Bildungspolitik

DIHK: 70.000 verpasste Chancen auf dem Ausbildungsmarkt

Nicht alle im aktuellen Berufsbildungsbericht genannten Zahlen vermitteln ein umfassendes Bild der Lage auf dem Ausbildungsmarkt. Darauf macht Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), aufmerksam.

21.05.2013

Dercks: "Für die Unternehmen wird es immer schwieriger, geeigneten Fachkräftenachwuchs zu finden. Darauf weist der im Bundeskabinett beratene Entwurf des Berufsbildungsberichtes hin. Im vergangenen Jahr blieben allein von den bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeldeten Ausbildungsplätzen 33.300 unbesetzt. Demgegenüber standen nur rund 15.700 unvermittelte Bewerber. Damit kamen auf jeden unvermittelten Jugendlichen mehr als zwei offene Ausbildungsstellen.

Da nicht alle Plätze bei der BA gemeldet werden, vermitteln diese Zahlen noch lange kein realistisches Bild. Nach den Ergebnissen der aktuellen DIHK-Ausbildungsumfrage konnten 20 Prozent der Betriebe nicht alle Plätze besetzen – dadurch blieben rund 70.000 Ausbildungschancen ungenutzt.

Gerade kleine Betriebe sind beim Wettbewerb um die Bewerber oft die Verlierer. Unternehmen, die immer weniger Plätze besetzen können, bieten am Ende auch weniger Plätze an. Und wer gar keine mehr besetzen kann, fällt in der Konsequenz als Ausbildungsbetrieb aus der Statistik.

Daher appelliere ich an die jungen Menschen: Nutzen Sie die hervorragenden Ausbildungschancen in diesem Jahr. Eine Ausbildung in einem spannenden, praxisnahen IHK-Beruf kann lohnender sein als ein abstraktes Studium. Nehmen Sie Alternativen zu Ihrem Traumberuf in den Blick. Und denken Sie über einen Wohnortwechsel nach, wenn sich Ihr Wunschberuf nicht in der Heimatregion erlernen lässt.

Laut Berufsbildungsbericht ist der Anteil der Jugendlichen, die ihren Ausbildungsvertrag gelöst haben, erneut angestiegen. Jugendliche lösen leichter einen Vertrag auf, weil sie in konjunkturell guten Zeiten über Alternativen, zum Beispiel in Form eines attraktiveren Ausbildungsplatzes, verfügen.

Deshalb ist die offizielle Vertragslösungsquote von mehr als 24 Prozent irreführend. Denn über 50 Prozent der Jugendlichen setzen ihre Ausbildung in einem anderen Betrieb oder einem anderen Beruf fort.

Die echte Abbruchquote beträgt nur rund 12 Prozent im Vergleich zu einer Quote von 26 Prozent bei den Studenten. Dennoch müssen wir Ausbildungsabbrüche wo immer möglich vermeiden. Denn bei Betrieben entstehen Kosten, der Platz kann oft nicht mehr besetzt werden, und auch für den Jugendlichen ist es besser, direkt den passenden Platz zu finden."

Quelle: Deutsche Industrie- und Handeslkammer vom 15.05.2013

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