Die Jungenkatastrophe. Das überforderte Geschlecht

Frank Beuster

Strukturebene: Bund

Wenn von Gewalt in Schulen die Rede ist, handelt es sich in der Regel um Jungengewalt. Auch in den

Erziehungsberatungsstellen dominieren die Jungen als Klienten: Achtzig Prozent der Ratsuchenden dort

sind Mütter mit ihren Söhnen. Anlässe sind das häusliche Verhalten, die schulische Situation, eine „Null-

Bock“-Haltung. Jungen und junge Männer sind zunehmend verunsichert; das ehemals starke Geschlecht

schwächelt.

Der Lehrer und Hochschullehrer Frank Beuster, selbst Vater zweier Söhne, spricht von einer „Jungenkatastrophe“.

In seinem gleichnamigen Buch analysiert er die veränderte gesellschaftliche Realität, die es Jungen heutzutage erschwert, Selbstwertgefühl und eine positive männliche Identität zu entwickeln. Auch die Gewaltproblematik beleuchtet er in diesem Zusammenhang anschaulich und konkret. Seine rund 350 Seiten passen genau in die aktuelle Diskussion um Werteerziehung. Das Buch ist kein Ratgeber, dem man Rezepte entnehmen könnte. Aber neben den zahlreichen erziehungspraktischen Hinweisen im Text bietet es am Ende drei Utopien, als Forderungen formuliert, die Wege aus der Jungenkatastrophe aufzeigen. Sie ist nämlich, so Beusters Fazit, „hausgemacht, sie ist das Ergebnis einer vernachlässigten Förderung des männlichen Geschlechts im Kindes- und Jugendalter“ (S. 335).

So gilt sein Plädoyer Männern und Frauen, die sich für Jungen stark machen und sie im täglichen

Umgang stärken können: Eltern, Erzieher/-innen, Lehrkräfte. Sie möchte Frank Beuster ansprechen und

hellhörig machen. Ein Anhang mit Anlaufstellen für die Jungenarbeit sowie mit weiterführenden Internetadressen komplettiert ein zum Nach- und Umdenken anregendes, höchst lesenswertes Buch.

Frank Beuster: Die Jungenkatastrophe. Das überforderte Geschlecht

Reinbek 2006, Rowohlt, 352 Seiten, 8,90 Euro, ISBN-13 978-3-499-61997-7, ISBN-10 3-499-

61997-0

 

Herausgabedatum

2006

Weitere Themen

Förderung der Erziehung in der Familie
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