BILDUNG UND JUGENDSOZIALARBEIT ASPEKTE JUGENDSOZIALARBEIT NO. 63

Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit e.V.

Strukturebene: Bund

Eine empirische Untersuchung zur Irritation und Transformation von inkorporierten Handlungsroutinen benachteiligter Jugendlicher in Projekten der Jugendsozialarbeit.

Diese Dissertation wurde an der Univeristät Bielefeld im Oktober 2005 vorgelegt und im Dezember 2005 angenommen. Sie entstand im Rahmen des DFG-Graduiertenkollegs „Jugendhilfe im Wandel“.

Aus dem Inhalt:

>> ... Zur Notwendigkeit der Initiierung von Bildung in der Jugendsozialarbeit

Jugendliche, die in dieser Gesellschaft als benachteiligt gelten, von Benachteiligung bedroht sind oder individuell beeinträchtigt sind, werden es auf dem Erwerbsarbeitsmarkt zunehmend schwer haben, wenn sie lediglich über das Nachholen formaler Qualifikationen versuchen, einen Anschluss an die Leistungsfähigkeit anderer Mitbewerber zu erlangen. So werden sich Projekte der Jugendsozialarbeit allein aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Zukunft stärker damit auseinandersetzen müssen, welche pädagogische Praxis sie bei den Jugendlichen anwenden wollen, denen sie im Grunde nichts anbieten kann.

 

Jugendliche mit Benachteiligungen und individuellen Beeinträchtigungen sind aufgrund der zukünfig stärkeren Betonung informeller Lernfelder und des lebenslangen Lernens wiederum benachteiligt, da sie kaum gelernt haben, solche Lernprozesse als wichtig und bedeutsam zu erkennen und über wenig methodische Kompetenz und Motivation verfügen, solche Prozesse einzugehen. Jugendliche mit Benachteiligungen und individuellen Beeinträchtigungen stehen vor der Herausforderung, Sinn und Anerkennung in ihrem Leben finden zu müssen, auch wenn ihnen der Zugang zu einem Lebenssinnstiftenden Anstellungsverhältnis dauerhaft verwehrt bleiben sollte.

 

Auch wenn dies politisch dramatisch und ethisch skandalös ist, scheinen die Möglichkeiten, diesen Zustand ändern zu können, auf lokaler und nationaler Ebene eher begrenzt zu sein. Wenn (Jugend-)Arbeitsmarktpolitik und Sozialpolitik von dem Grundsatz des Förderns und Forderns ausgeht, muss sie auch – soll es nicht nur bei einer Verlagerung der Schuldzuschreibungen auf die Betroffenen bleiben – die Bedingungen dafür schaffen, dass Jugendliche sich wieder als Konstrukteure der eigenen Biographie begreifen können.

 

Die Untersuchung hat gezeigt, dass Jugendliche in den einzelnen Projekten sich als Konstrukteure eigener Lebenspraxis sehen wollen und alles daran setzen, um das eigene Leben „in den Griff zu bekommen“. So ist zwar Potential vorhanden, das „Enaktierungspotential“, also die Chance der Umsetzung dieser Potentiale allerdings relativ gering. Insofern dürfte es die Aufgabe einer Jugendsozialarbeit, die sich aufgrund ihrer historischen Entwicklung den Jugendlichen mit Benachteiligungen und individuellen Beeinträchtigungen verpflichtet fühlt, sein, solche Lernprozesse anzuregen, die über die Vermittlung von Wissen im Sinne der Aneignung formaler Qualifikationen hinausgehen, sondern die Reflexion und Auseinandersetzung mit Welt-An-Sichten und Handlungsroutinen ermöglichen, um im Sinne einer strukturalen Bildungstheorie zu einer Transformation von Mustern der Weltaufordnung zu gelangen, damit Jugendliche sich zum einen wieder als Konstrukteur in der aktiven Lebensgestaltung sehen und zum anderen diese auch ausüben können. Nur so können alternative Handlungsoptionen zur Gestaltung des Übergangs in die Erwachsenenwelt entwickelt werden. <<

 

Die Broschüre aus der Reihe "Aspekte Jugendsozialarbeit" ist für 10,00 €uro inkl. Porto bei der BAG Katholische Jugendsozialarbeit zu beziehen. Tel. 0211 / 94485-0, bagkjs@jugendsozialarbeit.de

 

Herausgeber

Bertelsmann Stiftung

Herausgabedatum

2007

Weitere Themen

Jugendsozialarbeit
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