Jugendsozialarbeit

Mobile Jugendarbeit erreicht mehr als 19.000 benachteiligte Jugendliche in Baden-Württemberg

Der Abbau von Benachteiligungen und die schulische, berufliche und soziale Integration beziehungsweise Reintegration von gefährdeten Jugendlichen und jungen Erwachsenen liegt der Landesregierung besonders am Herzen.

09.12.2009

„Wir müssen um jeden jungen Menschen kämpfen“, sagte Arbeits- und Sozialministerin Dr. Monika Stolz am 7. Dezember in Stuttgart. Die Ministerin stellte die Ergebnisse der Erhebung zum Landesförderprogramm „Mobile Jugendarbeit in Problemgebieten“ vor. „Gerade die sogenannten Problemfälle, also Jugendliche, die von Ausgrenzung betroffen sind und die meistens von den herkömmlichen Angeboten der Jugendhilfe nicht mehr erreicht werden, brauchen unsere Unterstützung.“

Für diese Zielgruppe fördert das Land Baden-Württemberg schon seit langem die Mobile Jugendarbeit. Dies ist eine besondere Form der Jugendsozialarbeit, die die Jugendlichen vor Ort an ihren Treffpunkten und in ihren Cliquen aufsucht und dadurch einen niedrigschwelligen Zugang zu den jungen Menschen ermöglicht. Die Basis für die Arbeit der sogenannten Streetworker mit den Jugendlichen ist der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses. Mit Hilfe dieser Fachkräfte sollen die Jugendlichen wieder in die Gesellschaft, in Schule, Ausbildung oder Beruf integriert werden und dadurch eine Zukunftsperspektive erhalten.

Um Aufschluss über den Ausbau der Mobilen Jugendarbeit im Land und zur Lebenslage der betreuten Jugendlichen zu erhalten, hat das Ministerium für Arbeit und Soziales Baden-Württemberg die Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit/Streetwork Baden-Württemberg beauftragt, eine Erhebung zum Landesförderprogramm „Mobile Jugendarbeit in Problemgebieten“ durchzuführen. Nach den nun vorliegenden Zahlen gibt es in knapp drei Viertel der Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg Einrichtungen der Mobilen Jugendarbeit, davon 80 Prozent in Groß- und Mittelstädten sowie 20 Prozent in Kleinstädten und im ländlichen Raum.

Im Jahr 2008 waren 240 sozialpädagogische Fachkräfte in 112 Einrichtungen tätig. Die erhobenen Daten zeigen, dass das Klientel der Mobilen Jugendarbeit überwiegend männliche Jugendliche (64 Prozent) mit Migrationshintergrund (70 Prozent) sind. Der Altersschwerpunkt der Betreuten lag mit 68 Prozent bei den 14- bis 20-Jährigen, jeweils 16 Prozent waren unter 14 und über 20 Jahre alt. Die Hälfte der Betreuten besuchte eine Haupt- oder Förderschule oder absolvierte ein Berufsvorbereitungsjahr; ein Achtel war arbeitslos. Nur 3 Prozent der Betreuten besuchte ein Gymnasium. Zudem zeigen die erhobenen Daten, dass viele dieser jungen Menschen mehrfach problembelastet sind. Dabei dominieren besondere Schwierigkeiten in Bezug auf Ausbildung und Arbeit sowie im Zusammenhang mit der Familiensituation aber auch mit Alkoholkonsum, Gewalt und Delinquenz. Weitere Belastungsfaktoren sind Drogenkonsum, Schulden, psychische Auffälligkeiten und Schulabbrüche sowie schwierige Wohnsituationen.

„Diese Zahlen zeigen, dass wir mit unseren Anstrengungen nicht nachlassen dürfen“, sagte die Ministerin. „Das Konzept der Mobilen Jugendarbeit ist eine innovative Antwort auf die Probleme der Zeit. Eine vor wenigen Wochen vorgestellte wissenschaftliche Studie der Uni Tübingen über die Effekte der Mobilen Jugendarbeit hat die nachhaltigen positiven Auswirkungen auf die betreuten Jugendlichen bestätigt.“ Die Landesregierung habe im Zusammenhang mit der Erneuerung des Ausbildungsbündnisses mit der Wirtschaft die Fördermittel für die Mobile Jugendarbeit seit 2007 beträchtlich aufgestockt. Damit konnte die Zahl der geförderten Vollzeitstellen von ehemals 120 auf mittlerweile über 200 Stellen ausgebaut werden. Jede Vollzeitstelle wird derzeit mit 11.000 Euro gefördert. „Unser Ziel für eine adäquate landesweite Versorgung sind rund 220 Stellen“, so Monika Stolz weiter. „Für den weiteren Ausbau und die Bestandserhaltung brauchen wir auch in Zukunft eine solide Finanzausstattung. Dieses Geld ist gut angelegt. Neben dem Gewinn für jeden einzelnen Jugendlichen erspart die engagierte und erfolgreiche Arbeit der Streetworker der Mobilen Jugendarbeit der Gesellschaft hohe Folgekosten wie beispielsweise Jugendhilfe- und Sozialleistungen.

Quelle: Ministerium für Arbeit und Soziales Baden-Württemberg

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