Jugendsozialarbeit

Pilgern zählt zu Top-EU-Projekten in der Jugendarbeit

Ein von der Fachhochschule Dresden wissenschaftlich begleitetes Programm zur Resozialisation wurde als besonders positives und erfolgreiches Projekt in der Jugendarbeit vom EU-Programm „Erasmus+ Youth in Action“ ausgewählt. Es darf sich deshalb auf einer EU-weiter Konferenz vom 20. bis 22. Februar 2019 in Berlin präsentieren.

21.02.2019

Schon seit 2012 schickt die Sächsische Jugendstiftung, wissenschaftlich begleitet von der Fachhochschule Dresden (FHD), junge Straftäter mit Betreuern auf einwöchige Pilgerreisen. Ohne Handy und ohne Alkohol laufen sie zu Fuß von Station zu Station und leisten vor Ort gemeinnützige Arbeit. Das Resozialisationsprogramm ist jetzt als besonders positives und erfolgreiches Projekt in der Jugendarbeit vom EU-Programm „Erasmus+ Youth in Action“ ausgewählt worden und darf sich bei der Konferenz "KA2 NOW - Innovation in Youth Work" in Berlin vom 20. bis 22. Februar Jugendsozialarbeitern aus ganz Europa vorstellen.

Gutes Beispiel für Theorie-Praxis-Bezug

Die Konferenz in der Alten Börse in Berlin-Marzahn ist die erste ihrer Art und bringt die verschiedensten Akteure innovativer Hilfsprojekte für benachteiligte Jugendliche aus ganz Europa zusammen. Zweieinhalb Tage lang werden dort die Ergebnisse der ausgewählten Programme dem Fachpublikum präsentiert. Über 130 Teilnehmende haben sich angesagt. „Zu der Konferenz eingeladen zu werden, ist eine große Ehre für uns“, freut sich Projektkoordinator Dipl.-Soz. Karsten König von der FHD. Das Pilgerprojekt der FHD wurde aufgrund seiner besonders innovativen Ausrichtung, der besonderen Sichtbarkeit und der guten Verzahnung von Theorie und Praxis für eine Vorstellung auf der Konferenz ausgewählt. „Die Tagung ist eine gute Gelegenheit, für die spezielle Methodik der Pilgerwanderungen für junge Straftäter zu werben, noch dazu, wo das Projekt nun schon seit Jahren in mehreren europäischen Ländern messbare Erfolge bei der Resozialisierung junger Menschen vorweisen kann.“

Maßnahme an fünf intensiven Tagen

Bereits seit über 20 Jahren gibt es diese Art der Resozialisierungsmaßnahme beispielsweise bereits in Belgien und in Frankreich. Während dort der Weg, begleitet von Ehrenamtlichen, drei Monate dauert und mehrere tausend Kilometer bewältigt werden, dauert der Kurs in Sachsen nur fünf Tage. „Dafür ist er viel intensiver und wird generell von zwei Betreuern begleitet. So läuft eine Gruppe von maximal sechs Teilnehmenden immer mit einem ausgebildeten Trainer und einem sogenannten Paten. Das kann ein Jugendrichter oder ein Mitarbeiter der Jugendgerichtshilfe, eines sozialen Trägers oder der Arbeitsagentur sein“, berichtet König. „Wird ein junger Straftäter etwa zu 60 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt, so ist der Fünf-Tages-Kurs mit drei Tagen Laufen und zwei Tagen Arbeit eine passende Option.“

Zeit für intensive Gespräche und Gedanken

Insgesamt, das konnten Prof. Dr. Yvonne Knospe und Dipl.-Soz. Karsten König gemeinsam mit Partnern aus Belgien, Frankreich, Italien und Deutschland zeigen, hat das sozialpädagogische Pilgern eine positive Wirkung auf Jugendliche mit schwierigen Lebenslagen. Das monotone Laufen fern jeder Ablenkung fördert das Nachdenken. Das gemeinsame Arbeiten mit sichtbaren Ergebnissen sensibilisiert darüber hinaus für sinnvolle Tätigkeiten. Außerdem eröffnet die Begegnung mit fremden und unvoreingenommenen Menschen neue Sichtweisen auf das Leben und es gibt viel Zeit für intensive Einzelgespräche. „Die jungen Menschen erfahren eine biografische Auszeit, und zusätzlich stärkt die durchaus anstrengende Tour das Selbstbewusstsein“, so König, der an der FHD auch die Vernetzung aller Pilgerprogramme in Europa organisiert.

In Berlin stellt König die zentralen Ergebnisse des internationalen Projekts vor. Rund 30 ausgewählte europäische Projekte zur Arbeit mit benachteiligten Jugendlichen werden auf der Tagung präsentiert. Darüber hinaus werden Trends und Herausforderungen in der Jugendhilfe diskutiert und Ansätze für innovative Jugendarbeit weiterentwickelt.

Weiterführende Informationen

Quelle: Fachhochschule Dresden (FHD) vom 18.02.2019

Redaktion: Kerstin Boller

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