Kindertagesbetreuung

Hessisches Kultusministerium stellt neues Konzept "Pakt für den Nachmittag" vor

Mehr Bildungsgerechtigkeit und Teilhabe, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie eine bessere individuelle Förderung – das sind die Ziele, die sich das Land und die beteiligten Kommunen für ganztägige Angebote an Grundschulen im "Pakt für den Nachmittag" gesetzt haben.

21.05.2015

Hessens Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz hat gemeinsam mit den Schuldezernentinnen der Stadt Kassel, Anne Janz, und des Landkreises Gießen, Dr. Christiane Schmahl, die als Vertreterinnen der Schulträger nach Wiesbaden gekommen waren, die Vereinbarungen zur Umsetzung des "Pakts für den Nachmittag" vorgestellt. Zum kommenden Schuljahr startet der Pakt zunächst in sechs Pilotregionen: Mit Frankfurt, Kassel und Darmstadt sowie Gießen-Land, Darmstadt-Dieburg und Bergstraße waren dafür drei Großstädte und drei Landkreise als Pilotschulträger ausgewählt worden.

"Mit dem Pakt für den Nachmittag schaffen wir erstmals gemeinsame Angebote von Land und Kommunen und entwickeln die ganztägig arbeitende Schule aus einer Hand und mit einem gemeinsamen Konzept", erklärte der Hessische Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz.

"Die Teilnahme am Pakt für den Nachmittag sichert Verbindlichkeit und zusätzliche Mittel des Landes für den Ganztag. Davon profitieren die Kinder, die Eltern, aber auch die Kommune – denn die Nachfrage nach Hortplätzen ist in den vergangenen Jahren ständig gestiegen", erklärte Anne Janz, Jugend- und Schuldezernentin der Stadt Kassel. "Das Land Hessen und die Kommunen übernehmen hier gemeinsam Verantwortung für die Bildung unserer Kinder."

Steigende Nachfrage nach verlässlichen Angeboten

"Die Nachfrage nach einem größeren Bildungs-und Betreuungsangebot steigt nicht nur in den Großstädten und Ballungszentren. Wir erleben auch im ländlichen Bereich einen wachsenden Bedarf", sagte Dr. Christiane Schmahl, Schuldezernentin des Landkreises Gießen. "Der Wunsch von Eltern nach verlässlichen Angeboten an der Schule ist groß. Dem kommen wir als Kommune mit der Unterstützung des Landes und der kreisangehörigen Gemeinden nun nach."

Mit dem "Pakt für den Nachmittag" sollen innerhalb von fünf Jahren an allen Grundschulen, die dies wünschen, gemeinsame Ganztagsangebote von Land und Kommunen eingerichtet werden. Das Ganztagsangebot wird bedarfsorientiert aufgestellt und erstmals ist eine Ferienbetreuung integraler Bestandteil. Insgesamt werden nach jetzigem Stand 58 Grundschulen in den sechs Pilotschulregionen im kommenden Schuljahr mit dem Pakt starten. "Wir sind stolz darauf, innerhalb von zwölf Monaten diesen Kraftakt geschafft zu haben. Aber unser Ziel bleibt ehrgeizig: Da, wo der Bedarf und die Nachfrage vor Ort da sind, wollen wir bis zum Ende der Legislaturperiode ein Bildungs- und Betreuungsangebot vorhalten", hob Kultusminister Lorz hervor.

Die Notwendigkeit und die Berechtigung von ganztägig arbeitenden Schulen stehen heute außer Frage. Gerade ganztägig arbeitende Schulen können zusätzliche Möglichkeiten für die individuelle Förderung von Kindern bieten, da hier der dafür notwendige zeitliche Rahmen gegeben ist.

Aufgabenverteilung und Ressourceneingabe

Für die vertragliche Ausgestaltung zwischen Land und Schulträgern und der konkreten Umsetzung vor Ort ist in den vergangenen Monaten eine Rahmenvereinbarung ausgearbeitet worden. Sie wird jeweils für die einzelnen Pilotschulträger individuell ergänzt. In diesen Kooperationsvereinbarungen werden die teilnehmenden Schulen, die angebotenen Module, die Träger der Angebote und die mittelverwaltenden Stellen festgehalten. Die Unterzeichnungen finden in den kommenden Wochen vor Ort statt. Kern der Vereinbarung ist ein verlässliches und integriertes Bildungs- und Betreuungsangebot von 7.30 bis 17.00 Uhr. Das Land leistet seinen Beitrag für die Angebote rechnerisch an fünf Tagen in der Woche bis 14.30 Uhr. Der Schulträger leistet seinen Beitrag rechnerisch für den Zeitraum von 14.30 Uhr bis 17.00 Uhr und in den Schulferien. Vorhandene Träger bewährter Bildungs- und Betreuungsangebote vor Ort werden in die Angebote einbezogen.

rundlage der Ressourcenberechnung von Seiten des Landes ist die Anzahl der Schülerinnen und Schüler in der jeweiligen Grundschule. Insgesamt stellt das Land für die sechs Pilotschulträger bis zu 145 Stellen zusätzlich zur Verfügung.
Ein Mehr an Bildungs- und Betreuungsangeboten ist aber auch für die Eltern nicht völlig kostenlos zu haben. Schon heute fallen in den Kommunen Kosten für Kinderbetreuung beispielsweise in Horten an, die unter anderem auch von den Eltern getragen werden. Um deren Bestand nicht zu gefährden und gleichzeitig für die Kommunen den Kostenrahmen für den Pakt für den Nachmittag zu begrenzen, werden auch dafür künftig Elternbeiträge erhoben. Diese fallen unterschiedlich aus, je nachdem, welches Modul Eltern wählen. Für ein Modul, das zeitlich nur einen geringen Anteil dessen umfasst, was von den Kommunen getragen wird, werden nur geringe Elternbeiträge anfallen, für ein Modul, das die Angebote bis hin zur Ferienbetreuung vollständig ausnutzt, entsprechend höhere.

Die Umsetzung der Kooperationsvereinbarungen für den Pakt für den Nachmittag soll erstmalig im Frühjahr 2016 evaluiert werden, so dass erforderlichenfalls Anpassungen der Umsetzung an die Erkenntnisse aus dieser Evaluation vorgeschlagen werden können.

Wie geht es weiter?

"Wir hatten bereits im vergangenen Jahr bei der Abfrage unter den Schulträgern 14 Bewerbungen für die avisierten Pilotschulregionen", erläuterte Kultusminister Lorz. Das Kultusministerium werde in den kommenden Monaten eine erneute Interessenabfrage starten, um zu ermitteln, wie viele Schulträger im Schuljahr 2016/17 neu in das Programm "Pakt für den Nachmittag" einsteigen möchten. So sollen im übernächsten Schuljahr weitere Schulträger und viele weitere Schulen hinzukommen. "Das Land Hessen wird für den weiteren Ausbau von Ganztagsangeboten an hessischen Schulen dann noch einmal 230 zusätzliche Stellen zur Verfügung stellen."

Quelle: Hessisches Kultusministerium vom 20.05.2015

Redaktion: Kerstin Boller

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