Bildungspolitik

DGB fordert Reformkommission für umfassende Bildungsstrategie

Der DGB fordert eine Ausbildungsgarantie für alle Jugendlichen, den Rechtsanspruch auf einen Ganztagsschulplatz und ein Bund-Länder-Programm für Inklusion. Außerdem soll das Kooperationsverbot aus dem Grundgesetz gestrichen werden. Bundesweite Standards sollen die Qualität der frühkindlichen Bildung sichern.

20.10.2015

Sieben Jahre nach dem Bildungsgipfel von Bund und Ländern in Dresden zieht der DGB Bilanz und fordert dazu auf, gemeinsam mit Kommunen und Sozialpartnern eine umfassende Bildungsstrategie auszuarbeiten. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack bezeichnet die soziale Schieflage als die Achillesferse des Bildungssystems.

Am Montag sagte sie in Berlin: "Mehr als 7 Millionen Menschen können nicht richtig lesen und schreiben. Rund 14 Prozent der Jugendlichen haben keine abgeschlossene Ausbildung, mehr als 45.000 verlassen in jedem Jahr die Schule ohne Abschluss. Selbst bei gleicher Leistung hat das Kind eines Akademikers gegenüber einem Arbeiterkind eine drei Mal so große Chance das Gymnasium zu besuchen. Noch immer sind die Türen unserer Hochschulen für Menschen ohne Abitur weitgehend verschlossen.

Die Herausforderungen sind klar. Nur mit guter Bildung kann dem demographischen Wandel und der technologischen Entwicklung begegnet werden. Zudem muss unsere Gesellschaft das Menschenrecht auf Bildung auch für Flüchtlinge garantieren. Wir brauchen mehr Lehrer, Schulpsychologen und vor allem auch Sprachkurse und dafür qualifiziertes Personal. Wir brauchen eine Ausbildungsgarantie für alle Jugendlichen."

Um den Ländern und Kommunen die notwendigen finanziellen Mittel hierfür zur Verfügung stellen zu können, müsse das Kooperationsverbot aus dem Grundgesetz gestrichen werden.

Kernelemente einer langfristig angelegten Bildungsstrategie:

Ein Kita-Qualitätsgesetz: Zwar gibt es inzwischen mehr Krippenplätze, aber es kommt auch auf die Qualität der frühkindlichen Bildung an. Notwendig sind bundesweite Standards für die Aus- und Weiterbildung der Erzieher/ -innen, für Gruppengrößen, Personalschlüssel und für die Zeit für Vor- und Nachbereitung.

Den Rechtsanspruch auf einen Ganztagsschulplatz ab 2020, ein Bund-Länder-Programm für Inklusion: Bund und Länder sollten den Ausbau von guten Ganztagsschulen konsequent voranbringen - für ein verbessertes Lernen und mehr Chancengleichheit. Notwendig sind multiprofessionelle Teams - der Ausbau soll mit einem Bund-Länder-Programm für Inklusion verknüpft werden.

Eine Ausbildungsgarantie für alle Jugendlichen: Zwar wurden mit den ausbildungsbegleitenden Hilfen und der Assistierten Ausbildung wichtige Akzente gesetzt. Das Angebot an Ausbildungsplätzen wird in den kommenden Jahren nicht ausreichen, weil auch viele junge Geflüchtete einen Ausbildungsplatz brauchen.

In Regionen mit einem angespannten Ausbildungsmarkt muss deshalb ein Bund-Länder-Programm für außerbetriebliche Ausbildungen gestartet werden, für mindestens dreijährige Ausbildungsberufe und unter enger Beteiligung der Sozialpartner vor Ort.

Weniger Studiengänge: Zurzeit gibt es in Deutschland rund 18.000 Studiengänge. Dieses Dickicht durchschauen viele nicht mehr. Für manche Studiengänge gibt es kaum nachhaltige Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Dagegen brauchen wir fachbezogene Standards, die ausgefallene Spezialangebote verhindern.

Das lebenslange Lernen muss durch ein Erwachsenen-BAföG verbessert werden. Die Studienfinanzierung, das Nachholen schulischer und beruflicher Abschlüsse sowie die berufliche Aufstiegsfortbildung sollen damit zusammengeführt werden.

Bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten im Bildungswesen. Der Befristungswahn an den Hochschulen muss ein Ende haben - eine Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes ist überfällig. Zudem muss der Bund endlich die prekäre Beschäftigung bei Integrationskursen beenden. Der Bedarf ist offensichtlich ob der verstärkten Zuwanderung durch Flüchtlinge. Für die Kurse sollte das Mindesthonorar von 20 auf 30 Euro je Stunde angehoben werden.

Weitere Informationen zur Forderung einer Bildungsstrategie und dem Positionspapier stehen auf der <link http: www.dgb.de od7 external-link-new-window zur>Internetseite des DGB zur Verfügung.

Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Gewerkschaftsbundes vom 19.10.2015

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