Kindertagesbetreuung
Frühkindliche Bildung: Weitere Anstrengungen zur Fachkräftesicherung nötig
Soll eine qualitativ hochwertige Kleinkinderbetreuung auf Dauer sichergestellt, müsste zunächst bei den Faktoren angesetzt werden, die bei den Beschäftigten für den größten Unmut sorgen: Aufstiegsmöglichkeiten, Arbeitszeit und Gehalt. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie.
03.06.2016
Die professionelle Betreuung von Kleinkindern wird gesellschaftlich immer wichtiger. In den vergangenen Jahren hat nicht nur die Zahl der Kita-Plätze für Kleinkinder zugenommen. Auch die pädagogischen Ansprüche steigen: Frühkindliche Bildung soll die Startchancen für Kinder aus bildungsbenachteiligten Elternhäusern verbessern und insgesamt Bildungs- und Erwerbsaussichten der nächsten Generation verbessern; sie verspricht damit besonders hohe Bildungsrenditen, wie Ökonomen es formulieren.
Damit steigen aber auch die Anforderungen an das Kita-Personal – und dessen Arbeitsbedingungen. Inwieweit die tatsächliche Erwerbssituation von Fachkräften in der frühen Bildung geeignet ist, "professionelle und qualitativ hochwertige Dienstleistungen" sicherzustellen, haben Prof. Dr. C. Katharina Spieß und Dr. Johanna Storck vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in einer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie untersucht. Dazu haben sie auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) und der Erhebung Familien in Deutschland (FiD) zurückgegriffen. Weil der Männeranteil unter den Beschäftigten in der Frühpädagogik verschwindend gering ist, konzentriert sich die Studie auf Frauen. Die Studie beruht auf Antworten von rund 400 Fachkräften in der frühen Bildung, die zwischen 2008 und 2013 mehrmals befragt wurden.
Die wichtigsten Beobachtungen
- In der Frühpädagogik sind relativ viele Ältere beschäftigt, das Durchschnittsalter liegt bei 42 Jahren.
- Die Hälfte der Beschäftigten arbeiten in Teilzeit. Damit unterscheiden sie sich nicht von anderen erwerbstätigen Frauen mit mittlerem Bildungsabschluss. Teilzeit mit sehr geringer Stundenzahl kommt in der Frühpädagogik allerdings seltener vor.
- 30 Prozent würden gern mehr arbeiten. Dieser Wunsch ist besonders in Ostdeutschland verbreitet. Allerdings wollen auch nahezu 30 Prozent ihre Arbeitszeit reduzieren.
- Fachkräfte in der frühen Bildung zeichnen sich im Vergleich zu anderen Beschäftigten mit vergleichbarem Qualifikationsniveau durch eine größere Extrovertiertheit, ein mitfühlendes Verhalten und Offenheit für Neues aus.
- Trotz Belastungen durch Störungen bei der Arbeit ist die Arbeitszufriedenheit relativ hoch.
- Knapp ein Drittel der Befragten berichten über fehlende Anerkennung und mangelnde Aufstiegsmöglichkeiten. Das Gehalt wird von 46 Prozent als unangemessen niedrig eingestuft.
- Die Wahrscheinlichkeit, den Arbeitsplatz bzw. Beruf zu wechseln oder aus dem Beruf auszusteigen, wächst bei Beschäftigten, die nur einen befristeten Vertrag haben.
- Bei Schülerinnen, die sich für einen Beruf in der frühen Bildung interessieren, überwiegen die sozialen Motive. Allerdings strebt ein Viertel der befragten Schülerinnen ein Studium an – aus Sicht der Forscherinnen könnte dies ein Indiz dafür sein, dass beim potenziellen Nachwuchs die Ansprüche an das Berufsfeld wachsen.
Ansatzpunkte für das Personalmanagement
Daraus ergeben sich Spieß und Storck zufolge Ansatzpunkte für das Personalmanagement in der frühen Bildung. Soll eine qualitativ hochwertige Kleinkinderbetreuung auf Dauer sichergestellt, müsste zunächst bei den Faktoren angesetzt werden, die bei den Beschäftigten für den größten Unmut sorgen: Aufstiegsmöglichkeiten, Arbeitszeit und Gehalt. Die Wissenschaftlerinnen beobachten bei den Befragten bislang keine "Gratifikationskrise" – ein als demotivierend wahrgenommenes durchgängiges Missverhältnis zwischen beruflichem Engagement und Gegenleistung des Arbeitgebers. Allerdings kommen die befragten Fachkräfte in der frühen Bildung im Mittel der statistischen Schwelle, ab der von einer derartigen Krise auszugehen ist, bereits recht nahe.
Quelle: Hans-Böckler-Stiftung vom 31.05.2016
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