Kindertagesbetreuung
Neue Erhebungsdaten von WiFF zeigen deutlichen Optimierungsbedarf bei der Erzieher(innen)ausbildung
Nach aktuellen Erkenntnissen der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) existieren bei den Inhalten, dem Aufbau und der Dauer der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern an Fachschulen für Sozialpädagogik signifikante Unterschiede. Schulleitungen und Lehrkräfte fordern eine stärkere bundesweite Vereinheitlichung und eine bessere Verknüpfung der Lernorte „Schule“ und „Praxis“
09.12.2010
Die Analyse „Anschlussfähige Bildungswege in der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern “der mit Schulleiterinnen und Schulleitern geführten Interviews zeigt, dass die derzeit viel diskutierte Anschlussfähigkeit an das Hochschulsystem für Erzieherinnen und Erzieher formal durchaus gegeben ist. Schwierigkeiten zeigen sich jedoch bei den Aushandlungen zwischen Fachschulen und Hochschulen über die studienzeitverkürzende Anrechnung von sich überschneidenden Ausbildungsinhalten. Die Studie behandelt neben den differenzierten Einstellungen der Schulleitungen zur Anschlussfähigkeit auch bereits existierende Kooperationen zwischen Fach- und Hochschulen sowie die von den Befragten thematisierten strukturellen und inhaltlichen Herausforderungen der künftigen Erzieherinnenausbildung.
Die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) hat am 08. Dezember 2010 erstmalig die Ergebnisse ihrer bundesweiten Befragungen an Fach- und Hochschulen auf ihrer Fachtagung zur Qualifizierung frühpädagogischer Fachkräfte in Berlin vorgestellt. Mit den Ergebnissen liefert die Initiative hilfreiche Basisdaten zur Organisation und Struktur der Ausbildung von Erzieherinen und Erziehern in Deutschland.
Neben der Forderung von 82 Prozent aller befragten Schulleitungen nach einer Vereinheitlichung der Ausbildung in Deutschland sprechen sich 86 Prozent für eine bessere inhaltliche Abstimmung der sozial- und frühpädagogischen Ausbildungen an den unterschiedlichen Ausbildungsorten Berufsfachschule, Fachschule, Hochschule und Universität aus. 76 Prozent der Schulleitungen fordern eine systematischere Verknüpfung der Lernorte „Schule“ und „Praxis“;bei den Lehrkräften sind es 72 Prozent.
Die 1.179 Lehrkräfte an Fachschulen für Sozialpädagogik wurden auch zu den Kompetenzen der Absolventinnen und Absolventen befragt. Diese sind demzufolge gut ausgebildet für das „pädagogische Kita-Kerngeschäft“ (z.B. Dokumentation, Spiel, Beziehungsgestaltung). Großer Weiterbildungsbedarf besteht aus Sicht der Lehrkräfte hingegen für den Umgang mit Krisen- und Sondersituationen, etwa in der Zusammenarbeit mit Eltern in belastenden Lebenslagen, im Hinblick auf eine geschlechtssensible Erziehung der Kinder oder in Bezug auf das Thema Inklusion.
In den letzten Jahren sind zahlreiche neue frühpädagogische Studienangebote entstanden. Die Frage nach deren Durchlässigkeit, insbesondere für bereits ausgebildete und berufstätige Fachkräfte, steht im Fokus einer Befragung von Studiengangsleitungen an Fachhochschulen und Universitäten, die im Auftrag des DJI durchgeführt wurde. Der Projektbericht legt Sichtweisen und Einschätzungen der Befragten auf das frühpädagogische Aus- und Weiterbildungssystem dar und gibt Aufschluss darüber, wie die Hochschulvertreter die Möglichkeiten zur Kooperation mit nicht-akademischen Institutionen der Aus- und Weiterbildung beurteilen.
Die Befragung von 1.000 Bachelorstudierenden an Hochschulen mit frühpädagogischen Studiengängen macht deutlich: Studierende knüpfen auch Karriereerwartungen an die akademische Ausbildung. Neben der wissenschaftlichen Qualifikation (86 Prozent) und einer besseren Bezahlung (91 Prozent) erhoffen sich 94 Prozent der Studierenden mit abgeschlossener Erzieher(innen)ausbildung einen beruflichen Aufstieg. „Bislang wissen wir nicht, welche Karrierewege frühpädagogische Fachkräfte im Anschluss an ihr Studium tatsächlich gehen. Berufliche Aufstiegschancen im Arbeitsfeld der Kindertageseinrichtungen sind aber nach wie vor kaum möglich. Wir vermuten daher, dass ein hoher Anteil der akademisch ausgebildeten Fachkräfte nach dem Studium nicht in die Kindertageseinrichtungen zurückkehren wird. In dieser Frage besteht dringender Klärungsbedarf“, so Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, Direktor am Deutschen Jugendinstitut in München.
An den bundesweiten WiFF-Befragungen beteiligten sich 50 Prozent der Fachschulleitungen sowie Lehrkräfte aus 69 Prozent aller Fachschulen für Sozialpädagogik. 34 Prozent aller Studierenden in frühpädagogischen Studiengängen nahmen an der Studierendenbefragung teil.
Das umfangreiche Befragungsprogramm der WiFF trägt zur flächendeckenden Bestandsaufnahme der Aus- und Weiterbildung von frühpädagogischen Fachkräften in Deutschland bei. Die Ergebnisse der Befragungen werden dazu genutzt, eine differenzierte Analyse der Inhalte und Strukturen von Aus-, Fort- und Weiterbildungsangeboten durchzuführen. Dazu haben die Wissenschaftler(innen) der WiFF in den vergangenen 16 Monaten insgesamt 8.000 Akteure im Feld der Aus- und Weiterbildung von frühpädagogischen Fachkräften befragt. Die Ergebnisse der WiFF-eigenen Forschungen werden in den „WiFF Studien“ aufbereitet, die kostenlos über www.weiterbildungsinitiative.de/publikationen bestellt werden können.
Quelle: Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF)
ik
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