Kindertagesbetreuung
DGB fordert Krippengipfel
Der Deutsche Gewerkschaftsbund fordert angesichts der veröffentlichen Zahlen zur Kinderbetreuung durch das Stastistische Bundesamt einen Krippengipfel.
06.11.2012
Zur Veröffentlichung der Kinderbetreuungszahlen durch das Statistische Bundesamt erklärte Ingrid Sehrbrock, stellvertretende DGB-Vorsitzende, am Dienstag in Berlin:
„Das Recht auf einen Krippenplatz ist eines der wichtigen Modernisierungsprojekte dieser Gesellschaft. Es ermöglicht jungen Müttern und Vätern, Beruf und Familie zu vereinbaren und es verbessert die Arbeitsmarktchancen junger Frauen – gerade alleinerziehender. Wir müssen deshalb den Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz retten. Wenn der Ausbau wie bisher im Schneckentempo voranschreitet, wird es aber kaum gelingen, ab August 2013 für 39 Prozent der Kleinkinder einen Betreuungsplatz anbieten zu können. Noch immer fehlen bundesweit 220.000 Plätze. Wir brauchen deshalb einen Krippengipfel auf dem sich Bund, Länder und Gemeinden auf einen gemeinsamen Ausbauplan einigen. Den Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz zu verschieben oder gar qualitativ aufzuweichen, können wir uns nicht leisten. Dieser Weg ist nicht akzeptabel. Deshalb müssen die vorgerechneten Milliarden für das Betreuungsgeld in den Ausbau der Krippenplätze investiert werden.
Doch auch die fehlenden Erzieherinnen und Erzieher können Bund, Länder und Kommunen einen Strich durch ihr Versprechen machen. Etwa 40.000 zusätzliche Fachkräfte werden benötigt und das auch nur, wenn man die derzeitige Personalstruktur beibehält. Eine echte Qualitätsoffensive in der frühkindlichen Bildung verlangt jedoch kleinere Gruppen in den Krippen, also noch mehr Personal.
Gerade in den sozialen Brennpunkten brauchen wir eine Kinderbetreuung mit hervorragender personeller Ausstattung und auch in der Ganztagsbetreuung muss nachgesteuert werden. Nur dann kann es gelingen, Benachteiligungen rechtzeitig auszugleichen.
Anstatt alle Kraft in den Ausbau zu stecken, will der Bund offensichtlich die fehlenden Betreuungsplätze mit einem Betreuungsgeld für Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen, kompensieren. Mit diesem Vorhaben katapultiert sich die Bundesregierung zurück in die Steinzeit. In Ländern wie Norwegen bereits als Auslaufmodell abgeschafft, soll das Betreuungsgeld in Deutschland nun eingeführt werden. Gleichstellungs- und bildungspolitisch wäre dies eine glatte Fehlentscheidung. Nicht ohne Grund wird das Betreuungsgeld von der Mehrheit der Bevölkerung schlicht abgelehnt.“
Quelle: Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) vom 06.11.2012
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