Kindertagesbetreuung

Tarifkonflikt Sozial- und Erziehungsdienst: Unbefristeter Kita-Streik ab Freitag

An den Kitas in Deutschland soll ab Freitag unbefristet gestreikt werden. Im Tarifkonflikt zur Aufwertung des Sozial- und Erziehungsdienstes haben die Abstimmungen bei ver.di und der GEW eindeutige Mehrheiten für diesen Arbeitskampf ergeben.

06.05.2015

Eindeutige Mehrheit bei ver.di stimmt für unbefristete Streiks

Im Tarifkonflikt zur Aufwertung des Sozial- und Erziehungsdienstes hat die Urabstimmung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) eine eindeutige Mehrheit für diesen Arbeitskampf ergeben. Insgesamt stimmten 93,44 Prozent der ver.di-Mitglieder für einen unbefristeten Streik. Damit wurde das erforderliche Quorum von 75 Prozent deutlich übertroffen.

Zum Streik aufgerufen sind unter anderem Erzieherinnen und Erzieher in Kitas, Horten und an offenen Ganztagsschulen, Sozialarbeiter und Sozialpädagoginnen in Jugendzentren, in der Schulsozialarbeit und im allgemeinen Sozialdienst, Erzieher und Heilpädagoginnen in Heimen für Kinder und Jugendliche sowie Beschäftigte in Einrichtungen der Behindertenhilfe.

"Der Streik wird am Freitag mit einem spürbaren und starken bundesweiten Signal beginnen. Danach wird er in vielen Einrichtungen zunächst dauerhaft fortgeführt – notfalls auch über Pfingsten. Wir werden Zug um Zug weitere Einrichtungen in den Streik einbeziehen", sagte der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske. "Eltern müssen sich bereits ab Freitag auf erste Kita-Schließungen einstellen, die dann unbefristet andauern werden. Die Betroffenen sind über den konkreten Streikbeginn heute Morgen bereits informiert worden."

Kitas und Horte, die im Laufe der nächsten und übernächsten Woche in den Streik einbezogen werden, werden betroffene Eltern rechtzeitig darüber informieren.

"Die kommunalen Arbeitgeber leugnen jeden generellen Handlungsbedarf zur Aufwertung dieser gesellschaftlich wichtigen und außerordentlich verantwortungsvollen Tätigkeiten. In fünf Verhandlungsrunden haben sie kein Angebot vorgelegt. Aber die Kolleginnen und Kollegen wollen sich nicht länger hinhalten und lediglich mit guten Worten abspeisen lassen. Wir appellieren an die betroffenen Eltern, Großeltern, Freunde und Verwandten: Lassen Sie nicht zu, dass die Arbeitgeber versuchen, den Konflikt auf Ihrem Rücken und dem Ihrer Kinder auszusitzen. Wenden Sie sich an Ihren Oberbürgermeister, Bürgermeister, Landrat, an die Vorsitzenden der Stadt- und Gemeinderats- sowie Kreistagsfraktionen, damit diese ihren Einfluss im Arbeitgeberverband zur Aufwertung der Sozial- und Erziehungsberufe nutzen. Die Arbeitgeber haben es in der Hand, mit einem verhandlungsfähigen Angebot den Streik jederzeit zu beenden", betonte Bsirske.

Auch GEW-Mitglieder stimmen für unbefristete Streiks

Für unbefristete Streiks haben auch 96,37 Prozent der Mitglieder der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Bereich Sozial- und Erziehungsdienst (SuE) gestimmt. Das teilte die GEW nach der Urabstimmung am Mittwoch mit.

"Das deutliche Votum der Mitglieder ist eine klare Ansage an die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA): 'Wir sind bereit, für eine bessere Bezahlung zu kämpfen und die Blockadehaltung der Arbeitgeber zu brechen.' Die Berufe im Sozial- und Erziehungsdienst müssen endlich kräftig aufgewertet und die Kolleginnen und Kollegen besser eingruppiert werden", betonte Andreas Gehrke, für Tarifpolitik verantwortliches GEW-Vorstandsmitglied. Er machte noch einmal deutlich, dass die gesellschaftlichen Erwartungen an das gesamte SuE-Berufsfeld in den vergangenen Jahren enorm gewachsen seien. Damit seien auch die Anforderungen an Qualifikation und Arbeit der Beschäftigten in den Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen gestiegen. "Diese Entwicklung muss sich endlich in einer deutlich besseren Eingruppierung der Beschäftigten widerspiegeln", sagte Gehrke.

"Gute Bildung braucht gute Arbeitsbedingungen. Das ist im Interesse der Kinder und Eltern. Wer qualitativ hochwertige Arbeit leistet wie die Erzieherinnen, muss auch gut bezahlt werden", unterstrich der GEW-Tarifexperte. "Das sehen die Arbeitgeber anders: In den Kitas, in denen zu mehr als 95 Prozent Frauen arbeiten, wollen sie die Erzieherinnen mit einem – auch gemessen an der fachlichen Ausbildung – viel zu geringen Gehalt abspeisen. Sie bedienen Rollenklischees und nutzen die Frauen finanziell aus. Doch das lassen sich die Erzieherinnen nicht bieten!"

Gehrke machte deutlich, dass auf alle eine harte Tarifauseinandersetzung zukomme. "Ich bitte die Eltern um Verständnis, dass die Beschäftigten jetzt auch zum Mittel des Streiks greifen, um ihre legitimen Interessen durchzusetzen. Gleichzeitig appelliere ich an die Eltern: Wenden Sie sich an Ihre Landräte, Oberbürgermeister und Bürgermeister, damit diese sich für die längst überfällige Aufwertung der SuE-Berufe einsetzen", sagte Gehrke.

Quellen:

  • ver.di-Bundesvorstand vom 06.05.2015
  • Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft vom 06.05.2015

Redaktion: Kerstin Boller

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