Kindertagesbetreuung
Modellprojekt „Kinder in Kitas (KiK)“ stößt auf positive Resonanz bei Erzieherinnen
Kita-Kinder im Frühtest - das Modellprojekt „Kinder in Kitas“ (KiK) soll zur Stärkung der Kindergesundheit und Weiterentwicklung der individuellen Förderung beitragen.
16.08.2010
Seit November 2008 führt das Institut für Community Medicine der Universität Greifswald das vom mecklenburg-vorpommerschen Landesministerium für Soziales und Gesundheit finanzierte Modellprojekt „Kinder in Kitas“ (KiK) durch. KiK soll zur Weiterentwicklung der individuellen Förderung in Kitas in Mecklenburg-Vorpommern beitragen. Das Modellprojekt umfasst knapp 1.000 Drei- bis Sechsjährige und rund 200 Erzieherinnen aus zwölf Kitas in Greifswald, Stralsund, Wismar und den Landkreisen Ostvorpommern, Uecker-Randow und Demmin.
„Über 97 % der befragten Erzieherinnen bewerten das von uns eingesetzte Testverfahren als hilfreich zur Erkennung von Entwicklungsgefährdungen“, erklärte der Geschäftsführende Direktor des Instituts für Community Medicine, Prof. Wolfgang Hoffmann. Das habe eine erste Befragung der beteiligten Erzieherinnen ergeben, so der Projektleiter von KiK.
„Die Häufigkeit von Entwicklungsverzögerungen bei Kindern und Jugendlichen hat sich in den letzten Jahren maßgeblich geändert. Das ist auf nationaler und europäischer Ebene feststellbar. Auch in unserem Bundesland weisen viele Kinder bei der Einschulungsuntersuchung Entwicklungsverzögerungen auf. Daher ist es sinnvoll, möglichst frühzeitig im vorschulischen Bereich präventiv tätig zu werden. Dies erfordert jedoch verlässliche Informationen über die kindliche Entwicklung“, so Hoffmann
Spielerisch Stärken und Schwächen erkennen
Im Projekt „Kinder in Kitas“ werden mit Hilfe eines standardisierten Testverfahrens (Screening) individuelle Stärken und Schwächen von Drei- bis Sechsjährigen im Bereich Motorik, Sprache, Kognition (Gedächtnisleistungen, Problemlösefähigkeiten, abstraktes Denken) und soziale Entwicklung untersucht. „Die Aufgaben des Screenings sind dabei kindgerecht gestaltet und in ein so genanntes Zirkusspiel integriert, innerhalb dessen unter anderem überprüft wird, ob ein Kind mit einem Stift ein vorgezeichnetes Kreuz nachfahren kann, ob es in der Lage ist, einen Ball zu fangen und ob es ihm gelingt, die Silben eines Wortes zu klatschen“, erläuterte Studienkoordinator Dr. Marco Franze. Das Screening wird von zuvor geschulten Erzieherinnen selbst übernommen. Ein sich anschließendes Übungsprogramm hilft den Kindern, individuell vorhandene Kompetenzen zu stärken und Defizite abzubauen. Nach einem Jahr werden die Kita-Kinder nochmals untersucht, um die Wirksamkeit des Verfahrens zu analysieren. Diese Ergebnisse des wissenschaftlichen Modellprojekts werden im kommenden Jahr vorgestellt.
Kritik wird ernst genommen
Bereits vor Abschluss des Modellprojekts hat es Kritik an einem eventuellen landesweiten Screening in den Kitas gegeben. „Diese kritischen Stimmen nehmen wir sehr ernst“, unterstrichen Hoffmann und Franze. Das Programm, seine Schwerpunkte und Inhalte sowie erste Ergebnisse sollen öffentlich vorgestellt und in Fachkreisen sowie mit den Erzieherinnen intensiv diskutiert werden. „KiK ist ein Programm für Erzieherinnen, das ohne großen Aufwand in die frühpädagogische Arbeit in den Kitas integriert werden kann. Außerdem unterstützen zuverlässige Ergebnisse in der Hand der Erzieherinnen die Qualitätsentwicklung in den Kitas“, sagte Hoffmann.
Fast alle der befragten Erzieherinnen bewerten das Früherkennungsprogramm positiv. „Erste Ergebnisse zeigen klar, dass die Erzieherinnen in ihrer praktischen Arbeit von unserem Projekt profitieren“, ergänzte Franze. „Es geht nicht um Fehlerfahndung, sondern um das Kindeswohl und optimale Förderchancen für jedes Kind. Bleibt ein verzögerter Erwerb von Kompetenzen im vorschulischen Bereich unentdeckt, kann sich dies verstärken und zu einem bleibenden Defizit führen. Unser Projekt setzt frühzeitig in der Kita ein und unterstützt Erzieherinnen in ihrer Arbeit.“
Natürlich könne ein Screening an sich noch keine Probleme lösen. „Aber man sollte genau wissen, wo das Kind in seiner Entwicklung steht, was kann es schon, was kann es noch nicht? So können die Kleinen in der Kita und somit zum frühstmöglichen Zeitpunkt gezielter gefördert werden“, so Franze abschließend.
Weitere Informationen finden sich unter: http://www.medizin.uni-greifswald.de/icm/fileadmin/user_upload/vcm/projekte/KiK-Poster_1_Design_und_Implementation_v4.pdf
Quelle: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald / idw
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