Bildungspolitik

GEW: "Reiche Industrienationen bei der Bildung in der Pflicht!"

"Kein Weg führt daran vorbei: Die internationale Staatengemeinschaft muss das Millenniumsziel für Bildung erreichen. Bis 2015 sollen alle Kinder weltweit kostenlos Zugang zur Grundbildung erhalten. Jetzt sind insbesondere die reichen Industrienationen in der Pflicht", sagte Ulrich Thöne, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), heute mit Blick auf den jetzt beginnenden Zwischenbilanz-Gipfel der UN zu den Millenniumszielen in New York.

20.09.2010

"Diese Staaten haben ihre finanziellen Zusagen bisher nicht eingehalten. Wenn sie nicht konsequent umsteuern, wird das Bildungsziel nicht mehr zu erreichen sein. Wer von heute auf morgen Milliarden zur Stützung der Banken locker machen kann, darf sich um die Millenniumsziele nicht herummogeln. Bildung ist der Schlüssel zur Überwindung von Hunger, Armut und Krieg."

"Deutschland muss Bildung zum Schwerpunkt seiner Entwicklungshilfearbeit machen und dem Ausbau der Grundbildung Priorität einräumen. Auch die Bundesrepublik ist weit hinter ihren finanziellen Möglichkeiten und Versprechen zurückgeblieben. Die deutsche Regierung hat zugesagt, ihre Unterstützungsleistungen zu erhöhen, real hat sie die Hilfen jedoch um weit über zehn Prozent gesenkt und ist nun meilenweit von ihren öffentlichen Ankündigungen entfernt. Dabei hat sie die Aufgabe, trotz Finanzkrise und Haushaltsdefizit ihren Beitrag zur Verwirklichung der Millenniumsziele zu leisten und die Mittel für Grundbildung in der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit aufzustocken. Das Geld wird dringend für den Bau von Gebäuden, Pädagogen und deren Qualifizierung sowie Lehr- und Lernmittel gebraucht. Das schlechte Bildungsangebot für die Menschen in den armen Ländern verhindert eine nachhaltige Entwicklung und die Beseitigung der Armut", betonte der GEW-Vorsitzende. 2007 gab die Bundesregierung lediglich 62 Millionen Euro für die Grundbildung in der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit aus. Das entsprach 0,7 Prozent der Entwicklungshilfe in diesem Jahr.

"Kindergärten und Schulen sind der richtige Arbeitsplatz für Kinder und Jugendliche. Es ist ein Skandal: Weltweit müssen rund 215 Millionen Kinder im Alter von fünf bis 17 Jahren arbeiten, davon allein 115 Millionen in 'gefährlichen Beschäftigungsverhältnissen', etwa in Steinbrüchen. Über 70 Millionen Kinder haben keine Chance, eine Schule zu besuchen", unterstrich Thöne. Nur mit besserer Bildung könnten sich die Menschen in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern aus dem Teufelskreis von Hunger und Armut befreien. Die Bildungsangebote müssten dabei von sozialen Schutzsystemen flankiert werden, die - insbesondere in Krisenzeiten - arme Familien unterstützen.

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