Jugendsozialarbeit

Neues Kooperationsprojekt in Pinneberg verbessert Chancen von straffällig gewordenen Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt

Schleswig-Holsteins Justizstaatssekretär Heinz Maurus hat heute in Pinneberg den Startschuss für ein neues Kooperationsprojekt gegen Jugendkriminalität gegeben.

24.09.2009

"Das Projekt soll jungen Menschen, die auf die schiefe Bahn geraten sind, eine Chance geben, im Arbeitsleben Fuß zu fassen", sagte Maurus bei der Vorstellung des Projektes. Bei dem Modellvorhaben arbeiten erstmals verschiedene Ministerien (Justiz- und Arbeitsministerium, Jugendministerium sowie Innenministerium) mit Staatsanwaltschaften, Polizei, Agentur für Arbeit, Arbeitsgemeinschaft SGB II und Jugendamt zusammen. "Vor dem Hintergrund der jüngsten Straftaten wie beispielsweise in München wird viel diskutiert. Schleswig-Holstein handelt und bietet mit diesem Projekt Hilfen gerade für solche Jugendliche an, die ohne Unterstützung den Halt verlieren könnten".

Durch die Zusammenarbeit sollen Arbeitsagentur und ARGE schneller und gezielter Kontakt zu gefährdeten Jugendlichen aufnehmen, um ihnen über Qualifizierungsangebote einen Weg in eine Ausbildung oder einen Arbeitsplatz zu eröffnen. Der Jugendrichter hat dann die Möglichkeit, statt einer Strafe ein solches Qualifizierungsangebot (Leistungen aus dem SGB II und dem SGB III) als Auflage zu verhängen. "Viele auffällige oder bereits straffällig gewordene Jugendliche wenden sich von den Bildungsmöglichkeiten für einen Ausbildungsplatz oder einen festen Job ab. Wir wollen erreichen, dass ARGE und Arbeitsagentur an diese Jugendlichen herankommen, um sie auf einen Weg zu bringen, der heraus aus der Kriminalitätsspirale und hinein in die Aussicht auf einen Arbeitsplatz führt", betonte Maurus.

Hinter dem Projekt stecke vor allem die Erkenntnis, dass Heranwachsende ohne feste Tagesstruktur anfälliger für Straftaten seien. Das Projekt bemüht sich darum, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, indem geeignete Jugendliche, die einer Straftat verdächtig werden und daher in Kontakt mit der Jugendgerichtshilfe treten, an die ARGE und die Agentur für Arbeit vermittelt werden.

Hält die Jugendgerichtshilfe die vorgeschlagenen Qualifizierungsmaßnahmen ihrerseits für pädagogisch sinnvoll, kann sie diese in einem Jugendstrafverfahren der Jugendrichterin oder dem Jugendrichter zum Beispiel als eine geeignete Weisung vorschlagen. Das Jugendgericht hat die Möglichkeit, diese Weisung in einem Urteil verbindlich anzuordnen.

Auf diese Weise wächst für den verurteilten Jugendlichen die Motivation, an einer sinnvollen arbeitsmarktintegrierenden Maßnahme auch tatsächlich teilzunehmen, da andernfalls der Jugendarrest droht. Das Projekt wird zunächst auf der Grundlage einer Handlungsempfehlung im Kreisgebiet Pinneberg erprobt. "In einzelnen Fällen gab es auch bisher schon eine gute Zusammenarbeit zwischen Arbeitsverwaltung und Jugendgerichtshilfe. Dieses übergreifende Projekt gibt nun den Anstoß, die bisherige Kooperation flächendeckender zu betreiben und die Integration in den Arbeitsmarkt stärker in den Blick zu nehmen", erklärte der Landrat des Kreises Pinneberg Dr. Wolfgang Grimme.

Oberstaatsanwalt Ralph Döpper von der Staatsanwaltschaft Itzehoe betonte, dieses Projekt biete vor allem für den Bereich der so genannten mittleren Kriminalität, bei der die Folge regelmäßig nicht die Verhängung von Jugendstrafe ohne Bewährung ist, der Jugendstrafjustiz eine wertvolle Unterstützung. "ARGE--Arbeitsgemeinschaft und Agentur für Arbeit bringen in verbindlicher Weise ihre Fachkompetenz und die ihnen zur Verfügung stehenden Maßnahmen in das Verfahren ein, um eine erneute Straffälligkeit des Jugendlichen oder Heranwachsenden oder gar das Abgleiten in eine kriminelle Karriere zu verhindern".

Nach Worten von Thomas Kenntemich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Elmshorn, hat jeder Jugendliche Talente, "auch in dieser Zielgruppe". "Wir wollen sie erkennen und gezielt fördern, denn in naher Zukunft werden wir auch diese jungen Menschen als Fachkräfte am Arbeitsmarkt dringend benötigen", so Kenntemich. "Auf ihrem Weg ins Berufsleben müssen diese Jugendlichen viele Hürden überwinden und erhalten wenig Unterstützung aus ihrem eigenen sozialen Umfeld. Durch gut abgestimmte Arbeit innerhalb des Netzwerkes wollen wir helfen, sie erfolgreich in den Arbeitsmarkt und unsere Gesellschaft zu integrieren".

Quelle: Ministerium für Justiz, Arbeit und Europa Schleswig-Holstein

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