angekommen, die zu bewältigen sind, wie Kinderschutz oder Inklusion."
"Es muss eine öffentliche und politische Debatte über Umsetzung und Zielstellungen geführt werden. Politik muss wissen, was in den Schulen passiert."
"Wieso können einige ,Vorzeigeschulen' unter den gleichen Rahmenbedingungen überzeugende Konzepte realisieren?"
"In den Schulen muss mehr Demokratie Eingang halten. Ein Durchregieren von Oben reicht nicht und kann auch nicht gelingen. Partizipation und Beteiligung vor Ort müssen gestärkt werden. Das schafft positive Veränderungen."
"Berliner Schulen haben schon heute einen Riesenspielraum, wenn es darum geht, ihre Schule zu gestalten. Den müssen sie endlich auch nutzen. Dafür müssen Prioritäten gesetzt werden."
"Ohne ausreichende personelle und strukturelle Ausstattung des Ganztags implodiert das System irgendwann. Und man nimmt Überforderung, Demotivation und Engagementverlust wissentlich in Kauf. Hier muss es klare Aussagen geben, wo die Ressourcen fehlen."
"Die verbindliche Umsetzung des Jahrgangsübergreifenden Lernens in Berlin war ein Fehler. Es ist auch an der schlechten Ausstattung gescheitert. Das darf nicht wieder passieren."
"Mit Blick auf Kooperation und gemeinsame Konzeptentwicklung sind die Arbeitsbedingungen schwierig. Zeiten für Vor- und Nachbereitung und Kommunikationszeiten müssen festgeschrieben werden. Die unterschiedlichen Professionen haben verschiedene Arbeitszeiten und Verträge. Auch die Teilzeitbeschäftigung erschwert gemeinsame Abstimmungen."
"Wir brauchen dringend Aufgabenbeschreibungen für Lehrerinnen und Lehrer und den sozialpädagogischen Fachkräften, was den Ganztag betrifft."
Bei der Verabschiedung verleihen der Paritätische und der DaKS verstärkt ihrer Forderungen nach einer weitergehenden landesweiten Debatte zur Qualität im schulischen Ganztag Ausdruck. In Vorbereitung ist ein breites gesellschaftliches Bündnis mit Eltern, Gewerkschaften, Verbänden und weiteren Interessierten, um dem Thema "Qualität im Ganztag" Gehör zu verschaffen und konkrete Forderungen aufzustellen.
Erste Gespräche laufen, eine Auftaktveranstaltung soll zu Beginn 2016 folgen.
Quelle: Der Beitrag von Elvira Kriebel (Parität Berlin) und Roland Kern (DaKS) erschien zuerst auf dem Blog jugendhilfe bewegt berlin.