Kindertagesbetreuung
Deutsches Kinderhilfswerk: Frühkindliche Bildung braucht Qualität
Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert im Vorfeld des Kita-Gipfels bundesweite qualitative Mindeststandards in der Kindertagesbetreuung, die im Kinder- und Jugendhilfegesetz festgeschrieben werden müssen.
05.11.2014
In einem Schreiben an Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig und die Familienminister der Länder spricht sich das Deutsche Kinderhilfswerk zudem für ein Investitionsprogramm in Höhe von 50 Milliarden Euro für die nächsten zehn Jahre aus.
"Ohne eine Sicherstellung guter Qualität werden wir in unseren Kindertageseinrichtungen Schiffbruch erleiden. Und das auf dem Rücken der Kinder, der Erzieherinnen und Erzieher und letztlich auch auf dem Rücken der Eltern. Kitas müssen gut ausgestattet sein, die Gruppen brauchen fast durchgehend einen besseren Betreuungsschlüssel und eine weitere Professionalisierung der Fachkräfte ist dringend nötig", betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.
Aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes müssen die öffentlichen Ausgaben für die Angebote der Kindertagesbetreuung um mindestens ein Drittel gesteigert werden. Neben verbindlichen qualitativen Mindeststandards in der Kindertagesbetreuung brauchen wir darauf aufbauend ein entsprechendes Qualitätsmonitoring. Zudem muss im Bereich der Kindertagespflege durch umfangreichere Zertifizierungskurse für Fachkräfte ein größerer Qualifikationseffekt entfaltet werden.
"Außerdem sollte die Mitbestimmung von Kindern in Kindertageseinrichtungen als Qualitätsfaktor ins Zentrum der Arbeit rücken. So können die Potentiale der Kinder besser gefördert und wichtige Akzente in der dringend notwendigen Demokratieförderung gesetzt werden. Frühe Beteiligung von Kindern durchbricht zudem den Kreislauf der Vererbung von Armut. So hat der Kinderreport 2012 des Deutschen Kinderhilfswerkes gezeigt, dass Kinder durch Mitbestimmung schon in jungem Alter soziale Kompetenzen entwickeln, die sie stark machen. Dadurch können die Kinder erfolgreich mit aversiven Reizen umgehen. Für Kinder aus benachteiligten sozialen Lagen ist es also von besonderer Bedeutung, schon im jungen Alter in der Kita entsprechende Erfahrungen machen zu können. Wir brauchen durchgängige Standards, mit denen Partizipation als Faktor gelingender Entwicklung in der frühkindlichen Erziehung genutzt werden kann. Zudem steigert die Qualifizierung der Fachkräfte zu Mitbestimmung die Qualität von Kindertageseinrichtungen. Das Recht, gehört zu werden steht auch schon den Jüngsten zu. Kitas haben mittlerweile einen Bildungsauftrag, dessen Kern auch die Demokratieförderung sein muss. Mitbestimmung wird damit ein Grundsatz der Pädagogik in Kindergärten" so Hofmann weiter.
Zudem brauchen Erzieherinnen und Erzieher Zeit für Dokumentation, Weiterbildung und Elternarbeit. Die sogenannte mittelbare pädagogische Arbeit anzuerkennen, würde enorme Qualitätssteigerung bewirken. Fachkräfte brauchen zusätzlich Zeit, um die Entwicklung der Kinder zu dokumentieren, um Fort- und Weiterbildungen zu besuchen, um gute Elternarbeit leisten zu können, um die Teamarbeit zu entwickeln und um Zusammenarbeit mit anderen Institutionen zu gestalten.
Außerdem müssen die Gehälter im Bereich der frühkindlichen Bildung deutlich angehoben werden. Und zwar sowohl in den Kitas als auch bei den Tagesmüttern. Wenn eine Umfrage des Bundesfamilienministeriums unter Tagesmüttern zu dem Ergebnis kommt, dass fast jede dritte von ihnen überlegt, aufgrund der geringen Entlohnung ihre Arbeit einzustellen, muss das alarmieren und zum Handeln zwingen. Und auch die vergleichsweise hohe Fluktuation in Kindertageseinrichtungen hängt neben den Belastungen durch schlechte Personalschlüssel mit vergleichsweise niedrigen Gehältern zusammen.
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