Erster Deutscher Kinder- und Jugendsportbericht

Werner Schmidt, Ilse Hartmann-Tews, Wolf-Dietrich Brettschneider, Ilse Hartmann-Tews (Hrsg.)

Strukturebene: Bund

Deutschlands Kinder und Jugendliche haben keinen guten Ruf, wenn es um ihre Sportlichkeit geht. Das Urteil "schlapp und unsportlich" klingt noch fast freundlich im Vergleich zu einem Schlagwort wie "fett, faul und fernsehsüchtig". Schlüssige Beweise für diese Behauptungen sind jedoch nicht leicht zu finden. Denn es gibt zwar viele einzelne wissenschaftliche Untersuchungen zu Fragen der sportlichen Betätigung von Kindern und Jugendlichen, aber keine umfassende Dokumentation des heute vorhandenen Wissens dazu.

 

Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung hat daher im Herbst 2001 den "Ersten Deutschen Kinder- und Jugendsportbericht" in Auftrag gegeben, den sie 2003 der Öffentlichkeit vorstellte. Der Bericht ist insofern eine Premiere, als er über die bis dahin vorliegenden kleinteiligen Einzelstudien hinaus erstmals eine Gesamtschau des Kinder- und Jugendsports in allen seinen Facetten bietet. Er fasst auf rund 450 Seiten das gegenwärtig bekannte Wissen zur Sport- und Bewegungswelt von Kindern und Jugendlichen zusammen und zeigt Forschungslücken sowie Handlungsmöglichkeiten für Politik, Verbände, Vereine, Lehrer und Eltern auf.

 

29 Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen behandeln in 20 Kapiteln eine Vielzahl von Themen, die auch über den Sport im engeren Sinne hinausgehen. Es geht um Gesundheit, körperliche und geistige Entwicklung, gesellschaftliche Einbindung des Kinder- und Jugendsports sowie um Leistungs- und Spitzensport bei Kindern und Jugendlichen.

 

In vielen öffentlichen Diskussionen wird auf die Fähigkeit des Sports hingewiesen, Kinder aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten und kulturellen Traditionen zu integrieren. Der Bericht setzt hier Fragezeichen. Im deutschen Kinder- und Jugendsport gibt es ein starkes soziales Gefälle und deutliche geschlechtsbezogene Unterschiede: Jungen treiben mehr Sport als Mädchen, Gymnasiasten mehr als Hauptschüler und deutsche Kinder mehr als Migrantenkinder. Es hat zwar zahlreiche Initiativen und Projekte gegeben, dies zu ändern. Die Möglichkeiten, die der Sport bietet, werden aber bei weitem nicht ausgeschöpft.

 

Aus den Ergebnissen des Ersten Deutschen Kinder- und Jugendsportberichts, so die Herausgeber, ergebe sich die wesentliche Forderung nach noch besser ausgebildeten Übungsleitern, Trainern, Erzieherinnen und Lehrern für alle Schulformen. Die Ausbildung müsse stärker als bisher die sportliche Früherziehung, die Arbeit mit gesellschaftlichen Randgruppen sowie gesundheitsorientierte Bewegungs- und Sportpädagogik berücksichtigen. Die Politik sei gefordert, die Interessen von Kindern und Jugendlichen in die Stadtentwicklung einzubeziehen. Die Erschließung wohnnaher Spiel- und Bewegungsräume stärke die Vorbeugung von Bewegungsmangel und Koordinationsschwächen und leiste einen unverzichtbaren Beitrag für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.

 

Der erste deutsche Kinder- und Jugendsportbericht unterstreicht deutlich die Potenziale, die sowohl im Medium Sport als auch in den Strukturen des organisierten Sports stecken. Die Deutsche Sportjugend hat ein Positionspapier dazu herausgegeben: www.dsj.de/downloads/Positionspapier.pdf.

 

Der Erste Kinder- und Jugendsportbericht ist erschienen im Verlag Karl Hofmann und ist im Buchhandel für 39,80 Euro erhältlich. ISBN-10: 3778074326, ISBN-13: 978-3778074329.

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