Monographie / Buch

Kompetenzerwerb im freiwilligen Engagement - Eine empirische Studie zum informellen Lernen im Jugendalter

Wiebken Düx, Gerald Prein, Erich Sass, Claus J. Tully

Strukturebene: Bund

Eine jetzt veröffentlichte Studie der TU Dortmund und des Deutschen Jugend-instituts München liefert empirische Nachweise für die Bedeutung des freiwilli-gen Engagements als Lernfeld für Jugendliche.

Dass Jugendliche nicht nur in der Schule für das Leben lernen können, erscheint als Erkenntnis nicht so neu. Neu an der Studie „Kompetenzerwerb im freiwilligen Enga-gement“ ist, dass die nachhaltige Wirkung eines außerschulischen Lernfeldes erst-mals auch empirisch nachgewiesen werden kann.

Über 70 Interviews haben die Dortmunder und Münchener Forscher mit jungen En-gagierten aus Jugendverbänden, Schülervertretungen und Initiativen in drei Bundes-ländern (NRW, Bayern, Sachsen) geführt. Zusätzlich wurden engagementerfahrene Erwachsene interviewt sowie in einer bundesweit angelegten standardisierten Re-präsentativerhebung ca. 1.500 in der Jugendzeit engagierte 25- bis 40jährige und eine gleichaltrige Vergleichsgruppe von ca. 500 Personen ohne Engagementerfah-rung befragt.

Alle Ergebnisse weisen in eine Richtung: Im Vergleich zu früher Nicht- Engagierten verfügen in der Jugendzeit engagierte Erwachsene über mehr praktische Hand-lungserfahrungen und damit auch über mehr Kompetenzen. Dies betrifft besonders die Organisations-, Gremien- und Leitungskompetenzen. So haben sie häufiger im Team gearbeitet, Veranstaltungen organisiert, Reden gehalten und Leitungsaufga-ben übernommen.

Dass diese Erfahrungen Auswirkungen auf das Berufsleben haben, liegt auf der Hand. Kenntnisse aus dem freiwilligen Engagement wirken sich positiv in Einstel-lungsverfahren aus, führen – auch unter Ausschluss anderer Variablen – zu höheren Berufsabschlüssen und damit zu größerer beruflicher Zufriedenheit. Im Vergleich zur Gruppe der Nicht- Engagierten können doppelt so viele ehemals Engagierte einen Universitäts- oder Fachhochschulabschluss vorweisen. Zudem ergreifen sie häufiger Sozial-, Erziehungs- oder Gesundheitsberufe als früher Nicht-Engagierte. Damit ist das freiwillige Engagement Jugendlicher auch ein Rekrutierungsfeld für Sozialberufe. Dies ist angesichts des steigenden Bedarfs an Fachpersonal nicht ohne arbeits-marktpolitische Bedeutung.

Und noch ein Effekt hat sich gezeigt: Wer als Jugendlicher gesellschaftliche Verant-wortung durch ein freiwilliges Engagement übernimmt, tut dies mit großer Wahr-scheinlichkeit auch als Erwachsener. Früher Engagierte engagieren sich auch im fortgeschrittenen Alter häufiger freiwillig in Vereinen und anderen Organisationen (über 50 Prozent; früher Nicht-Engagierte: 15 Prozent), sind stärker in Parteien, Ge-werkschaften und Bürgerinitiativen vertreten und beteiligen sich auch ansonsten öfter an politischen und sozialen Aktivitäten im Gemeinwesen. Sogar ihre Spendenbereit-schaft ist höher als die der Nicht-Engagierten.

 

Wiebken Düx / Gerald Prein / Erich Sass / Claus J. Tully:

Kompetenzerwerb im freiwilligen Engagement

Eine empirische Studie zum informellen Lernen im Jugendalter

VS Verlag für Sozialwissenschaften

ISBN: 978-3-531-15798-6

Mai 2008

34,90 €

 

Herausgabedatum

2008

Weitere Themen

Kinder- und Jugendarbeit
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