Bildungspolitik

Berufsbildungsbericht der Bundesregierung: Die Ausbildungslage für junge Menschen hat sich weiter verbessert

Das Bundeskabinett hat heute den Berufsbildungsbericht 2012 beschlossen. Der Bericht zeige, so die Bundesregierung, dass sich die Ausbildungslage für junge Menschen in Deutschland weiter verbessert habe.

09.05.2012

Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge stieg 2011 um knapp zwei Prozent auf 570.140. Das sind 10.180 Verträge mehr als im Vorjahr - und dies, obwohl die außerbetriebliche Ausbildung im vergangenen Jahr bewusst zurückgefahren wurde: Hier ging die Zahl der Ausbildungsverträge um ein Viertel zurück. 

Bei den betrieblichen Ausbildungsverträgen entstand dagegen ein deutliches Plus von 20.729 - das entspricht einer Steigerung von vier Prozent. Auch wurde die Zahl der Altbewerber weiter reduziert: Sie sank um 10.460 im Vergleich zu 2010, das entspricht fast sechs Prozent. Gleichzeitig traten erstmals weniger als 300.000 junge Menschen in sogenannte Übergangsmaßnahmen ein: Hier reduzierte sich die Zahl um 25.719 oder acht Prozent gegenüber 2010, im Vergleich zu 2005 sogar um fast 30 Prozent. 

"Die Zahlen zeigen: Wir sind mit unseren Maßnahmen auf dem richtigen Weg", sagte Bundesbildungsministerin Annette Schavan. "Unsere Berufseinstiegsbegleiter beispielsweise unterstützen erfolgreich Schüler und Schülerinnen beim Übergang in Ausbildung und Beruf. Aber wir dürfen uns auf unseren Erfolgen nicht ausruhen." Nach wie vor gebe es zu viele Jugendliche, denen der Einstieg in Ausbildung - aus verschiedenen Gründen - bisher noch nicht geglückt sei, so Schavan. Auf diese Zielgruppe müsse die Aufmerksamkeit noch stärker gerichtet werden. "Auch deshalb, weil wir den Fachkräftenachwuchs für Deutschland sichern müssen." 

Schon jetzt haben viele Betriebe Schwierigkeiten, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen. Auch die doppelten Abiturientenjahrgänge sowie die Aussetzung der Wehrpflicht  können diesen Trend nicht stoppen. Nachwuchs- und Rekrutierungsprobleme der Wirtschaft nehmen zu. So konnten im letzten Jahr fast 30.000 Ausbildungsstellen in Unternehmen nicht besetzt werden. 

Schavan appellierte an die Betriebe, vor dem Hintergrund der absehbaren demografischen Entwicklung weiter auf hohem Niveau auszubilden und auch den Jugendlichen eine Chance zu geben, denen der Einstieg in Ausbildung bislang nicht gelungen ist. "Wir müssen alle Potenziale nutzen, um den Fachkräftebedarf zu sichern. Das sind wir auch den jungen Menschen schuldig. Eine gute Ausbildung ist die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit und eine wichtige Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe." 

Die duale Berufsausbildung ist attraktiv und bietet mit ihren fast 350 Ausbildungsberufen sehr gute Qualifizierungs-, Berufs- und Karriereperspektiven. "Wer heute eine duale Ausbildung beginnt, ist später am Arbeitsmarkt gefragt", sagte Schavan heute Vormittag bei der Vorstellung der Infomobile für die aktuelle Informationskampagne "Berufliche Bildung - praktisch unschlagbar" in Berlin-Friedrichshain. 

Der <link http: www.bmbf.de de berufsbildungsbericht.php _blank external-link-new-window external link in new>Berufsbildungsbericht 2012 wird ergänzt durch den <link http: datenreport.bibb.de _blank external-link-new-window external link in new>Datenreport zum Berufsbildungsbericht, der vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) herausgegeben wird.

"Aus Sicht der Jugendlichen ist die Entwicklung erfreulich", erklärt BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser aus Anlass der heutigen Veröffentlichung des BIBB-Datenreports. "Ihre Chancen auf eine Ausbildung werden weiter steigen." Für Betriebe werde es allerdings schwieriger, den "passenden" Auszubildenden zu finden. "Von einem generellen Bewerbermangel zu sprechen, halte ich zum jetzigen Zeitpunkt allerdings für nicht gerechtfertigt." Bewerber seien schließlich immer noch genügend da. Problematisch sei vielmehr die "Passgenauigkeit", so Esser: "In vielen Branchen, Berufen und Regionen gibt es extreme Unterschiede zwischen Bedarf und Nachfrage." Hierfür praktikable Lösungsansätze zu finden, sei das Gebot der Stunde. Der BIBB-Datenreport ergänzt mit seinen Informationen und Analysen den "Berufsbildungsbericht 2012" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), der heute vom Bundeskabinett verabschiedet worden ist.

Die BIBB-Schätzung für das Jahr 2012 geht bei den angebotenen Ausbildungsplätzen von einer Steigerung um rund 6.400 auf mehr als 606.000 Angebote aus (+1,0 %). Bei einem gleichzeitigen Rückgang der Bewerberinnen und Bewerber um etwa 2.100 auf rund 644.800 (-0,4 %) wird der Anstieg bei der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge voraussichtlich mit + 0,2 % auf rund 571.600 geringer ausfallen. "Aufgrund dieser Prognosen ist zu befürchten", sagt Esser, "dass die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen in diesem Jahr weiter ansteigen wird." 2011 konnten knapp 30.000 Ausbildungsplätze nicht besetzt werden. In einer repräsentativen Betriebsbefragung des BIBB hatten im Frühjahr 2011 rund 35 % der Betriebe angegeben, ihre Ausbildungsplätze nicht vollständig besetzen zu können. Esser appelliert an alle Verantwortlichen in der beruflichen Bildung, alles daranzusetzen, diesen Trend umzukehren.

"Die Schwierigkeiten bei der Passgenauigkeit von Ausbildungsstellenangebot und -nachfrage spielen hier eine große Rolle. Für eine Verbesserung sind Flexibilität und Engagement aller Beteiligten erforderlich: Mobilitätshilfen können den jungen Leuten helfen, sich eine regionale Veränderung zuzutrauen", so Esser. "Sie sollten die umfassenden Angebote nutzen, sich bei ihrer Berufsorientierung breit informieren und unterschiedliche Ausbildungswege in Betracht ziehen." Auf Seiten der Betriebe sei es erforderlich, offen für alle Lehrstellensuchenden zu sein, ein offensives Marketing zu betreiben und dies mit attraktiven Rahmenbedingungen der Ausbildung zu verknüpfen, so Esser: "Dies kann zum Beispiel auch das Angebot von Zusatzqualifikationen oder Ausbildungsaufenthalten im Ausland beinhalten."

"Sehr erfreut" zeigt sich der BIBB-Präsident vom Rückgang im Übergangsbereich. "Die heute im Berufsbildungsbericht der Bundesregierung veröffentlichten Zahlen zeigen, dass die Betriebe das Potenzial derjenigen erkannt haben, die vor wenigen Jahren auf dem Ausbildungsstellenmarkt kaum Chancen hatten." Die demografische Entwicklung allein, so Esser weiter, werde aber die strukturellen Probleme im Übergangsbereich nicht lösen. Hier bedürfe es einer grundlegenden Optimierung. "Der Bildungsketten-Ansatz der Bundesregierung ist ein richtiger und wichtiger Schritt. Er muss aber bundesweit ausgedehnt und verstetigt werden." Hierfür sei letztendlich auch die Unterstützung durch alle Länder erforderlich. Wegen der grundlegenden Bedeutung des Themas seien die "Übergänge von der Schule in die Ausbildung" auch als inhaltlicher Schwerpunkt im diesjährigen Datenreport aufgegriffen worden, betont Esser abschließend.

DGB: Weniger Betriebe bilden aus - viele Unternehmen sind nicht ausbildungsreif
„Wir sind von einem flächendeckenden Bewerbermangel weit entfernt“, erklärte Ingrid Sehrbrock, stellvertretende DGB-Vorsitzende, anlässlich des Beschlusses des Berufsbildungsbericht 2012 heute Berlin.

„Während in Bayern, an der Ostsseeküste und im Rhein-Main-Gebiet nach Auszubildenden gesucht wird, stellt sich in Schleswig-Holstein, in Teilen Nordrhein-Westfalens und in Rheinland-Pfalz das Problem fehlender Ausbildungsplätze", sagte Sehrbrock.

Allein im Jahr 2011 blieben nach DGB-Angaben 76.740 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz, die von der Bundesagentur für Arbeit als ‚ausbildungsreif’ eingestuft wurden. Über 300.000 junge Menschen befänden sich noch dazu im so genannten Übergangssystem: Sie seien geparkt in berufsvorbereitenden Maßnahmen, in Praktika, Berufsfachschulen oder hielten sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. 1,5 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 29 Jahren hätten keinen Berufsabschluss, so Sehrbrock. Diesem ernüchternden Bild stünden nur knapp 30.000 offene Ausbildungsplätze in 2011 gegenüber. Leider seien auch in Deutschland immer noch zu viele junge Menschen ohne eine wirkliche Jobperspektive.

Sehrbrock kritisierte, viele junge Auszubildende würden über eine schlechte Ausbildungsqualität klagen die von vielen Überstunden, einem rauen Umgangston und insgesamt einem schlechten Betriebsklima geprägt sei. "Eine hohe Abbrecherquote ist in einigen Branchen die Quittung für diese eklatanten Mängel. Solche Betriebe und Unternehmen sind alles andere als ausbildungsreif", sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende.

Wenn junge Menschen als billige Arbeitskräfte ausgenutzt und ihnen keine attraktiven Berufsperspektiven für die Zeit nach der Ausbildung angeboten würden, bewürben sie sich nicht mehr für diese Berufe, warnte der DGB.

"Branchen und Betriebe, die für Bewerber attraktiv sein wollen, müssen die Qualität der Ausbildung verbessern, ihre Auszubildenden übernehmen und besser bezahlen“, forderte Sehrbrock abschließend.
http://www.praktisch-unschlagbar.de/

Quelle: BMBF, PM vom 09.05.2012 / Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) PM vom 09.05.2012 / Deutscher Gewerkschaftsbund, PM vom 09.05.2012

Redaktion: Astrid Bache

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