Bildungspolitik

aej und ESG solidarisch mit den Streikenden an Schulen und Hochschulen

Die Evangelische Jugend und die Evangelische StudentInnengemeinde erklären sich solidarisch mit den streikenden Schülerinnen, Schülern und Studierenden an den europäischen Schulen und Hochschulen.

02.12.2009

Demokratisierung von Schule und Hochschule, Vereinbarkeit von Studium und ehrenamtlichem Engagement, Abschaffung der Studiengebühren, die angemessene Ausstattung des Bildungsangebotes und die Überarbeitung der Hochschulreform im Rahmen des Bologna-Prozesses zur Ermöglichung eines selbstbestimmten Studiums - diese wesentlichen Forderungen der Streikenden entsprechen den Positionen, die die Evangelische Jugend in Deutschland seit langer Zeit vertritt. „Eine auf wirtschaftliche Verzweckung ausgerichtete Bildung stellt eine Engführung der Potenziale und Möglichkeiten in der Entwicklung junger Menschen dar. Ihr steht ein umfassendes Bildungsverständnis zur Stärkung der Lebensbewältigungskompetenz und der Teilhabe an den demokratischen Prozessen der Gesellschaft gegenüber“, heißt es im Beschluss der 120. Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e. V. (aej), die vom 19. bis 22. November 2009 in Berlin tagte.

Von den Verantwortlichen in der Politik erwartet die Evangelische Jugend, dass sie die Forderungen der Streikenden ernst nehmen, die geforderten Veränderungen zügig umsetzen und eine umfassende Bildungsreform in Gang setzen, die „den Menschen in den Mittelpunkt stellt“.

„Zunehmende Leistungsorientierung, die Verkürzung der Schulzeit und steigende Stundenzahlen verhindern Selbstbestimmung und Partizipation junger Menschen in ihrer Schule“, so aej-Generalsekretär Mike Corsa. Demokratie in der Schule lasse sich nicht auf die Arbeit in Schüler(innen)vertretungs- und anderen Gremien beschränken: „Demokratie muss in der Schule gelebt werden. Die Politik muss schulische Rahmenbedingungen schaffen, die den demokratischen Bildungsauftrag von Schule verwirklichen und Schülerinnen und Schülern Freiräume zur Entfaltung ihrer Persönlichkeit lassen.“

Der Generalsekretär der Evangelischen StudentInnengemeinde in der Bundesrepublik Deutschland (ESG) Jörn Möller kritisiert die deutlich gestiegene zeitliche Belastung der Studierenden durch die Einführung von Bachelor und Master: „Wenn eine demokratische Beteiligung der Studierenden an Entscheidungsprozessen der Hochschulen wirklich gewollt ist, muss dringend über eine Reform und Anpassung der Beteiligungsformen und -gremien nachgedacht werden.“

Konkret fordern Evangelische Jugend und ESG seit Jahren:

  • die Abschaffung von Studiengebühren an Hochschulen: „Studiengebühren verschärfen die ohnehin schon ungerechte Verteilung von Bildungschancen“, so aej-Generalsekretär Corsa: „Sie sind ehrenamtsfeindlich und behindern die Arbeit der Jugendverbände. Die Finanzierung eines zeitgemäßen und effizienten Bildungssystems gehört zu den zentralen Aufgaben der staatlichen Daseinsvorsorge.“
  • die Überarbeitung der deutschen Umsetzung der Bologna-Beschlüsse: „Die Studienanforderungen der weitgehend verschulten Bachelor- und Masterstudiengänge behindern massiv zivilgesellschaftliches Engagement, das von der Bundesregierung gefördert und gefordert wird. Studierende tragen die ehrenamtliche Kinder- und Jugendarbeit wesentlich mit. Sie lassen sich nicht ersetzen“, betont der aej-Generalsekretär und fügt hinzu: „Hier werden soziale Kompetenzen erworben, die im späteren Berufsleben unverzichtbar sind.“

„Das Studium im System von Bachelor und Master muss deutlich verbessert werden“, kritisiert ESG-Generalsekretär Jörn Möller. Die größte Herausforderung sei dabei die Anerkennung von Studienleistungen: „Eigentlich sollte ein einheitliches europäisches Bewertungssystem (ECTS-credits) die Mobilität der Studierenden und die Anerkennungsmöglichkeiten von Studienleistungen verbessern. In der Realität sind Mobilität und Flexibilität heute deutlich schlechter als vor der Studienreform.“

„Die Evangelische Jugend und die Evangelischen StudentInnengemeinden bieten jungen Menschen Lernorte außerhalb von Schule und Hochschule, die ein selbstbestimmtes Lernen und die Aneignung demokratischer Kompetenzen ermöglichen“, so aej-Generalsekretär Corsa: „Diese werden durch die aktuelle Praxis der Bachelor-/Masterstudiengänge erheblich beeinträchtigt und sind an vielen Orten in ihrem Bestand gefährdet.“

Quelle: Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland e.V. (aej)

 

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