Bildungspolitik
Ausbildungsplätze: DGB erachtet Paradigmenwechsel für notwendig
Der Deutsche Gewerkschaftsbund fordert, Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz erhalten haben, dürften in der Statistik nicht als 'versorgt' gezählt werden.
06.02.2013
Anlässlich der heute veröffentlichten Zahlen zur Lehrstellensituation sagte Ingrid Sehrbrock, stellvertretende DGB-Vorsitzende, am Mittwoch in Berlin:
"Von einem Bewerbermangel für Ausbildungsplätze in Deutschland kann nicht die Rede sein. Während der Ausbildungspakt offiziell von nur 7.700 unversorgten Bewerbern spricht, zählt er zum 30. September 2012 mehr als 160.000 junge Menschen als versorgt, die von der Bundesagentur für Arbeit als "ausbildungsreif" eingestuft wurden, aber nur in Ersatzmaßnahmen - wie zum Beispiel Einstiegsqualifizierungen oder Praktika - gelandet sind.
So wird die tatsächliche Lage ohne Zweifel verschleiert. Auf diese Weise lässt sich auch erklären, dass mehr als 2,2 Millionen Menschen im Alter von
20 bis 34 Jahren ohne Berufsabschluss bleiben. Die Bilanz suggeriert den Jugendlichen, der Ausbildungsstellenmarkt sei entspannt. Wir brauchen eine ehrliche Ausbildungsmarktstatistik, die den Jugendlichen und den politischen Entscheidungsträgern keine geschönte Lage vermittelt.
Notwendig ist ein Paradigmenwechsel: Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz erhalten haben, dürfen in der Statistik nicht als 'versorgt' gezählt werden.
Junge Menschen, die in Warteschleifen 'geparkt' werden, müssen auch als unversorgte Bewerber geführt werden. Nur so lässt sich ein realistisches Bild vom Ausbildungsmarkt zeichnen. Denn nicht alle Jugendlichen, die sich auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz an die Bundesagentur für Arbeit wenden, werden auch als 'Ausbildungsstellenbewerber' gezählt.
Zudem sortiert die BA frühzeitig junge Menschen als nicht ausbildungsreif aus, und lässt sie damit aus der Statistik der Bewerber verschwinden. Es darf nicht länger Teilnehmer und Teilnehmerinnen erster und zweiter Klasse geben.
Jeder Wunsch nach Ausbildung ist gleich viel Wert. Bringen junge Menschen Defizite mit, brauchen sie gute Beratung, Hilfe oder Förderung.
In der Vergangenheit hat es sich immer bewährt, auch schwächeren Jugendlichen eine Chance zu geben. Gerade in einer Ausbildung entwickeln schulmüde junge Menschen Talente, die die Schule nicht abfordert. Wer bis kurz vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres keinen Ausbildungsplatz gefunden hat, darf nicht statistisch aussortiert werden. Sind Jugendliche weiterhin an einer voll qualifizierenden Berufsausbildung interessiert, müssen sie von der BA auch als Ausbildungsinteressierte erfasst werden."
Quelle: DGB vom 06.02.2013
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