Kindertagesbetreuung

"U6-Demokraten": Demokratie-Training schon in der Kita gefordert

Prof. Dr. Karin Böllert im Interview

Kinder und Jugendliche gegen Rechtspopulismus immun machen – Um in einer digitalen Welt mit unsozialen und undemokratischen Impulsen zu bestehen, seien positive Demokratie- und Mitmach-Erlebnisse nötig. Daher sollte laut Prof. Dr. Karin Böllert Bildung für Demokratie bereits in der Kita anfangen.

30.03.2017

Bundesweit neue Demokratie-Welle starten

Polit-Impulse schon in der Kita: Bildung für Demokratie soll schon ganz klein anfangen – und zwar in der Kita. "Bundesweit muss es eine ‚neue Demokratie-Welle‘ geben, die ganz früh anfängt. Es geht darum, die Entwicklung von ‚U6-Demokraten‘ zu fördern. Und zwar altersgerecht, auf spielerische Art", forderte Prof. Dr. Karin Böllert, am 29. März auf dem 16. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag (DJHT) in Düsseldorf. Die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ sprach sich dafür aus, die Mitbestimmung "so früh wie möglich zu einem festen Bestandteil des Lebens zu machen".

Um in einer digitalen Welt der sozialen Netzwerke mit unsozialen und undemokratischen Impulsen zu bestehen, seien positive Demokratie- und Mitmach-Erlebnisse wirkungsvolle Garanten für eine Demokratie-feste Gesellschaft, so Böllert. In der Kita fange die Mitbestimmung – und somit das Demokratieinteresse – damit an, dass gemeinsam über Ideen für die Spielecke, über die Gestaltung vom Sandkasten oder das Tagesessen entschieden werde. "Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen führt dieses ‚frühe Demokratie-Training‘ dann zu einer wesentlich selbstverständlicheren und bewussteren Annahme von politischer Verantwortung per Wahlkreuz in der Wahlkabine", sagte Karin Böllert.

Darüber hinaus appellierte die AGJ-Vorsitzende an die Kultusminister der Länder, die politische Bildung als Pflichtfach an allen Schulen einzuführen: "Der Rechtspopulismus wächst. Schon deshalb müssen Kinder und Jugendliche immer wieder vom Wert der Demokratie überzeugt werden. So gelingt es, sie gegen rechtspopulistische Einflüsse immun zu machen. Es ist daher nur konsequent, die politische Bildung offensiver im Unterricht zu platzieren."

Jugendliche müssen zudem selbst früher in der Politik mitmischen und eine "Mitmach-Demokratie" erleben können. "Es ist an der Zeit, das Wahlalter bundesweit bei allen Wahlen und Entscheiden auf 16 Jahre abzusenken", so Karin Böllert auf dem Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag. Hinter dem DJHT stehen 100 bundeszentrale Verbände, Organisationen und Institutionen, die sich in Deutschland um die Kinder- und Jugendhilfe kümmern.

Weitere Informationen zum DJHT unter www.jugendhilfetag.de

Quelle: Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ vom 29.03.2017

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