Bildungspolitik

Sprachliche Bildung und Sprachförderung als Schlüssel zum schulischen Erfolg

Hessen hat ein schulisches Gesamtsprachförderkonzept für Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache entwickelt. „Sprachliche Bildung ist das Fundament für die Bildung insgesamt. Das Beherrschen der Grundlagen und auch Feinheiten unserer Sprache ist entscheidend für das Erschließen weiterer Bildungsinhalte. Sprachliche Bildung und Sprachförderung sind somit der Schlüssel zum schulischen Erfolg und tragen damit zur Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit bei.“ Das waren die Hauptbotschaften, die der Hessische Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz und der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt, am 11. Juli 2019 in Wiesbaden verkündeten.

16.07.2019

„Deshalb legen wir in Hessen auch so viel Wert auf die Sprachförderung und haben dafür in den vergangenen Jahren ein schulisches Gesamtsprachförderkonzept für Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache entwickelt, das kontinuierlich ausgebaut und ergänzt wurde“, erklärte Lorz. „Gerade im Einwanderungsland Deutschland müssen wir eine Sprache als verbindendes Element sprechen können. Dazu ist – zusätzlich zur Schule – der Einsatz vieler erforderlich: Elternhäuser, Vereine, Stiftungen, Medien, Unternehmen“, hob Kaehlbrandt hervor. „Denn die Bildungssprache erfordert langjährige Übung. Ihre Vermittlung muss deshalb als gesamtgesellschaftliche Aufgabe begriffen werden.“

Kultusminister Lorz dankte dem Stiftungsvorsitzenden für das großartige Engagement, und die intensive Zusammenarbeit: „Für Schule ist der Erwerb bildungssprachlicher Kompetenzen eine der Kernaufgaben. Dass das auch eine Mehrheit der Deutschen so sieht, konnten wir in diesen Tagen einer aktuellen Allensbach-Umfrage entnehmen. Der Erwerb bildungssprachlicher Kompetenzen endet aber nicht vorm Schultor, weshalb wir ausdrücklich auf die Kooperation mit außerschulischen Partnern setzen. Sie ist ein wichtiger, ergänzender Baustein der Förderung der Bildungssprache.“ Lorz und Kaehlbrandt informierten sich heute über den Wiesbadener „Deutschsommer“ – einem gemeinsamen Kooperationsprojekt von Kultusministerium und Stiftung.

„Deutschsommer“ als Beispiel für öffentlich-private Kooperation

An der Adalbert-Stifter-Schule findet in den ersten drei Ferienwochen für 27 Kinder aus der Landeshauptstadt der sogenannte „Deutschsommer“ statt. Die Drittklässler kommen von sieben Wiesbadener Grundschulen und stärken in diesem Programm auf spielerische und gleichzeitig sehr systematische Art und Weise ihre Deutschkenntnisse bei der Erarbeitung eines Theaterprojekts. „Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft hat sich die Deutsch-Förderung auf die Fahnen geschrieben“, betonte Kaehlbrandt. „Der Deutschsommer unterstützt diejenigen Grundschüler, die besonderen sprachlichen Förderbedarf haben. Dazu nutzen wir die Hälfte der Sommerferien. Die Kinder verbessern spielerisch ihre Deutschkenntnisse, denn wir verbinden Sprachunterricht und Theaterspiel. Die Kinder erleben, dass sie sich sprachlich verbessern können. Das stärkt ihre sprachliche Bewusstheit und ihr Selbstbewusstsein. Und gestärkt kommen sie dann auch wieder in ihre Schulklasse in dem für sie besonders wichtigen 4. Schuljahr zurück. Besonders freuen wir uns über den Schulterschluss mit dem Hessischen Kultusministerium. In dieser fruchtbaren öffentlich-privaten Partnerschaft haben wir gemeinsam schon eine Menge erreicht.“

Stärkung der Bildungssprache Deutsch

Die Stärkung und Förderung der Bildungssprache Deutsch hat sich Kultusminister Lorz als Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK) 2019 zu seinem Jahresthema gewählt. Nach den ersten sechs Monaten zog Lorz nun auch eine positive Bilanz dieses Wirkens und gab einen Ausblick auf die weiteren Vorhaben in den kommenden Monaten. Unter dem Titel „Gutes Deutsch – bessere Chancen“ hatte Lorz sein Thema bereits im Februar als KMK-Präsident auf dem Podium der didacta, der größten Fachmesse für Bildungswirtschaft in Europa, einbringen können. Zeitgleich begann die intensive Arbeit an der KMK-Empfehlung zur Förderung der Bildungssprache, die im Frühsommer im Schulausschuss beraten wurde und auf der Kultusministerkonferenz im Laufe des Jahres final beschlossen werden soll. „Ich freue mich sehr, dass das von uns gesetzte Thema sowohl im Kollegenkreis der KMK als auch bei Verbands- und Stiftungsvertretern und nicht zuletzt bei zahlreichen Schulpraktikern auf eine so außerordentlich positive Resonanz gestoßen ist. Dies hat uns in unserer Arbeit bestärkt und ermutigt, den eingeschlagenen Weg mit großem Engagement weiterzugehen“, erläuterte Lorz. Im November solle in Frankfurt daher ein Fachkongress stattfinden, der sich ebenfalls dem Thema der Stärkung der Bildungssprache Deutsch widmen wird.

Thema im Koalitionsvertrag

Lorz verwies außerdem auf die zahlreichen Vorhaben, auf die sich die Koalitionspartner in Wiesbaden in ihrem Vertrag für die Regierungsarbeit verständigt haben: „Unter dem Titel ‚Bildungssprache Deutsch fördern‘ widmet der Koalitionsvertrag diesem Thema ein ganzes Kapitel. Wir bekennen uns darin zu einem Deutschförderkonzept aus einem Guss, wollen einen verbindlichen Charakter für die Vorlaufkurse erreichen und setzen auf die dauerhafte Implementierung unseres Grundwortschatzes.“ Neben der Sprach- und Lesekompetenz seien das Schreiben mit der Hand, das Entwickeln einer gut lesbaren Handschrift und das korrekte Beherrschen der Rechtschreibung wichtige bildungspolitische Ziele, so der Kultusminister. „Deshalb werden wir in dieser Legislaturperiode die Stundentafel für die Grundschule um eine Stunde Deutsch erweitern.“

Lorz und Kaehlbrandt zeigten sich zum Abschluss einig in ihrer Einschätzung, dass die Bedeutung der Bildungssprache Deutsch gar nicht hoch genug eingeschätzt werden könne. Gerade vor dem Hintergrund, dass in Hessen der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund bei den unter Sechsjährigen mittlerweile über 50 Prozent liege, dürften Schule und Gesellschaft in ihren Anstrengungen nicht nachlassen. „Gemeinsam wollen und müssen wir daran weiterarbeiten, dass alle Kinder durch den Erwerb bildungssprachlicher Kompetenzen gemäß ihren individuellen Begabungen die gleichen Chancen für schulischen Erfolg haben.“

Hintergrund

Den Frankfurter Deutschsommer hat die Stiftung Polytechnische Gesellschaft vor mittlerweile zehn Jahren ins Leben gerufen und organisiert ihn in diesem Jahr für 182 Kinder aus 47 Grundschulen an drei Standorten. Seit 2017 besteht darüber hinaus die Kooperation mit dem Hessischen Kultusministerium. Zunächst in Gießen, seit 2018 auch in Wiesbaden, Rüsselsheim, Wetzlar und Darmstadt konnten unter finanzieller und organisatorischer Mitwirkung des Kultusministeriums und in Kooperation mit weiteren Partnern vor Ort mehrere Standorte für die Sprachförderung in den Ferien außerhalb Frankfurts etabliert werden. Bis zu 150 Grundschülerinnen und Grundschülerinnen können daran teilnehmen.

Quelle: Hessisches Kultusministerium vom 11.07.2019

Back to Top