Kindertagesbetreuung

GEW: „Mehr Zeit und deshalb mehr Geld für Bildung“

Für mehr Zeit für Bildung hat sich die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) am gestrigen 1. Mai stark gemacht.

02.05.2011

Trier - „Gute Bildung ist ein wichtiger Schlüssel zu guter Arbeit und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Aber deutsche Schülerinnen und Schüler müssten mit rund 25 Prozent weniger qualifiziertem Lehrpersonal auskommen als der Durchschnitt der OECD Staaten. Vor diesem Hintergrund versprachen 2008 Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten mehr Personal einzustellen und künftig zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Bildung und Forschung auszugeben. Sie riefen die ‚Bildungsrepublik Deutschland’ aus. Seitdem rudern alle zurück und versuchen mit Taschenspielertricks, die Statistiken zu schönen. So kommt kein Cent mehr in den Bildungsbereich, die Qualität des Bildungsangebots verbessert sich nicht“, sagte GEW-Vorsitzender Ulrich Thöne während der Mai-Kundgebung in Trier.

Er machte deutlich, dass jährlich rund 40 Milliarden Euro für Bildung mehr ausgegeben werden müssten. „Dieses Geld brauchen wir, um zusätzliche Pädagoginnen und Pädagogen in den Bildungseinrichtungen einzustellen. Sonst verkommt das Ziel der ‚individuellen Förderung aller Kinder’ zur hohlen Floskel“, unterstrich der GEW-Vorsitzende. „Wir brauchen das Geld für das Krippenprogramm und den Ausbau von Ganztagsangeboten in inklusiven Bildungseinrichtungen - in Schulen und Kitas, die alle Kinder mitnehmen und niemanden ausgrenzen.“

Wie notwendig diese Maßnahmen sind, liste der Bildungsbericht 2010 auf: 1,5 Millionen Menschen zwischen 20 und 29 Jahren hätten keine abgeschlossene Ausbildung, mehr als 65.000 junge Menschen verließen jedes Jahr die Schule ohne Abschluss und 400.000 würden ohne Perspektive in berufsbildenden Maßnahmen geparkt, weil es zu wenige Ausbildungsplätze gibt. Und die Zahl der funktionalen Analphabeten, also der Erwachsenen, die nicht richtig lesen und schreiben können, ist in den letzten Jahren auf 7,5 Millionen gestiegen. „Das ist ein gesellschaftspolitischer Skandal“, hob Thöne hervor. „7,5 Millionen Menschen in dieser Gesellschaft sind praktisch von einer Teilhabe ausgeschlossen, weil unser Bildungssystem nicht funktioniert.“

In diesem Zusammenhang übte er noch einmal heftige Kritik an dem „Bildungspaket“ von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Die Grundidee sei richtig, die Ausführung jedoch Murks und führe ins Chaos. „Das Geld aus dem Bildungspaket muss direkt in Schulen und Kitas fließen. Nur so können Kinder aus benachteiligten Familien besser gefördert werden, damit sie den Teufelskreis aus Bildungsarmut und ‚Hartz IV-Karriere’ durchbrechen können. Das Gesetz aus dem Hause von der Leyen ist dagegen ein ineffizientes Bürokratiemonster“, sagte der GEW-Vorsitzende.

Er wies auf die Schieflage des Bildungspakets hin: „Lehrkräfte und Erzieherinnen sind die Profis fürs Lernen. Sie brauchen Zeit und beste Rahmenbedingungen, um alle Kinder gut und individuell an Ganztagseinrichtungen zu fördern. Beides fehlt an vielen Schulen und Kitas.“ Durch den zusätzlichen Bürokratieaufwand, den das Bildungspaket heraufbeschwört, würden ihnen Arbeitskapazitäten gestohlen. Zudem seien juristische Auseinandersetzungen abzusehen, wenn Eltern mit Nachhilfe-Entscheidungen nicht einverstanden sind. „Da wird viel Geld verplempert, ohne dass den Kindern auch nur ein bisschen geholfen ist“, sagte Thöne. „Frau von der Leyen ist gut beraten, das Gesetz endlich vom Kopf auf die Füße zu stellen und die Schulen und Kitas in ihrer Arbeit zu unterstützen.“

Mehr Informationen unter: http://www.gew.de/Presse_6.html

Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft

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