Schön, dass ihr da seid! Kindergruppenarbeit auf den Straßen von Köln

Nicole Hansen, Nadine Hohmann, Anna Knauer und Anna Nolden

Strukturebene: Bund

Gleich zweimal Irritation in der NAGEL-Redaktion beim ersten Durchblättern des Buches: „Kindernöte“ –

wieder ein Verein, der sich mittels „Problemwerbung“ und Mitleid nach vorn drängt? „Straßenkinder“,

denkt man da nicht zwangsläufig an Manila oder Rio? Es klärt sich. Der Verein mit dem etwas „verunglückten“

Namen ist Träger der freien Jugendhilfe in Köln, 1996 gegründet in der Folge größerer Sparmaßnahmen

in der größten Stadt Nordrhein-Westfalens. Eigenem Bekunden zufolge beschreibt der Verein

seine Initiatoren als Leute, die seinerzeit „die Nöte von Kindern “ kannten: Ärzte, Sozialarbeiter, Psychologen,

Rechtsanwälte, Geschäftsleute und andere. Der Wille, sich ins Gemeinwesen einzubinden, die Kooperation

mit bestehenden Institutionen zu suchen, gehört mit zum Verständnis und Handeln des Ve reins;

und dies scheint – liest man das Buch – tatsächlich gelungen zu sein. Unter anderem der Robert-

Jungk-Preis des NRW-Städtenetzwerks, der Integrationspreis des Bundespräsidenten und der WDRKinderrechtepreis

dokumentieren dies. Das „Straßenkinder-Projekt“ erfuhr ferner Unterstützung durch die

Aktion Mensch.

„Straßenkinder“? Gemeint sind hier nicht solche, die die übliche Vorstellung bedienen. Vielmehr

gehen die Mitarbeiter des Vereins in „sozial fragilen Vierteln“ da hin, wo sich Kinder nachmittags aufhalten,

die nicht ins Jugendzentrum kommen und dennoch unzureichende sozialpädagogische Unterstützung

erfahren. Ziel der Arbeit: individuelle Ressourcen der Kinder fördern und stärken. Die Mitarbeiter begre ifen

sich in diesem Kontext als „Begleiter“ – und nicht als besserwisserische Anleiter. Demzufolge liegt es

auch in der Natur dieses Verständnisses, die Gruppen nicht auf Dauer anzulegen, sondern sich nach einer

gewissen Zeit des Miteinanders auch wieder voneinander zu verabschieden. Rituale, die Kinder stärken,

werden bewusst und gezielt in die Arbeit integriert, nicht nur der Abschied. So schaffen beispielsweise

auch die Namen der Gruppen – wie „die Wilden“ oder „Chorweiler Krokodile“ – eine Identifikation.

Der Band skizziert nicht nur das nachahmenswerte Konzept dieser aufsuchenden Arbeit mit Kindern

; er liefert darüber hinaus zahlreiche praktische Organisations- und Spiela nregungen. Auch aus diesem

Grund, nämlich eine derartige griffbereite Sa mmlung zur Hand zu haben, ist es sinnvoll, sich diesen

– obendrein noch ansprechend gestalteten – Band zuzulegen. Die NAGEL-Redaktion möchte dies jedenfalls

wärmstens empfehlen. Der Kostenbeitrag in Höhe von 15,-- Euro wird als Spende für die Arbeit erwartet

– eine Investition, die sich für Kolleginnen und Kollegen lohnt, die an der praktischen Weiterentwicklung

ihrer eigenen Arbeit – über ihre vier eigenen Einrichtungswände hinaus – interessiert sind!

Zu beziehen ist das Buch direkt über den Verein:

Kindernöte e.V.

Florenzer Straße 20

50765 Köln

0221/700 65 20

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