Kindertagesbetreuung

Hort – Auslaufmodell oder Zukunftsvision?

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Elterninitiativen (BAGE) hat sich mit der Frage "Was brauchen große Kinder?" beschäftigt. Vertreter/-innen aus den Kontaktstellen setzten sich mit den Bedürfnissen der Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren und den unterschiedlichen Rahmenbedingungen in der Betreuung dieser Kinder auseinander. Dabei wurde festgestellt, dass die Phase der Kindheit im Schulalter bis 14 Jahren nicht im pädagogischen Fokus von Politik und Eltern steht, sondern sich dieser allenfalls auf den schulischen Unterricht beschränkt.

07.10.2016

Zwei Drittel ihrer Zeit verbringen Kinder im Schulalter bis 14 Jahren außerhalb des Unterrichts. Die fehlende Beachtung dieses Umstandes führe nach Ansicht der BAGE zu absolut unzulänglicher finanzieller Ausstattung in der Nachmittagsbetreuung. Vielerorts werde aus Kostengründen das pädagogische Modell Hort, welches in den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe fällt, zu Gunsten des flächendeckenden quantitativen Ausbaus des Sparmodells Offene Ganztagesschule und der Angebote von alternativen Trägern von Nachmittags- und Ferienbetreuung abgebaut.

Weiter heißt es in der Pressemittelung der BAGE: "In dieser Form der Betreuung fehlen aber nahezu bundesweit jegliche Standards für Personalschlüssel, Personalqualifikation, Gruppengröße, geeignete Räume und Weiterbildung. Die angemahnte Zusammenarbeit zwischen Nachmittagsbetreuung und Schule ist vielerorts holprig oder de facto nicht existent. Dabei wäre es ein Zeichen von Qualität der Betreuung, dass der individuelle Bedarf des einzelnen Kindes im Mittelpunkt stünde und ihm Rechnung getragen würde, auch durch einen fachlichen Austausch der es betreuenden bzw. beschulenden Personen. Aufgrund der fast überall unzureichenden Gegenfinanzierung arbeiten viele Arbeitnehmer/-innen bei Trägern von Nachmittagsangeboten in prekären Arbeitsverhältnissen. Dies führt zu hoher und pädagogisch schädlicher Personalfluktuation. Dies alles bedeutet, dass Kindern und erst recht Kindern mit besonderen Bedürfnissen hier keine angemessene Förderung finden können.Hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist festzustellen, dass die Öffnungszeiten der Nachmittagsbetreuung und auch während der Schulferien nicht annähernd dem Bedarf der Familien entsprechen. Im Schnitt sind auf das Jahr betrachtet 57% der Elternarbeitszeit nicht von den Öffnungszeiten der Nachmittagsbetreuung abgedeckt."

Die BAGE fordert deshalb einen Rechtsanspruch für Kinder im Alter bis 14 Jahren auf zeitlich und qualitativ ihrem Bedarf entsprechende Ganztagesbetreuung. Damit einher gehen gesetzlich verankerte und dem Bedürfnis der Kinder entsprechende Standards und Rahmenbedingungen auch in der Schulkindbetreuung und deren Gegenfinanzierung.

Über die BAGE

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Elterninitiativen (BAGE) ist die Organisation der Dachverbände von Elterninitiativen, die Kinderbetreuung selbst organisieren. In Deutschland gibt es ca. 7000 Elterninitiativen, in denen mehr als 200.000 Kinder betreut werden. Orte, an denen Eltern und Erzieher_innen selbstbestimmt das Leben mit den Kindern gestalten.

Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft Elterninitiativen e.V.  vom 04.10.2016

Redaktion: Kerstin Boller

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