Bildungspolitik
KJRS: Sachsen lässt seinen Nachwuchs auf der Strecke!
Der Kinder- und Jugendring Sachsen (KJRS) kritisiert die hohe soziale Selektivität des deutschen Schulsystems, die jüngst wieder durch eine Sonderauswertung der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) durch den Schulforscher Wilfried Bos von der TU Dortmund bestätigt wurde.
30.04.2010
Danach ist die Koppelung von sozialer Herkunft und Gymnasial-Chancen im Saarland, in Sachsen, Hessen, Bayern und in Sachsen-Anhalt besonders groß. Zum Vergleich: Während bundesweit die Gymnasial-Chancen von Akademikerkindern 2,72 Mal so groß sind wie die von Kindern aus der Mittel- und Unterschicht, erreichte Sachsen mit einer Quote von 4,12 im Bundesländervergleich den zweit schlechtesten Wert in Sachen Chancengleichheit.
Damit hat Sachsen aus Sicht des KJRS nicht nur seinen - im Dritten Sächsischen Kinder- und Jugendbericht noch konstatierten (KJB, 2009, S. 82) - Vorsprung in der Überwindung sozialer Unterschiede verloren. Vielmehr verschärfe die sächsische Regierungskoalition die Situation, indem sie den Zugang zum Gymnasium weiter einschränke. Jüngst beschloss sie mit der Koalitionsmehrheit, das Kinder in der vierten Klasse nun statt eines Notendurchschnitts von bisher 2,5 einen von 2,0 nachweisen müssen, um das Gymnasium besuchen zu dürfen.
Diese Entscheidung sei trotz der Ergebnisse der Pisa-Studie gefallen, die beweise, dass eine solche Trennung ungerechtfertigt sei und bei den Schülern vielfach Potentiale vergeude. Kinder, die es nicht auf das Gymnasium „schaffen“, würden bereits in der vierten Klasse als „zweite Wahl“ gebrandmarkt.
Der sächsische Kinder- und Jugendring kritisiert weiter, dass die Jugendarbeit daran gehindert werde, die soziale Spaltung abzufedern. Die Jugendarbeit habe, so die Staatsregierung in ihrer Stellungsnahme zum Dritten Sächsischen Kinder- und Jugendbericht, einen spezifischen Bildungsauftrag, der darin bestehe, die „für eine erfolgreiche Persönlichkeitsentwicklung notwendigen integrativen Strukturen zu schaffen und damit einer Fragmentierung der kindlichen und jugendlichen Lebenswelten entgegen zu wirken“.
Durch die Entscheidung des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz, die Förderung der Jugendarbeit massiv zu kürzen, würden die freien Träger der Jugendarbeit daran gehindert, diesen Auftrag erfüllen zu können. Den Trägern werde so zum einen die Möglichkeit genommen, durch ihre Angebote Kinder verschiedener sozialer Herkunft zusammenzuführen und sich gemeinsam zu entfalten. Zum anderen werde darauf verzichtet, durch bedarfsgerechte außerschulische Bildungsangebote die Bildungsbenachteiligung sozial schwacher Kinder auszugleichen oder abzumildern. Der dokumentierten Auffassung der Staatsregierung, dass Bildung eine wesentliche Grundlage für die Gestaltung einer eigenverantwortlichen Lebensführung und damit der Schlüssel zur Unabhängigkeit von Sozialtransferleistungen sei, müssten jetzt nur noch Taten folgen.
Herausgeber: Kinder- und Jugendring Sachsen e.V.
ik
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