Kindertagesbetreuung

Eckpunkte eines integrierten Gesamtkonzepts "Frühkindliche Bildung" für Baden-Württemberg vorgestellt

Die amtierende Landesregierung Baden-Württembergs plant für die kommende Legislaturperiode, Kindertageseinrichtungen und Grundschulen flächendeckend unter dem gemeinsamen Dach von Bildungshäusern für 3- bis 10-Jährige zu vereinen.

24.02.2011

Rechenschieber auf Spielplatz
Die frühkindliche Bildung soll integrierter Bestandteil der Primarbildung in Baden-Württemberg werden.
Foto: sxc/Egilshay

 

 

 

 

Die beabsichtigte Fusion soll auf einem Gesamtkonzept "Frühkindliche Bildung" fußen, für das jetzt erste Eckpunkte festgelegt wurden.


„In der frühkindlichen Bildung werden die entscheidenden Weichen für den späteren Bildungserfolg gestellt. Umso frühzeitiger und zielgenauer die Förderung einsetzt, desto größer sind die Chancen jedes einzelnen Kindes auf bessere Schulleistungen, höhere Bildungsabschlüsse und damit auf eine erfolgreiche Berufsbiografie und ein selbstbestimmtes Leben. Wir müssen deshalb diesen elementar wichtigen Bildungszeitraum von drei bis zehn Jahren in enger Verantwortungsgemeinschaft von Land, Kommunen und freien Trägern konsequent weiterentwickeln“, erklärte Baden-Württembergs Kultusministerin Marion Schick am 24. Februar 2011 in Stuttgart.

Die Ministerin schlug vor, die politische Übereinkunft von Land und Kommunalen Landesverbänden zur Umsetzung des Orientierungsplans in der neuen Legislaturperiode mit einem daran anknüpfenden Pakt fortzuführen. „Die Vereinbarung 2009 war ein richtiger und wichtiger Schritt, dem nun weitere folgen müssen. Die frühkindliche Bildung muss integrierter Bestandteil der Primarbildung werden. Deshalb brauchen wir eine Gesamtstrategie für den Zeitraum 2011 bis 2020, die wir gemeinsam mit den Kommunalen Landesverbänden auf den Weg bringen müssen“, forderte Schick.

Nach den Vorstellungen der Kultusministerin beinhaltet eine integrierte Handlungsstrategie zur frühkindlichen Bildung für den Zeitraum bis zum Jahr 2020 folgende Eckpunkte:

  • die Entwicklung eines integrierten Gesamtbildungsplans 3-10
  • die qualitätsorientierte und entwicklungspädagogische Gestaltung eines verpflichtenden Kindergartenjahres
  • die Neudefinition der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft und Stärkung der Zusammenarbeit der pädagogischen Fachkräfte mit den Eltern und den Lehrkräften der Grundschule zur Gestaltung der frühkindlichen und Primarbildung
  • die Weiterentwicklung der Bildungshäuser zu Familienzentren
  • Sicherung der Primarbildung als wichtigen Standortfaktor gerade im ländlichen Raum

„Um die Herausforderungen und Zukunftsaufgaben in der frühkindlichen Bildung zu meistern, müssen alle Verantwortlichen an einem Strang ziehen“, mahnte Schick. Die Umsetzung dieser Strategie könne daher nur in einem engen und partnerschaftlich abgestimmten Vorgehen von Land, kommunalen Landesverbänden, Kirchen und sonstigen freien Trägerverbänden gelingen. Ein erster wichtiger Schritt stelle der vor wenigen Tagen mit den Spitzen der kommunalen Landesverbände vereinbarte „Pakt zur Stärkung der Chancengerechtigkeit“ dar, der bspw. mit dem Ausbau der Ganztagsgrundschulen und dem verstärkten Einsatz von Pädagogischen Assistenten an Grundschulen schon erste Elemente der Gesamtstrategie beinhalte.

Seite eins des Eckpunkteprpiers


Hohe Bildungsqualität in allen Bildungsinstitutionen
„Die Leitidee unserer Bildungsstrategie 3-10 ist der qualitative Ausbau der frühkindlichen Bildung. Dies beinhaltet eine passgenaue Förderung aller Kinder, die ihren unterschiedlichen, vom sozialen Umfeld besonders geprägten Lebenswelten ebenso wie ihren Talenten Rechnung trägt. Dafür müssen wir Bildungsprozesse (Institutionen) übergreifend gestalten und eine hohe Qualität in allen Bildungseinrichtungen strukturell wie inhaltlich sicherstellen“, sagte Schick. Die integrierte Gesamtstrategie 2020 benenne die wesentlichen Herausforderungen und Aufgaben der kommenden Jahre und stelle die Leitplanken für eine qualitätsgeleitete Weiterentwicklung und Optimierung der bewährten Elemente dar. „Wir müssen in der frühkindlichen Bildung stärker noch als bisher in eine qualitätsgeleitete Diskussion einsteigen. Das ist die wesentliche Stellschraube.“

Nahtlose Bildungsbiografie im Bildungshaus 3-10
„Zielvorstellung der Handlungsstrategie ist die flächendeckende nahtlose Verzahnung von Kindergarten und Grundschule. Das Bildungshaus 3-10 als integrative Primärbildungsinstitution, die eine individuelle Förderung aller Kinder garantiert, ist dafür der ideale Rahmen“, hob Schick hervor. Das Bildungshaus könne als zentrales pädagogisches Strukturelement einrichtungsübergreifende Angebote anbieten, die dauerhaft und regelmäßig von den Pädagogen beider Bildungsinstitutionen gemeinsam vorbereitet und durchgeführt würden. „Damit schaffen wir Synergien und die Voraussetzung für eine intelligente Verknüpfung der vielen guten Projekte im frühkindlichen Bereich“, erläuterte die Ministerin. „Voraussetzung dafür ist, dass Lehrkräfte wie Erzieherinnen und Erzieher ihre jeweiligen Fachkompetenzen anerkennen und gemeinsam einsetzen“, erläuterte die Kultusministerin. Dazu brauche es gut funktionierende Tandems sowie Pädagogische Assistentinnen / Assistenten zur Unterstützung. In diesem Zusammenhang sei es sinnvoll, bereits zum Herbst 2011 an Grundschulen und Kindergärten im Land verbindliche Kooperationen mit verlässlichen Kooperationszeiten auf den Weg zu bringen.

Professionelle Diagnostik und individuelle Förderung im Kindergarten
Um eine individuelle, gezielte und verlässliche Förderung aller Kinder in allen Entwicklungsfeldern zu gewährleisten und die Nahtstelle zwischen Kindergarten und Grundschule zu optimieren, müsse der Orientierungsplan und der Bildungsplan der Grundschule zu einem integrierten Bildungsplan 3-10 weiterentwickelt werden. Ein besonderes Augenmerk liege dabei auf der Sprachförderung. „Wir müssen uns endgültig von der Defizitorientiertheit verabschieden und deshalb die Sprachförderung noch stärker im Standardrepertoire der Kindergärten verankern. Wir müssen weg von einzelnen Programmbausteinen, die mehr oder weniger verbunden nebeneinander stehen, hin zu einer insgesamt stimmigen Förderung aller Kinder“, kündigte Schick an. Dazu solle zu Kindergartenbeginn und ein Jahr vor der Einschulung die Stärken und Schwächen der Kinder festgestellt und eine individuelle Förderplanung erarbeitet werden. In der Weiterqualifizierung der Erzieherinnen und Erzieher müsse der Schwerpunkt auf der Diagnostik liegen.

Bildungs- und Erziehungspartnerschaft neu definieren
Im Sinne einer erfolgreichen Bildungs- und Erziehungspartnerschaft beinhalte die Handlungsstrategie darüber hinaus, dass die Zusammenarbeit der pädagogischen Fachkräfte mit den Eltern und den Lehrkräften der Grundschule auf ein neues, verbindliches Fundament gestellt wird. „Wir wollen damit zu einer weitergehenden Verzahnung von Kindergarten und Grundschule kommen. Was wir brauchen ist eine Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit den Eltern auf Augenhöhe. Denn die Mitarbeit der Eltern ist für eine Förderung der kindlichen Entwicklung von zentraler Bedeutung“, betonte Schick. „Wir brauchen die Eltern, denn Kinder erlangen Kompetenzen auch außerhalb von Kindergarten und Schule, insbesondere in den Familien. Dazu werden wir ein Konzept entwickeln, das alle Bildungsorte einbezieht und damit auch die soziale und kulturelle Vielfalt berücksichtigt. „Das ist in unseren Augen die Voraussetzung für eine gelingende Integration, wovon unsere Kinder profitieren und damit die Gesellschaft insgesamt.“

Quelle: Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

ik

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