Kindertagesbetreuung

Zu wenig Plätze für zu viele Kinder – DJI warnt vor akutem Platz- und Personalmangel

Bis zum Jahr 2025 werden in Krippen, Kindergärten und in der Grundschulbetreuung bis zu 329.000 zusätzliche pädagogische Fachkräfte gebraucht. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Forschungsverbundes Deutsches Jugendinstitut/ Technische Universität Dortmund, die den Geburtenanstieg, die Zuwanderung, die nicht erfüllten Elternwünsche, den Personalersatz für dauerhaft ausscheidende Beschäftigte sowie einen verbesserten Personalschlüssel zugrunde legt.

18.09.2017

„Damit würde die Zahl der aktuell 614.000 pädagogischen Fachkräfte bis 2025 innerhalb von nur einem Jahrzehnt um mehr als 50 Prozent steigen“, kommentiert der Direktor des Deutschen Jugendinstituts, Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, die Prognose. „Fast zwei Drittel aller Eltern von Grundschulkindern wünschen sich für ihre Kinder eine Betreuung in Horten oder Ganztagsschulen“, so Rauschenbach. „Wenn die Politik dem Bedarf der Eltern Rechnung tragen will, muss sie auch für diese Altersgruppe einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz einführen. Die Gesamtkosten für ein so umfassendes Ausbauprojekt bewegen sich jedoch im zweistelligen Milliardenbereich“, ergänzt Rauschenbach.

Bis zum Jahr 2025 dürfte sich die Zahl der Kinder im Krippen-, Kindergarten- und Grundschulalter von derzeit 7.654.000 um bis zu 415.000 Kinder erhöhen – sollte sich die demografische Entwicklung mit leicht steigenden Geburtenzahlen und einer anhaltenden Zuwanderung schutz- und asylsuchender Menschen fortsetzen. Gleichzeitig besteht nach wie vor eine deutliche Kluft zwischen Elternwünschen und vorhandenen Betreuungsplätzen. Vor allem in den westlichen Flächenländern und den Stadtstaaten ist das Platzangebot für ein- und zweijährige Kinder noch zu gering, und auch für die Betreuung von Grundschulkindern besteht ein enormer Ausbaubedarf. In der Summe fehlen für die Betreuung von Kindern im Alter von bis zu zehneinhalb Jahren in Krippen, Kindertageseinrichtungen, Horten und Ganztagsschulen bundesweit bis zu 1,2 Millionen Plätze.

Der Forschungsverbund Deutsches Jugendinstitut/Technische Universität Dortmund prognostiziert vor diesem Hintergrund bis zum Jahr 2025 einen Personalbedarf von bis zu 603.000 pädagogischen Fachkräften. Neben den demografischen Veränderungen und den bislang nicht erfüllten Elternwünschen wird dabei auch ein verbessertes Fachkraft-Kind-Verhältnis berücksichtigt.

Im gleichen Zeitraum beenden voraussichtlich nur 274.000 Nachwuchskräfte eine berufliche Ausbildung oder ein einschlägiges Studium und stehen dem Arbeitsfeld der Kindertages- und Grundschulbetreuung zur Verfügung. Damit fehlen noch etwa 309.000 Kita-Fachkräfte, 15.000 Kindertagespflegepersonen und 5.000 Stellen in Ganztagsschulen. „Ohne eine politisch gezielte bundesweite Fachkräfteoffensive wird dieser Fehlbedarf nicht im Ansatz gedeckt werden können“, warnt DJI-Direktor Rauschenbach. Der mit einem solchen Ausbau verbundene Finanzbedarf wäre erheblich: Jährlich ist mit zusätzlichen Betriebskosten von bis zu 18 Milliarden Euro und Investitionskosten in Höhe von 1,4 Milliarden Euro zu rechnen.

Die Publikation <link https: www.dji.de fileadmin user_upload bibs2017 rauschenbach_schilling_plaetze_personal_finanzen.pdf external-link-new-window als>Plätze. Personal. Finanzen – der Kita-Ausbau geht weiter. Zukunftsszenarien zur Kindertages- und Grundschulbetreuung in Deutschland (PDF 967 KB) von Rauschenbach, Schilling und Meiner-Teubner steht auf der Webseite des Deutschen Jugendinstituts zum Download zur Verfügung.

Auf den dortigen Themenseiten <link https: www.dji.de themen kinderbetreuung.html external-link-new-window zur>Kindertagesbetreuung in Kita, Tagespflege und Hort finden sich weitere umfangreiche Informationen. 

Hintergrund

Der Forschungsverbund Deutsches Jugendinstitut/ Technische Universität Dortmund führt Forschungsprojekte zu den Themen Kindertagesbetreuung, Hilfen zur Erziehung, Kooperation von Jugendhilfe und Schule, Familien und Frühe Hilfen, Kinder- und Jugendarbeit, Personal und Qualifikation sowie Freiwilliges Engagement durch. Zu den Aufgaben des Forschungsverbundes gehören wissenschaftsbasierte Dienstleistungen sowie die Beratung von Politik und Fachpraxis auf allen föderalen Ebenen.

Quelle: Deutsches Jugendinstitut vom 15.09.2017

Back to Top