Bildungspolitik
GEW: "Armutszeugnis für studentische Sozialpolitik der Bundesregierung"
"Die neue Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW) ist ein Armutszeugnis für die studentische Sozialpolitik der Bundesregierung - von Chancengleichheit beim Hochschulzugang ist die Bundesrepublik immer noch Lichtjahre entfernt", erklärte das für Hochschulen verantwortliche Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Andreas Keller, mit Blick auf die Ergebnisse der 19. Sozialerhebung, die heute in Berlin vorgestellt wurden.
23.04.2010
Berlin/Frankfurt a.M. - "Leider bleibt Deutschland Weltmeister in sozialer Auslese: Die Hürden beim Hochschulzugang verstärken die sozial ungleich verteilten Chancen, die bereits beim Übergang von der Grundschule in eine weiterführende Schule sowie an der Schwelle zur Sekundarstufe II bestehen. So haben Kinder aus Selbstständigen- und Beamtenfamilien mit akademischem Hintergrund eine fünf Mal so große Chance auf ein Hochschulstudium wie Kinder aus Arbeiterfamilien", kritisierte Keller.
Der GEW-Hochschulexperte betonte, dass auch die neuen Zahlen zur Bildungsbeteiligung von Familien mit und ohne akademische Tradition nichts an diesem Befund änderten. "Zwar hat sich der Abstand der Studierquoten von Kindern aus Familien ohne akademische Tradition verringert - aber das ist allein auf einen Rückgang des Hochschulzugangs von Akademikerkindern zurückzuführen. Die Studierquote von Nichtakademikerkindern stagniert bei 24 Prozent. Sie ist damit immer noch rund drei Mal geringer als die von Akademikerkindern (71 Prozent)", erklärte Keller.
"Die Bundesregierung muss jetzt alle Hebel in Bewegung setzen, um die Hochschulen sozial zu öffnen", unterstrich Keller. "Das BAföG darf nicht um nur zwei Prozent, sondern muss um mindestens zehn Prozent erhöht werden. Das ist finanzierbar - wenn die Regierung auf ihr nationales Stipendienprogramm verzichtet. Dieses hilft gerade den Studierenden nicht, die eine Unterstützung am dringendsten brauchen." An die Bundesländer appellierte er: "Die letzten fünf Bundesländer, die immer noch an Studiengebühren festhalten, müssen dem Beispiel Hessens und des Saarlandes folgen, und diese schleunigst wieder abschaffen. Die bevorstehende Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen ist eine große Chance, dass mit dem Gebührenunsinn auch in dem Land Schluss gemacht wird, in dem ein Viertel aller Studierenden Deutschlands eingeschrieben ist."
Mehr Informationen unter: http://www.jugendhilfeportal.de/wai1/showdbdb.asp?action=view&db=3&c_msgid=DE0010009027
Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
ik
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