Bildungspolitik

Bildung in NRW: DGB und GEW ziehen ernüchternde Zwischenbilanz

Nur in wenigen Bildungsbereichen gibt es erfreuliche Fortschritte zu berichten, während anderswo sogar Verschlechterungen zu beobachten sind. Diese Bilanz ziehen Wissenschaftler in einer Studie zur Zwischenbilanz der rot-grünen Bildungspolitik in NRW.

21.11.2014

Die Ergebnisse der Studie mit dem Titel "Bildungspolitik in NRW, Bochumer Memorandum 2010 - 1015, eine Zwischenbilanz" wurde am 19. November 2014 auf der Landespressekonferenz in Düsseldorf von der Bochumer Bildungsforscherin Prof. Dr. Gabriele Bellenberg, Ruhr-Universität, vorgestellt und vom DGB-Vorsitzenden Andreas Meyer-Lauber und von der GEW-Landesvorsitzenden Dorothea Schäfer politisch bewertet. In Auftrag gegeben wurde sie vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

"Mit der Zwischenbilanz des zweiten Bochumer Memorandums lässt sich konkret überprüfen, ob die Landesregierung ihrem eigenen bildungspolitischen Anspruch gerecht wird und an welchen Stellen dringend nachgebessert werden muss", machte Meyer-Lauber die Bedeutung des Memorandums deutlich.

Die Landesvorsitzende der GEW NRW, Dorothea Schäfer, kritisierte: "Trotz durchaus positiver Entwicklungen sind wir aber mit den Ergebnissen insgesamt nicht zufrieden". Vor allem mit Blick auf die Chancengleichheit in der Bildung vermissen DGB und GEW eine positive Entwicklung. In NRW sei die Abhängigkeit des Elternhauses beim Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen weiterhin unakzeptabel stark. Die Landesregierung sei mit dem Anspruch "Kein Kind zurücklassen!" angetreten. Meyer-Lauber und Schäfer forderten einhellig: "Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Anstrengungen erheblich verstärkt werden. NRW muss mehr in Bildung investieren."

An Hand von zehn Indikatoren untersuchte Bellenberg mit ihrem Co-Autor Prof. Dr. Christian Reintjes, ob die Landesregierung ihre Reformvorhaben in der Bildung - von der Kita über Schule und Hochschule, von der Berufsausbildung bis zum lebenslangen Lernen in der Erwachsenenbildung - auch wirklich effektiv umsetzt.

Zu den positiven Entwicklungen zählen unter anderem der Ausbau der KITA-Plätze für unter dreijährige Kinder, die Anzahl Jugendlicher, die einen mittleren Schulabschluss erlangen sowie die Anzahl der Hochschulabsolventen.

Zu den kritischen Ergebnissen zählen unter anderem die hohe Sitzenbleiberquote an Hauptschulen, die große Anzahl der Schülerinnen und Schüler ohne Schulabschluss, der enge Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungsbeteiligung sowie die Ausbildungsplatzsituation.

Bochumer Memorandum 2011

2011 wurde das zweite Bochumer Memorandum "Bildung als Schlüssel für soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit" verabschiedet: Wie bereits das erste Memorandum 2005 setzt es an die Stelle abstrakter bildungspolitischer Forderungen konkrete Ziele mit ihnen zugeordneten und überprüfbaren Indikatoren für die jeweilige Legislaturperiode.

In seinem ersten Teil konzentriert sich das Memorandum 2011 darauf, Ziele des Jahres 2005, die bis 2010 noch nicht erreicht wurden, erneut zu formulieren und im Einzelfall an die Weiterentwicklung beim Durchschnitt aller OECD-Staaten anzupassen, um zumindest bis 2015 die 2005 formulierten Verbesserungen zu erreichen. In einem zweiten Teil formuliert das Bochumer Memorandum 2011 Voraussetzungen für eine qualitative Bildungspolitik. Im Mittelpunkt steht dabei der grundlegende Gedanke, Bildungsinstitutionen und -landschaften sowohl motivational als auch materiell in die Lage zu versetzen, selbstständig an der Verbesserung ihrer pädagogischen Qualität und Leistung zu arbeiten.

Quelle: GEW Nordrhein-Westfalen vom 19.11.2014

Redaktion: Kerstin Boller

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