Kindertagesbetreuung

Invest in Future: Kulturelle Vielfalt in Kitas erlebbar machen

Viele fordern, dass Kindertagesstätten heute einen neuen Umgang mit kultureller Vielfalt entwickeln müssen. Während des Kongresses Invest in Future im Oktober in Stuttgart erläutert Sybille Fischer von der Evangelischen Hochschule Freiburg, was das für Kita-Teams konkret bedeuten könnte.

24.04.2014

„Wir leben in einer kulturell vielfältigen Gesellschaft“, sagt Sybille Fischer, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Evangelischen Hochschule Freiburg. „Diese Vielfalt ist ein Schatz, den wir im Moment noch sehr unzureichend heben. Das Wissen und die Fähigkeiten von Menschen, die nicht der Mehrheitskultur angehören, werden häufig gar nicht wahrgenommen. Sie können ihre Ressourcen daher vielfach nicht voll einbringen.“ Interkulturelle Bildung in Kindertagesstätten könne dazu beitragen, das zu ändern. Wichtig sei, den Begriff der kulturellen Vielfalt weit zu fassen: „Alle Menschen bringen unterschiedliche kulturelle Prägungen aus der Familie, aus Institutionen und Unternehmen, aus Herkunftsregionen und Ländern mit. Dabei alleine an Nationalstaaten zu denken, verengt den Blick und unterstützt vielfach bestehende Stereotype.“

Aufgabe für Kita-Teams: andere Perspektiven einnehmen

Sybille Fischer, die während des Zukunftskongresses für Bildung und Betreuung Invest in Future am 27. und 28. Oktober 2014 in Stuttgart ein Forum zu diesem Thema gestalten wird, sieht den Schlüssel für eine gelingende interkulturelle Bildung bei den Erzieherinnen und Erziehern. „Sie betrachten - wie wir alle - ihr Umfeld mit gewissen Normalitätserwartungen. Es ist wichtig, diese Erwartungen zu hinterfragen und bewusst andere Perspektiven einzunehmen. Idealerweise ist das ein Team-Prozess, bei dem sich die Mitglieder gegenseitig unterstützen“, berichtet die Expertin für interkulturelle Bildung.

Vielfalt wahrnehmen und in der Kita abbilden

Ein Beispiel für normierte Sichtweisen, die Ressourcen unberücksichtigt lassen, sei der oft sehr unterschiedliche Umgang mit Sprachkompetenzen, sagt die Invest-in-Future-Referentin. „Während manche Sprachen, wie etwa Englisch oder Französisch, als wertvoll und wichtig erachtet werden und das Interesse dafür groß ist, erleben Menschen, die andere Sprachen wie Türkisch oder Arabisch beherrschen, dass dieser Fähigkeit keine oder kaum Beachtung geschenkt wird.“ Ein Kind mit entsprechender Muttersprache erlebe sich damit zwar in der Familie als selbstwirksam, in der Kita jedoch vor allem als defizitär. Häufig liege dort der Fokus auf seinen eventuell noch mangelhaften Deutschkenntnissen, seine Kompetenzen blieben unbeachtet. Viele andere kulturelle Aspekte würden oft noch völlig ausgeblendet: So fänden zum Beispiel Kinder mit gleichgeschlechtlichen Eltern ihre Familienkultur in der Kita vielfach überhaupt nicht wieder.

„Dabei ließen sich auch andere Signale setzen: mit Bilderbüchern, in denen die Vielfalt der Lebenswelten in Bild und Sprache repräsentiert werden, mit vielfältigen Materialien und räumlichen Möglichkeiten, die allen Kindern Anknüpfungspunkte bieten, und vor allem einer kritischen Haltung der pädagogischen Fachkräfte in Bezug auf Strukturen und Konzepte“, erläutert die Expertin. „Zum Beispiel kann es sein, dass Beobachtungsbögen für Kinder, die in eine andere Kultur hineingeboren wurden, nicht passend sind, weil Erziehungsschwerpunkte oder -ziele bislang andere waren.“

Studien zeigten, sagt die Referentin, dass entsprechende Fortbildungen für Kita-Teams sehr wirksam seien, um den pädagogischen Alltag in den Einrichtungen positiv zu verändern. So ließe sich eine kultursensible Pädagogik etablieren, die Vielfalt sichtbar mache und Kinder befähige, selbstbewusst und wertschätzend mit ihr umzugehen.

Weitere Information zum Kongress Invest in Future, zum Programm sowie zur begleitenden Messe sind unter <link http: www.invest-in-future.de>www.invest-in-future.de abrufbar.

Quelle: Konzept-e für Bildung und Betreuung gGmbH
 vom 24.04.2014

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