Bildungspolitik

Studienplatzvergabe-Chaos: aej fordert strukturelle Konsequenzen

Die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e. V. (aej) und die Evangelische StudentInnengemeinde in der Bundesrepublik Deutschland (ESG) kritisieren energisch die chaotischen Zustände bei der Vergabe von Studienplätzen.

08.02.2010

„Der gedankenlose Umgang mit dem Leben junger Menschen ist inzwischen unerträglich und unverantwortlich - in anderen Politikfeldern wären Verantwortliche zum Rücktritt gezwungen!“, stellt Mike Corsa, Generalsekretär der aej, fest. „Seit Jahren werden junge Menschen angetrieben, das Abitur schneller zu machen um früher dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen. Wir hatten noch nie einen solch hohen Einsatz an außerschulischer Nachhilfe und Verdichtung von Unterricht wie heute - und dann verbummeln die verantwortlichen Hochschulrektor(inn)en und Bildungspolitiker(innen) einen guten Übergang an die Hochschule!“

Es ist nicht hinzunehmen, dass die einschneidende Umstellung von der Schule zum Studium noch durch ein undurchsichtiges Zulassungsverfahren erschwert wird. Oft ist Studienanfänger(inne)n über Wochen und Monate unklar, an welchem Studienort eine Zulassung sofort oder im ersten, zweiten oder gar einem weiteren Nachrückverfahren erfolgt. Wie soll ein Studienbeginn gelingen, wenn erst dann eine Zimmersuche und Eingewöhnung möglich ist, nachdem das Semester schon begonnen hat? Das ist fast unmöglich, wenn letzte Zulassungen erst im achten Nachrückverfahren Mitte November erfolgen - vier Wochen nach Semesterbeginn.

„Fast alle Studierende beginnen heute im Bachelor-Studium und da ist schon der erste Tag prüfungsrelevant!“, verdeutlicht Jörn Möller, Generalsekretär der ESG. Schon die Prüfungen am Ende des ersten Semesters sind kaum zu bestehen, wenn das Studium erst mit mehrwöchiger Verspätung aufgenommen wird, weil sich die Zulassung hinzieht und erst kurz vor Weihnachten die Wohnung am Studienort bezogen werden kann. Wenn es schon im ersten Semester einen unverschuldeten Fehlstart gibt, verlängert sich das Studium, von dem alle behaupten, es müsse schnell und effizient erfolgen, leicht um ein Jahr.

Übereinstimmend fordern beide Verbände von Hochschulrektor(inn)en und Bildungspolitiker(inne)n der Länder und des Bundes schnellstens eine straffe und durchdachte Organisation der Studienzulassung. Ein System wie die langjährige Vergabe von Studienplätzen über eine zentrale Vergabestelle kann hier ein wirksames Instrument darstellen. „Auch diese Entwicklung spricht eindeutig für mehr Bundeskompetenz in der Bildung“, so Mike Corsa, „der gerne zitierte Wettbewerb der Bundesländer und der Hochschulen geht deutlich zu Lasten von jungen Menschen.“

Keinesfalls hinzunehmen ist die derzeitige Praxis, von Schulen und Hochschulen andauernd Schnelligkeit und Effizienz zu fordern, während die Hochschulzulassung bedenkenlos Lebenszeit und Engagement der Studienanfänger(innen) verschleudert.

Quelle: Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej)

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