Expertengruppe

Eckpunkte für eine Gesamtstrategie sprachlicher Bildung vorgelegt

Sprachliche Kompetenzen entscheiden wesentlich über Bildungserfolg und gesellschaftliche Teilhabe. Angesichts der Befunde ist eine Gesamtstrategie zur sprachlichen Bildung dringend geboten. Insbesondere in Zeiten temporärer Schließungen von Schulen sowie Einrichtungen der frühen Bildung und der Weiterbildung muss eine solche Strategie auch berücksichtigen, wie digitale Medien sprachliches Lernen sinnvoll unterstützen. Dies adressiert die Sprechergruppe des Leibniz-Forschungsnetzwerks Bildungspotenziale (LERN) in einem Eckpunktepapier.

05.11.2020

Die folgenden Vorschläge für Eckpunkte einer Gesamtstrategie für sprachliche Bildung legt die Sprechergruppe des Leibniz-Forschungsnetzwerks Bildungspotenziale (LERN) vor, gemeinsam mit den Organisatoren des diesjährigen Bildungspolitischen Forums Gute sprachliche Bildung, das am 29. Oktober 2020 digital stattfand.

Elternbefragungen deuten darauf hin, dass bereits etwa jedes fünfte Kind unter fünf Jahren einen Sprachförderbedarf hat. In der Schule verfügt bis zu einem Viertel aller Schülerinnen und Schüler nicht über die nötigen sprachlichen Kompetenzen, um dem Unterricht folgen zu können. 6,2 Millionen Erwachsene in Deutschland (rund ein Fünftel) können gar nicht oder nur einfache Sätze lesen und schreiben. Diese Befunde, zuletzt zusammengetragen im nationalen Bildungsbericht Bildung in Deutschland 2020, haben weitreichende Folgen für die gesellschaftliche Teilhabe der Menschen und ihre Erwerbstätigkeit. Betroffen sind insbesondere sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen. Vor diesem Hintergrund fordert die Sprechergruppe des Leibniz-Forschungsnetzwerks Bildungspotenziale (LERN) gemeinsam mit den Organisatoren des diesjährigen Bildungspolitischen Forums die Verantwortlichen in Bund und Ländern dazu auf, eine Gesamtstrategie für sprachliche Bildung zu entwickeln und umzusetzen.

„Wir beobachten einen wachsenden Anteil von Kindern in unserer Gesellschaft, deren Herkunftssprache nicht Deutsch ist. Ebenso erhalten viele Kinder in ihren ersten Lebensjahren nicht die nötigen sprachlichen Anregungen. Damit ist absehbar, dass ohne eine wirksam umgesetzte Gesamtstrategie sprachlicher Bildung die jetzt schon hohe Zahl an Bildungsverlierern noch weiter ansteigt. Das hätte langfristig verheerende Konsequenzen, auch für den Wirtschafts- und Wissensstandort Deutschland“, erklärt Prof. Dr. Marcus Hasselhorn, Sprecher des Leibniz-Forschungsnetzwerks Bildungspotenziale (LERN).

„Jedes Land sollte eine Gesamtstrategie entwickeln, die sich in allen Maßnahmen niederschlägt, von den Bildungsplänen über das Fortbildungsangebot bis hin zu den Fördermaßnahmen. Derzeit beschränken sich die Verantwortlichen zu sehr auf Einzelprojekte und Adhoc-Maßnahmen. Das muss sich ändern, damit langfristig alle Kinder und Jugendlichen über ausreichend sprachliche Kompetenzen verfügen“, erläutert der Mitorganisator des diesjährigen Bildungspolitischen Forums, Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek, Direktor des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität zu Köln.

Die Empfehlungen der Sprechergruppe (PDF 121 KB) finden sich auf der Webseite des Mercator-Instituts für Sprachförderung nachlesen.

Über das Bildungspolitische Forum

Das Leibniz-Forschungsnetzwerk Bildungspotenziale (LERN) veranstaltet jährlich ein Bildungspolitisches Forum zur Diskussion aktueller Herausforderungen im Bildungswesen. Das achte Bildungspolitische Forum findet in Kooperation mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und erstmals digital statt. Es haben sich 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer angemeldet. Zu den Referentinnen und Referenten gehören u. a. Christian Luft, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, der hessische Kultusminister R. Alexander Lorz und PISA-Autor Prof. Dr. Thomas Lindauer (Fachhochschule Nordwestschweiz) sowie Prof. Dr. Petra Stanat (Direktorin des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB)). Die Ausgestaltung übernimmt das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität zu Köln gemeinsam mit dem DIPF I Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, dem LIfBi | Leibniz-Institut für Bildungsverläufe, dem DIE | Deutsches Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für lebenslanges Lernen, dem ZAS | Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft und der Universität Luxemburg.

Über das Leibniz-Forschungsnetzwerk Bildungspotenziale (LERN)

Forscherinnen und Forscher aus Erziehungswissenschaft, Fachdidaktiken, Linguistik, Kultur-, Medien- und Neurowissenschaften, Ökonomie, Politikwissenschaft, Psychologie, Soziologie sowie Informationswissenschaft und Informatik an 25 Einrichtungen haben sich im Leibniz- Forschungsnetzwerk Bildungspotenziale zusammengeschlossen, um ihre Expertise zu bündeln und Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in der Bildungsadministration zu beraten.

Quelle: Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache, Universität zu Köln vom 29.10.2020

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