Bildungspolitik

Nationale Dekade für Alphabetisierung

Die Anzahl der Erwachsenen mit einem geringen Kompetenzniveau beim Lesen ist um 2,4 Prozent zurückgegangen. Diesen Rückgang bewertet die Bundesregierung positiv. Gleichwohl bestehe weiter Handlungsbedarf, um die Zahl von Menschen mit geringen Lese- und Schreibkompetenzen und geringer Grundbildung weiter zu verringern.

22.07.2019

Im Jahr 2010 gab es laut der leo. - Level-One Studie (nachfolgend LEO 2010) 7,5 Millionen gering literalisierte Erwachsene (14,5 Prozent). Im Jahr 2018 lesen und schreiben entsprechend der neuen Level-One Studie (nachfolgend LEO 2018) noch 6,2 Millionen Erwachsene auf einem geringen Kompetenzniveau (12,1 Prozent). Das schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort (19/11506, PDF, 340 KB) auf die Kleine Anfrage der FDP (19/10943, PDF, 157 KB).

Gering literalisierte Erwachsene führen einfache Tätigkeiten aus

Männer stellen mit 58,4 Prozent die Mehrheit der gering literalisierten Erwachsenen dar. Im Jahr 2018 waren 13,9 Prozent aller Männer zwischen 18 und 64 Jahren gering literalisiert; 2010 waren es 17,3 Prozent. Unter der weiblichen Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren waren 2018 10,2 Prozent gering literalisiert; 2010 betrug der Anteil 11,6 Prozent.

Wie bereits die Vorgängerstudie hat auch LEO 2018 bestätigt, dass gering literalisierte Erwachsene vor allem einfache Tätigkeiten ausführen (Hilfstätigkeit, Anlernberufe, ungelernte Tätigkeiten). So sind beispielsweise 46,5 Prozent der Hilfskräfte in der Nahrungsmittelindustrie, 29,5 Prozent des Reinigungspersonals, 29,3 Prozent der Bediener/-innen von Maschinen und 26,9 Prozent der Bau- und Ausbaufachkräfte gering literalisiert.

Die LEO-Studie 2018 untersucht den Angaben zufolge darüber hinaus auch Alltagspraktiken und Grundkompetenzen in den folgenden Lebensbereichen: digitale Praktiken, finanzbezogene Praktiken, gesundheitsbezogene Praktiken, politische Praktiken, schriftbezogene Praktiken im Kontext von Arbeit, Familie und Alltag, Lese- und Schreibkompetenzen im Kontext von Weiterbildung sowie im Kontext von Migration und Mehrsprachigkeit.

AlphaDekade: Gemeinsame Strategie für Alphabetisierung

Grundsätzlich reiche die geringe Beteiligung an solchen Weiterbildungsangeboten allein nicht aus, um das Niveau der Grundbildung und Alphabetisierung in der Bevölkerung zu heben, heißt es in er Antwort. Forschung und Praxis zeigten jedoch, dass sich gering literalisierte Personen nur schwer für klassische Kursangebote gewinnen ließen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) lege daher im Rahmen der AlphaDekade einen Schwerpunkt auf die Entwicklung und Erprobung von innovativen Zugangswegen und Angeboten der Alphabetisierung und Grundbildung, die durch Transfer in die Breite getragen werden sollen.

Den Rückgang der Zahl gering literalisierter Menschen bewertet die Bundesregierung positiv. Gleichwohl bestehe weiter Handlungsbedarf, um die Zahl von Menschen mit geringen Lese- und Schreibkompetenzen und geringer Grundbildung weiter zu verringern. Bund und Länder würden daher mit weiteren Partnern in der Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung 2016 bis 2026 (AlphaDekade) zusammenwirken und gemeinsam einen strategischen Gesamtansatz zu verfolgen.

Deutschland im internationalen Vergleich

Zur Messung grundlegender Kompetenzen Erwachsener im internationalen Vergleich beteiligt sich Deutschland an der OECD-Studie PIAAC (Programme for the International Assessment of Adult Competencies). Demnach verfügen im OECD-Durchschnitt 16 Prozent der Erwachsenen über eine niedrige Lesekompetenz, das heißt sie schneiden auf oder unter der untersten Kompetenzstufe I (von insgesamt fünf Kompetenzstufen) ab. In Deutschland liegt dieser Anteil mit 18 Prozent leicht höher. Den geringsten Anteil an gering literalisierten Erwachsenen weist Japan mit 4,9 Prozent auf, gefolgt von Finnland mit 10,7 Prozent und den Niederlanden mit 11,7 Prozent. Den höchsten Anteil weist Italien mit 27,9 Prozent auf, gefolgt von Spanien mit 27,5 Prozent und Frankreich mit 21,5 Prozent.

Quelle: Deutscher Bundestag, hib - heute im bundestag Nr. 800 vom 19.07.2019

Redaktion: Kerstin Boller

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