Zugang zu Bildung

EU-Parlament warnt vor „digitaler Kluft“

Die Europaabgeordneten haben gefordert, die „digitale Kluft“ in Europa zu schließen. Die Pandemie verschärfe Ungleichheiten in der EU und habe vielen Menschen den Zugang zu Schulbildung erschwert. Eine entsprechende Entschließung wurde in Brüssel mit 593 zu 58 Stimmen bei 36 Enthaltungen angenommen.

29.10.2020

Die Europaabgeordneten beklagen „gravierende Unterschiede“ im Zuge der Corona-bedingten Kontaktbeschränkungen innerhalb der EU. Während der „Lockdowns“ hatten 32% der Schüler/-innen in einigen Mitgliedsstaaten mehrere Monate lang keinen Zugang zu Bildung. Die Abgeordneten befürchten, dass diese Ungleichheiten die künftigen Einkommensverhältnisse einer ganzen Generation senken und sich negativ auf die Arbeitsproduktivität und die Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union auswirken wird.

Auf die Überwindung der digitalen Kluft müsse die Europäische Kommission daher mit zusätzlichen Investitionen reagieren. Gefördert werden sollten insbesondere die Vernetzung von und Ausrüstung in abgelegenen und ländlichen Gebieten sowie die Unterweisung und Unterstützung von Lehrer und Ausbildern im Umgang mit neuen Technologien.

Mehr Geld für Erasmus+

„Viele Länder sind immer noch unvorbereitet angesichts der zweiten Welle, die Europa jetzt trifft. Es sollte mehr getan werden, um den Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung und Ausbildung für alle zu gewährleisten und dafür müssen wir in die Bildung investieren. Wir bedauern zutiefst, dass der Rat Kürzungen bei Programmen zur Unterstützung der allgemeinen und beruflichen Bildung vorschlägt. Wir bekräftigen die Forderung nach einer Verdreifachung des Erasmus-Plus-Budgets. Wir ermutigen die Mitgliedstaaten, die öffentlichen Ausgaben für die Bildung deutlich zu erhöhen. Die Kommission muss im Konjunkturprogramm den Investitionen in die Bildung Priorität einräumen“, sagte Victor Negrescu (S&D, RO) im Namen des EP-Ausschusses für Kultur und Bildung in der Plenardebatte vor der Abstimmung.

Mutige Vision für den Bildungsraum der EU

Die Europaabgeordneten kritisieren zudem einen Mangel an Koordination und den fehlenden Austausch von „Best Practices“ im Bildungsbereich während der Coronakrise. Die EU hätte demnach aktiver zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten koordinieren sollen. Sie schlugen vor, den EU-Staaten eine Plattform für den Austausch von Methoden zur Verfügung zu stellen und forderten, dass der europäische Bildungsraum „von einer lockeren, auf allgemeinen Grundsätzen beruhenden Vorstellung in ein konkretes Arbeitsprogramm“ umgewandelt wird.

„Wir begrüßen das Ende September von der Kommission vorgelegte Bildungspaket. Es ist jedoch nur ein erster Schritt. Nun ist es an der Zeit, dass die Vision für einen Europäischen Bildungsraum und einen überarbeiteten Aktionsplan für digitale Bildung mit konkreten Maßnahmen und entsprechenden Finanzmitteln untermauert wird“, sagte die Berichterstatterin Sabine Verheyen (EVP, DE) nach der Abstimmung.

Hintergrund

Laut der UNESCO lag selbst in den entwicklungsstärksten Ländern der Welt der Zugang zu digitaler Bildung während der ersten COVID-19-Krise bei etwa 90%, während 10% der Schüler/-innen zurückblieben. Weniger als 25% der Länder mit niedrigem Einkommen konnten Fernunterricht anbieten.

Quelle: Europäisches Parlament vom 22.10.2020

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