Bildungspolitik

Bologna-Misere: Deutscher Hochschulverband ruft zum Boykott des Akkreditierungssystems auf

Der Deutsche Hochschulverband (DHV), dem rund 25.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angehören, empfiehlt seinen Mitgliedern, sich ab sofort nicht mehr als Gutachter an Akkreditierungsverfahren zu beteiligen. Lediglich begonnene Akkreditierungsverfahren sollten noch zu Ende geführt werden.

18.12.2009

"Für die Bologna-Misere in Deutschland ist eine administrative Überregulierung verantwortlich, die besonders im Akkreditierungswahn zum Ausdruck kommt", erklärte der Präsident des DHV, Professor Dr. Bernhard Kempen. "Es wäre ein verhängnisvoller Fehler, den Akkreditierungsrat und die Akkreditierungsagenturen so wie bisher weitermachen zu lassen. Wir brauchen einen radikalen Neuanfang der Qualitätssicherung von Studiengängen. Ohne eine funktionierende Qualitätssicherung kann die Bologna-Reform nicht gelingen."

Kempen erinnerte daran, dass die Akkreditierungsagenturen bei der Überprüfung der Studierbarkeit von Studiengängen versagt haben. So hätten die Akkreditierungsstellen unter Hinweis auf die vermeintlich erforderliche Profilbildung hochspezialisierte Studiengänge verlangt. Dies habe die studentische Mobilität im Bachelor-Studium nahezu unmöglich gemacht.

Die bisherige Arbeitsbilanz der Akkreditierungsagenturen sei im Übrigen dürftig: Zwei Drittel aller Bachelor-Studiengänge und etwa die Hälfte aller Master-Studiengänge liefen an Deutschlands Universitäten trotz fehlender Akkreditierung ohne jede Beanstandung. "Die Universitäten zahlen also mindestens 15.000 Euro für ein ineffizientes Gütesiegel, das weder Wert noch Aussagekraft hat, dafür aber unnötigen Aufwand bereitet und fortlaufend Personal bindet", so Kempen.

Zur Hochschulautonomie gehöre, dass Universitäten ihre Studieninhalte selbst festlegen dürfen. "Eine zusätzliche Lizensierung, die regelmäßig kostenpflichtig erneuert werden muss, braucht niemand. Daher sollten sich alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dieser Farce durch Verweigerung entziehen.", betonte Kempen.

Quelle: Deutscher Hochschulverband (DHV)

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