Kindertagesbetreuung
Neue Expertise: Kinder mit und ohne Behinderung in einer Kita
Ulrich Heimlich zeigt in seiner Expertise für die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF), wie sich Kindertageseinrichtungen unter der Maßgabe der Forderung nach Inklusion wandeln müssen und welche Kompetenzen Fachkräfte für diesen Prozess benötigen.
22.02.2013
Deutschland hat sich mit der Ratifizierung der UN Behindertenrechtskonvention
auf ein inklusives Bildungssystem verpflichtet: Bildungsinstitutionen sind aufgefordert, sich für eine gleichberechtigte Partizipation von Kindern mit und ohne Behinderung zu öffnen. Unklar bleibt, wie Inklusion konkret umgesetzt werden soll, um eine selbstbestimmte Teilhabe zu ermöglichen.
Ulrich Heimlich zeigt in seiner Expertise für die Weiterbildungsinitiative
Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF), wie sich Kindertageseinrichtungen wandeln müssen und welche Kompetenzen Fachkräfte für diesen Prozess benötigen. Als ersten Schritt in Richtung einer gelingenden Inklusion stellt er ein Modell vor, das auf mehreren Ebenen der Kita ansetzt und sämtliche Interaktions- und Steuerungsprozesse einbezieht:
Kinder mit individuellen Bedürfnissen
Fachkräfte in inklusiven Einrichtungen haben die Aufgabe, Kinder mit einer Vielfalt an Heterogenitätsdimensionen wie Alter, Geschlecht, kultureller Hintergrund und Behinderung gleichberechtigt zu fördern, ihre individuellen Bedürfnisse wahrzunehmen und darauf das Förderangebot auszurichten. Sie benötigen dafür erweiterte Fachkenntnisse, eine pädagogischdiagnostische Kompetenz sowie besondere Beobachtungsfähigkeiten. Zudem ist eine kontinuierliche Selbstreflexion der eigenen Wahrnehmung von Heterogenität erforderlich.
Inklusive Lern- und Spielsituation
Inklusionsentwicklung wird durch das gemeinsame Spiel von Kindern mit und ohne Behinderung bestimmt, wobei spielen und lernen eng miteinander verbunden sind. Fachkräfte müssen inklusive Spiel- und Lernsituationen planen, durchführen und evaluieren können. Dazu gehören auch die flexible Gestaltung von Räumen und die Auswahl eines multisensorischen Angebots an Spielmitteln.
Multiprofessionelles Team
Bei der inklusiven Bildung, Betreuung und Erziehung arbeiten Fachkräfte im Team mit Therapeutinnen und Therapeuten sowie Heilpädagoginnen und Heilpädagogen zusammen. Die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams und die Fähigkeit zur Teilnahme an Teamentwicklungsprozessen ist Voraussetzung für die Inklusionsentwicklung.
Inklusive Kindertageseinrichtungen
Inklusive Kitas stellen ihr gesamtes pädagogisches Konzept unter das Leitbild der Inklusion und entwickeln es kontinuierlich weiter. Fachkräfte benötigen die Kompetenz, die gemeinsame Zielvorstellung einer inklusiven Einrichtung zu formulieren und über das pädagogische Konzept zu reflektieren.
Externe Unterstützungssysteme
Inklusive Kitas können die tägliche Arbeit nur bewältigen, wenn sie Eltern, weitere Fachkräfte wie Therapeutinnen und Therapeuten sowie soziale Dienste und Frühförderstellen einbeziehen. Damit haben Fachkräfte in inklusiven Kitas verstärkt Aufgaben im Bereich der Vernetzung.
„Die Expertise zeigt, dass Inklusion eine Qualitätsentwicklung in Kitas erfordert, um allen Kindern eine Chance auf Teilhabe zu ermöglichen“, sagt WiFF-Referentin Tina Friederich.
Kinder mit Behinderung – Anforderungen an eine Inklusive Frühpädagogik kann auf dem <link http: kinder mit und ohne>Webportal der WiFF kostenfrei bestellt oder im PDF-Format heruntergeladen werden.
Über den Autor
Ulrich Heimlich ist seit 2001 Inhaber des Lehrstuhls für Lernbehindertenpädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen der inklusiven Förderung und Inklusionsforschung sowie in der präventiven Förderung und Spielpädagogik, bezogen auf Lernschwierigkeiten.
Quelle: Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF), Deutsches Jugendinstitut e.V., vom 21.02.2013
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