Positionspapier

Fachberatung für Kindertageseinrichtungen in Zeiten der Pandemie wichtig

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung in der Kindheit e.V. (BAG-BEK e.V.) hat ein Positionspapier zur Bedeutung und Veränderung der Fachberatung für Kindertageseinrichtungen in Zeiten der Pandemie veröffentlicht. Im Mittelpunkt steht, welchen Beitrag die Fachberaterinnen und Fachberater einerseits für die Aufrechterhaltung des Angebotes und gleichzeitig für die Sicherstellung des originären Erziehungs-, Bildungs- und Schutzauftrages von Kindertageseinrichtungen leisten können.

27.11.2020

In der öffentlichen Wahrnehmung bekam der Bereich der öffentlich verantworteten Erziehung, Bildung und Betreuung von Kindern in Kindertageseinrichtungen während der Pandemie eine große Bedeutung. Zentral im Fokus stand dabei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In dem Zusammenhang lag die Aufmerksamkeit auf dem Aufrechterhalten der Infrastruktur und deren ‚Funktionieren`, um die Betreuung der Kinder und damit die Berufstätigkeit der Eltern zu gewährleisten. Die Bildungsprozesse der Kinder und der Erziehungsauftrag der Fachkräfte wurden selten thematisiert.  

Noch weniger wurde thematisiert, warum es einigen Einrichtungen besser als anderen gelang und immer wieder gelingt, sich auf die coronabedingten ständigen Veränderungen einzustellen und fachlich begründete gute Lösungen und Konzepte zu entwickeln und zu realisieren. 

Das Positionspapier der BAG-BEK e.V. stellt daher Forderungen für die Gewährleistung einer qualifizierten Fachberatung vor und richtet sich damit vor allem an Vertretungen der fachlich zuständigen Länderministerien, die Jugend- und Familienministerkonferenz, die Anstellungsträger von Fachberatungen sowie Träger von Kindertageseinrichtungen, an die Verantwortlichen in den hochschulischen und universitären Ausbildungsstätten, an die Leitungs- und Fachkräfte der Träger der freien und öffentlichen Kinder- und Jugendhilfe und an die fachpolitisch Verantwortlichen auf örtlicher und überörtlicher Ebene.

Thematisiert werden folgende Aspekte: 

  • die Situation in der Erziehung, Bildung und Betreuung von Kinder
  • die aktuelle Arbeitssituation der Fachberaterinnen und Fachberater
  • Auswirkungen auf das professionelle Handeln der Fachberatungen
  • Auswirkungen auf die Adressat(inn)enkontakte des beruflichen Handelns  

Schlussfolgerungen und Forderungen 

Deutlich wird in der Krise, dass gut qualifizierte und gut ausgestattete Fachberatung zentral ist für die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Kitas, ihrer Träger und Fachkräfte. Sie ermöglicht das reflektierte Austarieren von Erfordernissen der jeweiligen Situation und den Interessen und Bedarfen der Akteurinnen und Akteure. Fachberatung hält im Hintergrund das System am Laufen und erweist sich damit als systemrelevant. Des Weiteren hat sich gezeigt, dass es Fachberater(inne)n gut gelingt, schwierige gesellschaftliche und institutionelle Situationen konstruktiv zu begleiten.

Die AG Fachberatung bekräftigt aufgrund der Erfahrungen aus der anhaltenden Pandemie, die schon seit 2016 von der AG aufgestellten folgenden Forderungen: 

  • Die rechtliche Absicherung von Fachberatung: Rechtsanspruch der Fachpraxis und der Träger auf Fachberatung im SGB VIII verankern und die Finanzierung von Fachberatung auf Länderebene verbindlich regeln. Hierfür muss im § 22 SGB VIII in Verbindung mit § 72 SGB VIII und ggf. § 78 a SGB VIII eine Regelung aufgenommen werden, die die Länder stärker verpflichtet, Fachberatung in ihre Landesausführungsgesetze aufzunehmen. 
  • Kein Abbau von Fachberatungsressourcen im Zusammenhang mit der in der SGB VIII-Reform geplanten Ausweitung von Beratungsangeboten bzw. -verpflichtungen (z.B. bezogen auf § 8a SGB VIII-E, § 37 SGB VIII-E, § 10b SGB VIII-E) sowie keine Verlagerung von weiteren Beratungsaufträgen an die Fachberatung für Kindertagesbetreuung. 
  • Die bedarfsgerechte personelle Ausstattung mit Fachberatung: für jede Fachberatungsstelle ist eine Mindestausstattung vorzusehen, die unabhängig von den regionalen, kommunalen und trägerspezifischen Gegebenheiten zum Tragen kommen muss. Diese umfasst einen Zeitsockel von 5 Stunden pro Vollzeitstelle für die Trägerberatung und Netzwerkpflege. Hinzu kommt ein variabler Teil, welcher sich mit 0,5 Wochenstunden pro pädagogischer Planstelle in den zu beratenden Kitas berechnet.  
  • Die Wahrnehmung von Fachberatung durch die Praxis: Ermöglichung der Wahrnehmung von Fachberatung durch ausreichende Stundenkontingente der Fachkräfte. Gewährleistung der Inanspruchnahme für alle Mitarbeitenden der Kindertageseinrichtungen und Trägervertreter*innen. 
  • Die Entwicklung und Sicherstellung von Qualifizierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie dafür notwendige Zeitressourcen für die Fachberater/innen. 
  • Die Schaffung von trägerübergreifenden, verbindlichen Strukturen und Angeboten kollegialer Beratung und Netzwerken, insbesondere für Fachberater/innen kleinerer Träger. 
  • Die Entwicklung und Etablierung von Strukturen zur regelhaften Beteiligung von Fachberatung in der Erarbeitung von Regelungen, die das System der Kindertagesbetreuung in den Ländern betreffen. 
  • Die Erhebung von Daten zur Fachberatung durch die Kinder- und Jugendhilfestatistik, um durch Langzeitbeobachtung zur Entwicklung des Feldes der Kindertagesbetreuung und seines Fachberatungssystems beizutragen. (vgl. Preissing 2015)

Das vollständige Positionspapier der BAG-BEK e.V. steht auf den Seiten der BAG-BEK zur Verfügung.

Weitere Informationen

Die Vorsitzenden des Bundesnetzwerks Fortbildung und Beratung in der Frühpädagogik e.V., Veronika Bergmann und Anne-Katrin Pietra, haben sich zu Beginn der Corona-Krise mit einem Hilferuf der freiberuflichen Fort- und Weiterbildnerinnen und Weiterbildner an die Politik gewandt. Nun betrachten sie im Interview, wie sich die Pandemie auf diese Berufsgruppe ausgewirkt hat und welche Veränderungen es in der Fort- und Weiterbildung geben kann. In einem zweiten Interview diskutieren Expertinnen, inwiefern Fachberatung in der Corona-Krise Trägervertreter/-innen, Leiter/innen und Kita-Teams beraten und unterstützen kann und welche Herausforderungen sich für deren Arbeit ergeben.

Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung in der Kindheit e.V.

Redaktion: Iva Wagner

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