Jugendsozialarbeit
Vertreter von Jugendwohnheimen verweisen auf Investitionsbedarfe
„Wir sind den steigenden Kapazitätsanforderungen nicht gewachsen. Die bereits bestehenden Jugendwohnheime müssen nicht nur saniert werden, wir brauchen auch ein bundesweit flächendeckendes Netz“, so das Fazit des zweitägigen Workshops zur Zunftsentwicklung des Jugendwohnens.
22.01.2010
Rund 50 VetreterInnen von Jugendwohnheimen trafen sich vom 13. bis 14. Januar 2010 im Bildungs- und Technologiezentrum(BTZ) der Handwerkskammer Halle zum zweiten von insgesamt vier Workshops. Es handelt sich hierbei um eine Veranstaltung des Projektes „leben.lernen.chancen nutzen.“ unter Mitwirkung des Instituts für sozialpädagogische Forschung Mainz e.V. (ism).
„Ziel des Workshops war es, einen Überblick zu Trends und Entwicklungen im Ausbildungsbereich zu geben und darüber zu diskutieren. Hierbei wurde schnell klar, dass berufsbedingte Mobilität und die Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen für die Zukunft beruflicher Bildung höchste Priorität haben muss“, bestätigt Projektleiter Andreas Finke. „Wir möchten, dass der Handlungsbedarf seitens der Politik klar erkannt wird. Es kann und darf nicht angehen, dass BlockschülerInnen in nur neun von 16 Bundesländern bei auswärtiger Unterbringung bezuschusst werden - und dies mit völlig unterschiedlichen Kostensätzen, sieben Länder gewähren sogar überhaupt keine Zuschüsse. Und dies, obwohl der bayerische Verfassungsgerichtshof seit 1987 feststellt, dass sie von den Mehrkosten der auswärtigen Unterbringung durch die Zentralisierung von Fachklassen nicht benachteiligt werden dürfen.“ Finke verweist in diesem Zusammenhang weiterhin auf den Umstand, dass Bund und Länder seit 1975 Zuschüsse für Internate der überbetrieblichen Ausbildungsstätten gewähren, währenddessen Jugendwohnheime, die Blockschüler beherbergen, nicht von diesen Zuschüssen erfasst sind.
Fundierte Grundlage für die moderierten Tischgruppengespräche lieferten die Fachbeiträge von Elisabeth Schmutz und Laura de Paz Martinez vom ism. Im Fokus standen hierbei strukturelle Veränderungen hinsichtlich der Modularisierungen von Ausbildungsgängen, die Zentralisierung von Berufsschulen sowie der wissenschaftlich belegte demographische Wandel. In den Gruppen wurde eifrig diskutiert, wie man den zu erwartenden Entwicklungen angemessen begegnen könne. Einig waren sich alle darin, dass der allen gemeinsame Bildungsauftrag zu wenig gewürdigt werde und dass die Politik gefordert sei, deutliche Zeichen zu setzen. „Gerade die Gruppenrunden haben gezeigt, wie hoch der Gesprächsbedarf zum Jugendwohnen ist“, erklärt Andreas Finke und verspricht: „ Die Diskussionsergebnisse werden wir für die Weiterentwicklung eines fachlichen Leistungskonzeptes und einer Vertiefung der Kooperationsbeziehungen zwischen den beteiligten Partnern nutzen.“
An über 500 Standorten in Deutschland bieten Jugendwohnheime jungen Menschen zwischen 14 und 27 Jahren, die während ihrer schulischen Ausbildung nicht länger zu Hause wohnen können, Unterkunft, Verpflegung und sozialpädagogische Begleitung. Es ist ein Unterstützungsangebot, das jährlich von mehr als 200.000 Jugendlichen in Anspruch genommen wird. Durchschnittlich 20 von 1.000 der o.g. Altersgruppe in Deutschland nutzen das Jugendwohnen. Fast 60 Prozent von ihnen sind minderjährig. Als Kombination von Unterkunft mit Verpflegung und sozialpädagogischer Begleitung ist das Jugendwohnen damit nachweislich das kohärente Angebot im Sinne junger Menschen, deren Eltern und von Ausbildungsbetrieben.
Quelle: Projekt Jugendwohnen
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