Kindertagesbetreuung

Abschied vom Hortsystem - SOAL fordert auskömmliche Bedingungen für Betreuung an Schulen

Der Hamburger Traditions-Hort und Pilotstandort "Winklers Platz" muss schließen. 24 Jahre Erfahrung mit Kindern, Eltern und Schule sind vorbei. Ursache: Unterfinanzierung der Ganztagsstandorte

23.07.2013

Der Förderverein Schulkinderbetreuung Altona e. V. (Hort Winklers Platz) an der Schule Thadenstraße muss nach über 20 Jahren Hortarbeit zum Ende der Sommerferien seine Pforten schließen. Eltern, Kinder, Ehemalige, Vereinsmitglieder und Freunde verabschiedeten sich bei der Abschiedsfeier am 1. Juni. Vertreter der Schule Thadenstraße sind nicht gekommen. Bitter für eine Einrichtung, die in dem Stadtteil eine zentrale Rolle spielte. Die Kinder verlieren mit der Schließung einen für sie wichtigen multikulturellen Treffpunkt. Damit geht auch ein Stück Geschichte der Hortpädagogik in Altona Nord zu Ende.

Der Hort Winklers Platz hat mit seinen engagierten Pädagog/-innen viele Kinder aus den unterschiedlichsten Nationen in ihrem Schulalltag begleitet. Die Einrichtung bot den Kindern und Jugendlichen Rückzugsmöglichkeiten, verschiedene Interessensgruppen, Schularbeitenhilfe an. Es gab regelmäßige Freizeitangebote, Mittagessen, Ferienprogramme und gemeinsame Reisen. Elternarbeit spielte eine wichtige Rolle: Eltern wurden in Erziehungsfragen und in schwierigen Schulfragen beraten. Die Einrichtung hatte erfolgreich das SOALQE-Qualitätsentwicklungsverfahren absolviert. Die Mitarbeiter/-inen arbeiteten auf einem hohen professionellen Niveau.

Als die Schule 2010 in den gebundenen Ganztag gestartet ist, hat sich der Hort am Winklers Platz als Pilotstandort mit auf den Weg gemacht. Gemeinsam mit der Schule wurde ein Modell entwickelt, in dem die PädagogInnen des Trägers auch im Ganztag eingebunden waren. Bald wurde klar: Für den Verein, der seine MitarbeiterInnen grundsätzlich tariflich bezahlt, ist das ein Zuschussgeschäft. Das von Schulbehörde für eine Erzieherstelle vorgesehene Geld reichte nicht aus. Die Einbindung in den Schulalltag bedeutete oft, dass die Anliegen und Ideen der langjährigen Hortpädagogen hintenanstehen mussten. Bittere Konsequenz ist die Schließung der Einrichtung.

Diese Erfahrungen sind kein Einzelfall. Dabei mangelt es nicht am Willen von Seiten der Schulen oder der Träger. Das System der Betreuung im gebundenen Ganztag ist auf einem Mangel an Zeit und Geld aufgebaut. Eine wertschätzende Zusammenarbeit auf „Augenhöhe“ ist unter diesen Umständen nicht möglich. Unter anderem weil für die Jugendhilfeträger keine Leitungsstunden vorgesehen sind.

SOAL ruft den Senat und die zuständigen Behörden auf, diesen Mangel umgehend zu beseitigen:

  • Jugendhilfeträger, die im Ganztag kooperieren brauchen eine auskömmliche Refinanzierung ihrer Personalkosten.

  • An jedem Standort müssen Leitungsstunden vorgesehen sein, damit die Kooperation überhaupt funktionieren kann.

  • Die Zusammenarbeit zwischen Schule und Jugendhilfe in GBS und GTS braucht eine neue Kultur des wertschätzenden Umgangs miteinander. Dazu sind Zeit und eine angemessene Begleitung des Kooperationsprozesses durch Fachberatung, Moderation oder ggf. Mediation notwendig.

Es wäre ein wichtiges Zeichen seitens des Senats, die langjährige hervorragende Arbeit der Horte und das Engagement der PädagogInnen in diesem Bereich zu würdigen. Es darf nicht als selbstverständlich hingenommen werden, dass hunderte Hort-PädagogInnen stillschweigend eine umfassende Veränderung ihres bisherigen Arbeitsfeldes bewältigen. Die GBS-Kooperationspartner der Grundschulen versuchen unter zum Teil schwierigen Voraussetzungen an den Standorten die bestmögliche Betreuung für die Schulkinder zu organisieren. Das sollte dringend honoriert werden.

Rückfragen richten Sie bitte an Sabine Kümmerle Tel.: 040 – 432 584 14 oder Elimar Sturmhoebel Tel.: 040 – 432 584 11; <link mail window for sending>info@soal.de, Große Bergstraße 154, 22767 Hamburg

Quelle: SOAL vom 23. Juli 2013

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