Kindertagesbetreuung

Baden-Württemberg: Rücknahme der geplanten Kürzungen in der Kindertagespflege gefordert

Das Kultusministerium plant Kürzungen von fast 25% der finanziellen Mittel für die Qualifizierung und Fortbildung von Tagespflegepersonen in Baden-Württemberg. Der Landesverband Kindertagespflege Baden-Württemberg e.V. verurteilt die geplante Kürzung scharf. Auch der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg warnt vor Einsparungen. Sie dürften auf keinen Fall zu Qualitätseinbußen in der Kinderbetreuung führen.

28.10.2016

Nach Auskunft des Landesverbandes Kindertagespflege soll die Verwaltungsvorschrift Kindertagespflege, in der die Finanzierung der Qualifizierung und Fortbildung von Tagespflegepersonen geregelt ist, von 2,3 Mio. Euro auf 1,75 Mio. Euro gekürzt werden. Das Kultusministerium beruft sich auf eine angebliche Doppelfinanzierung, die das Finanzministerium festgestellt habe, weshalb die Mittel zur Fortschreibung der Verwaltungsvorschrift nicht in voller Höhe freigegeben worden sind. Die Verwaltungsvorschrift geht in diesen Tagen in das Anhörungsverfahren.

Karin Keller, Vorstand des Landesverbandes Kindertagespflege, verurteilt die geplante Kürzung scharf: "Das Land Baden-Württemberg war und ist stolz auf seine innovative Politik in der Kindertagesbetreuung und das vorbildhafte Qualifizierungskonzept, das mit der Verwaltungsvorschrift festgeschrieben wird. Mit einer Kürzung der Mittel um fast ein Viertel für eben diese Qualifizierung werden die Fortschritte, die in den letzten Jahren erreicht wurden, rückgängig gemacht. Die politische Aussage dieses Entwurfes der VwW konterkariert alle gemeinsamen Anstrengungen und ist für den Landesverband und alle Tagespflegepersonen und Eltern im Land eine große Enttäuschung. Wir haben am Dienstag dieser Woche in einem Brandbrief an die Landesregierung diese Entwicklung scharf verurteilt und eine Rücknahme der Kürzungen gefordert."

Keller betont: "Der grün-schwarze Koalitionsvertrag verspricht, die Qualität der Kindertagespflege weiterzuentwickeln und ihre eigenständige Rolle zu stärken. Eltern, Tagespflegepersonen und Träger der Kindertagespflege fragen sich nun, wie aus dem Ziel der Qualitätsverbesserung eine Verschlechterung werden konnte. Tatsächlich wird durch die geplante Kürzung auf Kosten der Kinder Qualität und Quantität abgebaut. Schon 2013 stand eine Kürzung und angebliche Doppelfinanzierung im Raum. Dieser Vorwurf wurde von grün-rot klar entkräftet. Dass wir heute wieder vor derselben Problematik stehen, ist eine unfassbare Entwicklung und legt die Vermutung nah, dass an der frühkindlichen Bildung zugunsten von anderen Posten im Haushalt gespart werden soll."

"Für die frühkindliche Bildung brauchen wir auch in Baden-Württemberg ein qualitativ hochwertiges Betreuungsangebot. Dabei spielt die Kindertagespflege eine wichtige Rolle. Deshalb steht das Land in der Pflicht, Tagesmütter und Tagesväter entsprechend der stetig steigenden Qualitätsanforderungen zu qualifizieren. Eltern müssen sich auch in Zukunft darauf verlassen können, dass ihre Kinder in der Kindertagespflege die gleichen Bildungschancen und Fördermöglichkeiten bekommen, wie in einer Kindertageseinrichtung. Die geplanten Kürzungen in der Qualifizierung und Fortbildung von Tagespflegepersonen gehen letztendlich auf Kosten der Kinder. Das kann nicht im Sinne des  bildungspolitischen Kurses der Landesregierung sein", betont Ursel Wolfgramm, Vorstandsvorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg.

Die beiden Verbände fordern das Land auf, die Kindertagespflege in die Qualitätsentwicklung einzubeziehen und ihre eigenständige Rolle zu stärken, so wie es im Koalitionsvertrag festgeschrieben ist.

Seit fast fünf Jahren stagniert die laufende Geldleistung von Tagespflegepersonen – bei steigenden Kosten und Anforderungen. Der Landesverband Kindertagespflege verhandelt deshalb seit knapp einem Jahr über eine Erhöhung der laufenden Geldleistung. "Die Gespräche, die wir in letzter Zeit diesbezüglich mit den Regierungsfraktionen, den Kommunalen Landesverbänden, KVJS und Kultusministerium geführt haben, ließen uns in dem Glauben, dass wir auf einem guten Weg sind, eine Stufenlösung mit Kommunen und Land zu erreichen. Mit der angekündigten Kürzung werden diese Verhandlungen akut gefährdet", so Keller.

Die Vorstandsfrau kündigt ferner an, dass Eltern, Tagespflegepersonen und pädagogische Fachkräfte diese Entwicklung nicht tatenlos hinnehmen werden. Unter dem Motto "Die Kindertagespflege nicht trocken legen" sind landesweite Aktionen zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Kindertagespflege geplant.

Quelle: Landesverband Kindertagespflege Baden-Württemberg e.V. und Paritätischer Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg vom 27.10.2016

Redaktion: Kerstin Boller

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