Medien, Aneignung und Identität - "Stars" im Alltag jugendlicher Fans

Claudia Wegener

Strukturebene: Bund

"Stars" spielen im Lebensalltag Jugendlicher oft eine wesentliche Rolle, vor allem für ihre Identitätsbildung. Wie wichtig die Vorbilder tatsächlich für die Fans sind, bildet das vorliegende Buch ab. Für die Anhänger der Prominenten ist es spannend, das Leben ihrer Idole zu verfolgen. Sie möchten sich mit den Personen identifizieren und sie adaptieren, z.B. das gleiche Aussehen haben, was für ihre Selbstsuche und -findung elementar ist. Aus einer anderen Sicht werden die unterschiedlichen Vorbilder durch Assoziationen auch zu einem potentiellen Mittel zur Vermittlung von gewünschten Wert- und Moralvorstellungen.

 

Die Autorin hat unterschiedliche Ansätze verschiedener Forschungsdisziplinen zu dem Thema aufgearbeitet und in Beziehung zueinander gesetzt. Darauf aufbauend wurde ein "Modell medialer Beziehungen" entwickelt, dass die Grundlage für den empirischen Teil bildet. Dieser zeigt auf, wie bedeutend die diversen Vorbilder für Jugendliche sind und wie sie mit ihnen umgehen.

 

Ausführliche Interviews (Online-Befragung und qualitative Einzelinterviews) mit 13- bis 18-jährigen Lesern der Zeitschrift "Bravo" belegen, dass die persönliche Auseinandersetzung mit verschiedenen Vorbildern konstruktiv zur Identitätsbildung beitragen kann. Ziel der Datenanalyse war, möglichst verallgemeinerbare Aussagen über die Bedeutung medialer Bezugspersonen zu machen und diese mit soziodemografischen Aussagen zu verbinden. Die Befragten haben dazu Angaben zur Art ihrer Idole, zu ihrer sozialen Einbindung, ihren Werten/Idealen und ihrer Selbstwahrnehmung /-zufriedenheit gemacht. Dabei wurden beispielhaft unterschiedliche Fangruppen der verschiedenen populären Charaktere Britney Spears, Jeanette Biedermann, Robbie Williams und Eminem näher beleuchtet und Gemeinsamkeiten und Unterschiede abgeleitet. Durch Abdruck einzelner Original-Antworten sind die verschiedenen Meinungen gut nachvollziehbar.

 

Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Formen der Aneigung der Prominenten. Die Masse und Bandbreite an aktuellen Informationen über berühmte Persönlichkeiten im Internet bieten den Jugendlichen die Möglichkeit, sich ihnen in besonderer Weise anzunähern. Mit neuen Medien wie Internet, Computer und Handy tauschen sich die Fans auch gerne untereinander aus.

 

In einem abschließenden Resümee können aus den Ergebnissen Empfehlungen für die medienpädagogische Arbeit abgeleitet werden. Die Ausführungen der Autorin sind durch Zusammenfassungen der Inhalte nach jedem Kapitel und eigene Abbildungen gut nachvollziehbar.

 

Die Studien entstanden im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützten Forschungsprojektes "Medienbeziehungen und Identitätskonstruktion" an der Universität Bielefeld. Das Buch wendet sich an Dozenten und Studierende der Kommunikations- und Medienwissenschaft, (Medien-) Pädagogik, sozialen Arbeit oder Soziologie sowie Lehrerinnen und Lehrer und Sozialpädagoginnen und -pädagogen.

 

Dr. habil. Claudia Wegener ist Vertretungsprofessorin für Kinder- und Jugendkultur im Studiengang "Medienwissenschaft: Analyse, Ästhetik, Publikum" an der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" Potsdam-Babelsberg.

 

Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 419 Seiten, 39,90 Euro (2008)

Herausgeber

Bund der Deutschen Landjugend

Herausgabedatum

2008

Weitere Themen

Kinder- und Jugendarbeit
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