Bildungspolitik

GEW zur OECD-Studie: „Mehr Geld für Bildung!“

Die OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2019“ beschreibt wie es um die Bildung weltweit bestellt ist. Sie bietet Daten zu den Strukturen, der Finanzierung und der Leistungsfähigkeit einzelner Bildungssysteme. Marlis Tepe, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert die immer noch zu geringen Ausgaben für Bildung in Deutschland und verweist auf die Herausforderung durch den enormen Fachkräftemage in Bildungseinrichtungen - von Kitas über Schulen bis hin zu Universitäten.

11.09.2019

„Die OECD stellt Deutschlands Bildungslandschaft dieses Jahr ein recht gutes Zeugnis aus. Doch Statistiken alleine bilden die Realität nicht ausreichend ab. In den Kitas, Schulen und an Universitäten fehlt es an Personal und guter Ausstattung, das erleben wir tagtäglich“, sagte Marlis Tepe, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), am 10. September mit Blick auf die OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2019“.

„Deutschland hätte deutlich mehr investieren können und müssen. Der wirtschaftliche Aufschwung der vergangenen Jahre hat sich nicht in höheren Bildungsinvestitionen niedergeschlagen. Kinder, Personal und Eltern baden das Versäumnis nun aus!“

Trotz absoluter Ausgabensteigerung seien die relativen Aufwendungen Deutschlands für Bildung gemessen an dem guten Wirtschaftswachstum in den vergangenen Jahrzenten zurückgegangen. „Die Studie zum Lehrkräftebedarf der beiden Bildungsforscher Klaus Klemm und Dirk Zorn hat gestern für die Grundschulen gezeigt: Wir stehen vor einem enormen Fachkräftemangel. Und das nicht nur in den Grundschulen - auch in den Kitas und Hochschulen reicht das Fachpersonal nicht für den steigenden Bedarf“, betonte Tepe. Darum schlägt die GEW einen Schulterschluss für Bildung vor, bei dem Bund, Länder und Kommunen bei der Ausstattung von qualitativ besseren und zukunftsfähigen Bildungseinrichtungen an einem Strang ziehen.

„Auf dem Dresdener ‚Bildungsgipfel‘ haben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten 2008 vereinbart, ab 2015 zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Bildung und Forschung zu investieren. Sieben Prozent in Bildung und drei in Forschung. Von diesem Ziel sind wir immer noch meilenweit entfernt“, sagte Tepe.

Finanzschub in Richtung Bildung nötig

Hätte Deutschland 2016 von den Grund- bis zu den Hochschulen nicht 4,2 Prozent, sondern wie Norwegen 6,5 Prozent des BIP ausgegeben, stünden alleine diesen Bildungseinrichtungen 72 Milliarden Euro mehr zur Verfügung, um ihre gesellschaftlich wichtigen Aufgaben zu lösen. Auch die qualitativen Ziele würden noch nicht erreicht. In dieser Woche werde der Bundeshaushalt beraten. „Ein Finanzschub in Richtung Bildung ist nicht zu erkennen. Hier muss nachgelegt werden“, unterstrich Tepe.

„Die Finanzierung der Bildungseinrichtungen hat mit der wirtschaftlichen Entwicklung der vergangenen Jahre nicht Schritt gehalten. Im Vergleich zur ersten Hälfte der 2010er-Jahre ist der Anteil am BIP sogar gesunken. Bildung erhält nicht die notwendige Wertschätzung. Das widerspricht der Rhetorik der Politikerinnen und Politiker, die immer wieder den hohen Stellenwert der Bildung für die Gesellschaft betonen“, unterstrich Tepe.

Im internationalen Bildungsvergleich erfolgreiche Länder seien in der Vergangenheit einen anderen Weg gegangen. Sie hätten ihre Bildungsausgaben absolut und relativ zu ihrer Wirtschaftskraft deutlich gesteigert, wie die OECD-Studie Jahr für Jahr belegt. Deutschland müsse seine Chance nutzen, die Quantität und vor allem die Qualität des Bildungswesens zu verbessern, um den wachsenden gesellschaftlichen Herausforderungen gerecht zu werden.

„Es ist zu begrüßen, dass der OECD-Bericht auch das Bildungsziel der Vereinten Nationen analysiert und auf die UNESCO, die Bildungs- und Wissenschaftsorganisation der Vereinten Nationen, verweist. Es wird deutlich, dass sich Deutschland auf dem Weg zu einer inklusiven, gleichberechtigten, auch das lebensbegleitende Lernen fördernden Bildung deutlich mehr engagieren muss. Sonst werden die Ziele nicht erreicht“, sagte Tepe.

Bildung zahlt sich aus – je höher der Abschluss, desto besser im Schnitt die Berufs- und Verdienstaussichten. Das gilt für Deutschland und OECD-weit, so die aktuelle Ausgabe der OECD-Studie Bildung auf einen Blick, deren Ergebnisse für Deutschland am 10. September in Berlin vorgestellt wurden. Die wachsende Nachfrage nach höherer Bildung ist demnach eine positive Entwicklung, die allerdings durch kluge Maßnahmen für die Zukunftsfähigkeit der verschiedenen Bildungsangebote begleitet werden sollte.

Auf den Seiten der OECD steht eine Ländernotiz der Studie (PDF, 992 KB) mit Ergebnissen und Übersichten für Deutschland zur Verfügung.

OECD-Studie Bildung auf einen Blick 2019

Die Studie „Bildung auf einen Blick: OECD-Indikatoren“ ist Teil der OECD-Kampagne „I am the Future of Work“ zur Zukunft der Arbeit. Sie vergleicht Bildungssysteme und Bildungsausgaben der 36 OECD-Länder und zehn weiterer Länder. Die Publikation ist die maßgebliche Quelle für Informationen über den Stand der Bildung weltweit.

Mit mehr als 100 Abbildungen und Tabellen in der Veröffentlichung selbst und dem Zugriff auf weitere Daten in der OECD-Bildungsdatenbank bietet die Studie wesentliche Informationen zum Erfolg der Bildungseinrichtungen, zu den Auswirkungen des Lernens in den einzelnen Ländern, zu Bildungszugang, Bildungsbeteiligung und Bildungsverlauf, zu den in Bildung investierten Finanzressourcen sowie zu Lehrkräften, dem Lernumfeld und der Organisation der Schulen.

Weiterführende Informationen zur Vorstellung des OECD-Berichts „Bildung auf einen Blick 2019“ finden sich auf dem Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe. Zu den Ergebnissen der OECD-Studie informiert auch das Bundesbildungsministerium sowie die Kultusministerkonferenz.

Quelle: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) vom 10.09.2019

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